Seite 15 - VO_2014_02

Basic HTML-Version

15
Oberkärntner
Volltreffer
26. mai 2014
CHRONIK
29640
SaiSonkarte
SchloSS Bruck
€ 12,50
9900 Lienz, Schlossberg 1
T +43 4852 62580
www.museum-schlossbruck.at
5 AuSSTeLLungen
MAi - OkTOber
12267
Erstes Geigenbau-Museum
Am 1. Juni werden in Liesing das „Johann Lexer Geigenbaumuseum“ und die „An-
dreas Niggler Schusterwerkstatt“ eröffnet.
Weit über 1.000
bespielbare Geigen
und Ziergeigen hat
Johann Lexer her-
gestellt. Er hat sich
dieses Handwerk
als Autodidakt an-
geeignet. „Seine
Lieblingsgeige war
die ’Stainer Gei-
ge‘“, erzählt Hel-
mut Lexer, der in
den letzten Mona-
ten viele neue Ent-
deckungen
zum
Lebenswerk sei-
nes Vaters gemacht hat. Die äl-
teste „Lexergeige“ stammt aus
dem Jahre 1925. Johann Lexer
baute nicht nur Geigen, in sei-
nem Nachlass sind auch Harfen
und sogar eine Gitarre zu fin-
den. „Bemerkenswert ist“, sagt
Helmut Lexer, „dass unser Vater
auch dasWerkzeug zum Geigen-
bau aus Holz selber anfer­tigte.
Die benötigten Eisenteile stam-
men aus der Hand des örtlichen
Schmiedes Johann Guggenber-
ger.“ Johann Lexer hat über je-
des Instrument genau Protokoll
geführt. Bis zur fertigen Gei-
ge waren es für Lexer 96 Tätig-
keiten. In einem eigenen Buch
steht geschrieben, woher das
Holz bezogen, wann die Gei-
ge gebaut und für wen das Mu-
sikinstrument angefertigt wur-
de. Lexer hat aber auch an sei-
nen eigenen letzten Tag gedacht.
Er fertigte eine schwarze Geige
an, die man ihm auf seinem letz-
ten irdischen Weg mitgeben hät-
te sollen. „Mein Vater ist 1980
plötzlich verstorben“, erzählt
Sohn Helmut. Niemand dachte
an die schwarze Geige und so
blieb sie für das Museum erhal-
ten. Johann Lexer war auch ein
ausgezeichneter Musiker und
Komponist. „Hoch Lesachtal“
und „Mein Heimattal“ zählen zu
seinen bekanntesten Kompositi-
onen für Blasmusiker. Daneben
stammen noch über einhundert
Polkas und Walzer von ihm, für
Streicher schrieb er das „Früh-
lingsquartett“ und ein Requiem
für Streicher und Gesang. Im
Geigenbaumuseum im Dachge-
schoß der Volksmusik­akademie
Lesachtal werden nicht nur Gei-
gen ausgestellt, auch die Werk-
statt, die sich Lexer­ in sei­-
nem Haus ab 1954
eingerichtet hat,
wurde originalge-
treu nachgebaut.
Schuster­
werkstatt
1995
verstarb
der letzte Schu-
ster in Liesing.
Seine Werkstatt,
gleich neben der
Vo l ksmus i kaka -
demie Lesachtal,
blieb seit damals
Werkstatt. Andreas
Niggler lernte das
Handwerk ab dem Jahre 1927
im Pinzgau. Seine Gesellenjahre
folgten in Bischofshofen, Lienz
und Liesing, wo schon sein Vater
als Schuhmacher tätig war. 1939
legte Niggler die Meisterprü-
fung ab und wurde selbstständig.
Trotz der geänderten Ansprü-
che blieb Niggler ein Schuhma-
cher und -händler „alten Stils“
bis zu seiner Pensionierung
1978. Seine­ Werkstatt beließ
der Schus­ter im altgewohnten
Zustand. „Vielleicht interes-
siert sich später einmal jemand,
wie man das Handwerk betrie-
ben und welche Schuh-Handar-
beit man geschaffen hat“, erzähl-
te Niggler dem aus Birnbaum
stammenden Karl Brunner, der
einen Bericht in der Kärntner
Landsmannschaft (Heft 6/1985)
über den „letzten Lesachtaler
Schuhmacher“ verfasste. Die
Werkstatt sollte nach Absicht
des Meisters als ein kleines
­Museum erhalten bleiben, wo
auch die Schuhmoden im Zeit-
ablauf zwischen 1920 und 1980
besichtigt werden können. Viele
Jahre nach seinem Tod wurde
­seinem Wunsch nun entsprochen.