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WURZERHOF

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JULI/AUGUST 2015

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ten sie selbst. Die Geräte kann

man heute in unserer

Machlkammer besichtigen.“

Betrieben wurde der Hof in die-

ser Form bis zu Sepps Großva-

ter Thaddäus. „Einen Hof in St.

Veit hatte der Großvater damals

dazu gekauft. Er teilte aber

schon ziemlich viel auf. Dann

übernahm mein Vater Sepp

den Hof. Die Arbeit wurde je-

doch teuer. Mühle und Säge-

werk legte er in Folge still und

stellte auf Fleckviehzucht und

Milchwirtschaft um. Doch Gott

sei Dank riss er keine Gebäude

ab. 17 Mühlen waren einst hier

im Tal. Unsere Mühle ist die

einzige, die noch steht.“

Sepp ist das älteste von vier

Kindern und musste immer viel

auf dem Hof arbeiten. „Aber

als vorgesehener Hofüber-

nehmer mit wenig Lohn.“ Mit

ca. 22 Jahren ging er deshalb

als Fernfahrer nach Kufstein.

„Eines schönen Tages kamen

Bürgermeister sowie Vertreter

der Bank und Landwirtschafts-

kammer zu mir. Sie legten mir

nahe, mich um den Wurzerhof

zu kümmern, der aufgrund von

Schulden und fehlenden

Arbeitskräften beim Nieder-

gang war.“

Entscheidung für

Wurzerhof

„Ich kehrte wieder heim – da-

mals war ich 39 Jahre alt. Der

Hof und das Drumherum waren

ziemlich verfallen. Mein Vater

war ja komplett alleine auf dem

Hof. Er war völlig überfordert.“

Sepp wollte den Hof an jeman-

den von auswärts (für viel

Geld) verkaufen. „Das Tiroler

Höfegesetz hinderte mich je-

doch daran. Zuerst war ich ent-

täuscht darüber, heute bin ich

sehr froh, dass ich nicht ver-

kaufen konnte.“ Kurze Zeit

später kam er mit dem Heimat-

pflegeverein Villgraten und

Sepp Leiter mit Frau Vroni und Tochter Elena.

dem Denkmalamt ins Gespräch.

„Sie wollten mir beim Herrich-

ten der musealen Objekte hel-

fen.“ Deshalb wohl konnte

Sepp auch dem verlockenden

Angebot eines Düsseldorfer

Geschäftsmannes widerstehen.

„Obwohl ich das Geld damals

sehr notwendig für die Erhal-

tung des Hofes gebraucht hätte.

Er wollte mir die Mühle um

eine Million Schilling abkaufen

und sie neben seiner Firma in

Deutschland aufstellen.“ Mit

dem Villgrater Heimatpflege-

verein gemeinsam restaurierte

man 2001 die Mühle, die

Schmiede, die Machlkammer,

die Waschütte und Selche, dann

die Kapelle im Jahr 2004. „Die

Frage war dann, was ich mit

dem großen Wohnhaus mache.

Zum Ensemble gehört auch die Mühle, die wieder voll im Betrieb ist,

worauf Hausherr Sepp Leiter sehr stolz ist.

Zahlreiche bäuerliche Gerätschaften, die einst auf demWurzerhof hergestellt wurden, kann man im haus-

eigenen Museum besichtigen.