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SOZIALPROJEKT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2014
12
Anras. Seit 2009 arbeitet sie im
„Alexihaus“ als Sozialarbeiterin
in Vollzeit und hatte die Idee, die
vier Männer für einige Tage mit
auf die Oberhaus Alm im Defer-
eggental zu nehmen, um sie dort
zu beschäftigen und sie somit aus
ihrem tristen Alltag zu reißen.
Medikamente waren
überflüssig
Nach Absprache mit Hans-
Peter Wurnitsch („Trattl“) aus
Oberlienz, Obmann der Agrar-
gemeinschaft Oberhaus Alm,
und ihrem Chef in Innsbruck
wurde die Idee im heurigen
Sommer umgesetzt. Die Män-
ner kamen mit auf die Alm, wo
Liss seit einigen Sommern als
Hirtin arbeitet. Mit dabei war
auch Stephan Pirker (42). Er ist
ausgebildeter Pflegehelfer und
Arbeitskollege von Liss in
Innsbruck.
„Wir reparierten mit unseren
Klienten Zäune. Sie hatten die
Fähigkeiten dafür – etwa mit
Säge, Schlegel usw. richtig
umzugehen“, erzählt Liss. Was
das Schönste für die Anraserin
Die vier Männer heißen Chris-
tian, Christian, Christian und
Franz (Mitte 30 bis Mitte 60) und
sind aus unterschiedlichen Grün-
den in ihrem Leben gestrandet
bzw. obdachlos geworden. Sie
schafften es nicht mehr aus eige-
ner Kraft für ein Dach über den
Kopf zu sorgen. Von der Woh-
nungslosenhilfe der Innsbrucker
Sozialen Dienste in Innsbruck
wurden sie dann aufgefangen.
Seitdem leben sie in der Obdach-
loseneinrichtung „Alexihaus“.
Sie waren alle einst berufstätig
und sind teilweise auch höher ge-
bildet. Die meisten fielen auf-
grund psychiatrischer Probleme
aus der Arbeitswelt heraus. Einer
der Männer ist Diplomingenieur,
hatte sein eigenes Unternehmen,
das allerdings in den Konkurs
schlitterte. „Ein Klient lebt schon
seit zwölf Jahren in unserem
Haus, ein anderer erst seit zwei
Monaten“, erzählt Liss Fuchs aus
Hirtin und Sozialarbeiterin Liss Fuchs aus Anras wagte sich mit Landwirt
Hans-Peter Wurnitsch auf der Oberhaus Alm an ein besonderes und
erstmaliges Projekt in Osttirol: Sie nahm vier im Leben „gestrandete“
Männer auf die Alm mit und bot ihnen dort Arbeit und Bestätigung.
Mit den Christians und de
Liss Fuchs und
Kollege Stephan
Pirker (links
stehend) mit den
Klienten der
Obdachlosen-
einrichtung.
Das Arbeiten auf der Alm stellte
für die Männer eine große und
wertvolle Abwechslung dar.
„Sie waren wie ausgewechselt“,
erzählt Liss Fuchs.