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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
18. AUGUST 2014
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Tu Gutes und sprich darüber!
Denn wenn es keiner weiß, tut sich nichts!
Angelika Gruber,
Spittal:
Sie ist Mutter eines besonderen Kindes und weiß daher gut, wie teuer Therapiekosten, Behelfe aller Art und Medikamente sind.
Sprit-Kosten, Zeitaufwand und Organisation: Um das Kind optimal zu fördern, muss man vieles unter einen Hut bringen. Angelika
Gruber schafft nicht nur das, sie macht auch noch „Musikausbildung mit Herz“.
Vor sieben Jahren grün-
dete die Akkordeonlehre-
rin das integrative Ensemble
„Bären­stark“. Rund 35 Musik­
schüler in den Musikschu-
len Spittal-Baldramsdorf und
Obervellach spielen in die-
ser ­Akkordeon- und Ensem-
bleklasse mit dem Klassen-
motto ­„Musikausbildung mit
Herz“. Darunter sind derzeit
drei Jugendliche mit beson-
deren Bedürfnissen. Sie spie-
len alles, was spielbar ist, sind
in die normale Musikschul­
arbeit integriert, machen
ihre Hausaufgaben wie alle
anderen
Akkordeonschü-
ler auch – und alle gemein-
sam haben­in den letzten drei
Jahren hohe Geldbeträge lu-
kriert, die so­zialen Zwecken
im Raum Oberkärnten zugu-
te kommen. „Wir gestalten
Gottesdienste, bieten gegen
freiwillige Spenden dem je-
weiligen Gottesdienst-Motto
entsprechend selbst Gebas­
teltes an, spielen z. B. bei Ge-
burtstagsfeiern oder Jubiläen,
backen und richten Brote für
das Pfarrcafe“, erklärt Ange-
lika Gruber. Der gesamte Er-
lös wird gespendet. 2011/12
erging der Spendenbetrag
von 1.100 Euro an das Inte-
grationszentrum
Seebach.
­Allein im letzten Jahr wurde
mit dem Gesamtspendenbetrag
von 3.000 Euro einem Seebach-
Kind ein Action-Camp-Urlaub
ermög­licht, „Ein Herz für Kin-
der“ ­bedacht, 1.460 Euro bekam
der
Behinderten-Sportverein
Spittal­und 1.000 Euro gingen an
das Therapiezentrum Seebach-
Logo­pädie. In diesem Jahr wur-
den der Organisation „Ein Herz
für Kinder“ 200 Euro, der Le-
benshilfe Spittal 1.000 Euro und
dem Verein „Netzwerk Kolibri –
Oberes Mölltal“ 1.800 Euro zur
Verfügung gestellt. „Auf diesem
Wege möchte ich mich bei mei-
nen Akkordeon- und Ensemble-
schülern der Musikschule Spit-
tal/Baldramsdorf und Obervel-
lach und deren Eltern für die
tolle Zusammenarbeit, ohne
dies alles nicht möglich wäre,
bedanken!“, so Angelika Gruber.
Langer Weg
Die Akkordeon- und Ensemble-
schüler sind mit viel Eifer da-
bei, sagt Angelika Gruber voll
Stolz. Sie spürt auch, wie gut
der Applaus all ihren Schülern
tut. Wie sie an Selbstsicherheit
gewinnen. „Es war ein ­langer
Weg, aber die Sensibilisierung
der Schüler und Eltern ist ge-
lungen“, freut sie sich. „Inte-
gration heißt für mich nicht,
besondere Menschen zu dul-
den. ­Integration heißt vielmehr:
­Jeder Mensch ist wichtig!“ Na-
türlich sei ein gewisser Egois-
mus und Konsequenz absolut
wichtig, sagt die Mutter von
zwei Söhnen, von denen der
17-jährige Thomas beeinträch-
tigt ist. Worüber sie sich är-
gern kann? „Wenn jemand an-
merkt, dass sich das Kind die
Schuhe nicht selber zubindet.
Keiner lässt sich mit 17 Jahren
gerne dabei helfen!“ Dennoch
schöpft sie sehr viel Kraft aus
den schönen Momenten. Auch
Geschwis­terkinder leiden unter
der Situation, weiß Gruber, sie
können aber auch davon profi-
tieren. So hat sie einmal zu ih-
rem 20-jährigen Sohn Peter ge-
sagt: „Du, deine Freunde sind
alle so nett zu Thomas, gehen
mit ihm so normal und unbe-
schwert um. Peter erwiderte:
„Mama, sonst wären es nicht
meine Freunde!“ Das war ein
Satz, der wohl alles sagt und
der sie sehr stolz auf ihren
großen Sohn macht.
Wertschätzung
Ein ganz besonderes Erlebnis
war für Angelika Gruber die
Verleihung des „Kiwanis-Preis
2011“. „Da habe ich zum ers­
ten Mal für mich, meine Ar-
beit und vor allem für die be-
einträchtigten Schüler Wert-
schätzung erfahren“, erzählt
sie. Mit dem Preisgeld wur-
den Instrumente gekauft.
Was ihr jedoch immer wie-
der auffällt und was sie sehr
schade findet, ist, dass zwi-
schen Eltern von besonderen
Kindern häufig zu wenig Aus-
tausch stattfindet, Offenheit
und Ehrlichkeit fehlen. Und
dennoch macht sie weiter.
Denn ihr Lebensziel ist: „Auch
wenn ich am Ende meines
Lebens nicht alles geschafft
habe, versucht habe ich es!“
Vor wenigen Tagen überreichte Angelika Gruber 1.800 Euro an das „Netzwerk Kolibri – Oberes Mölltal“.