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Wie jedes Jahr wurde auch für
heuer vom „Kuratorium Insekt des
Jahres“ in Eberswalde, mit Unter-
stützung der Schweizerischen Ento-
mologischen Gesellschaft und der
Österreichischen Entomologischen
Gesellschaft ein Insekt gewählt, das
wegen seiner besonderen Form oder
Färbung auffällig ist, vor allem aber
wegen seiner oftmals begrenzten Ver-
breitung besondere Beachtung und
Schutz braucht! Dazu gehört eine mög-
lichst breite Bekanntgabe vieler Daten
und Fakten, denn Insekten sind eine
außerordentlich artenvielfältige Tier-
gruppe, die im allgemeinen wenig be-
kannt ist. Daher sind auch Verwechs-
lungen zu erwarten.
Die
Goldschildfliege
(
Phasia au-
rigera
) Insekt des Jahres 2014:
Gehört zur Familie der Raupenflie-
gen (Tachinidae: T
SchoRSnIG
& h
ER
-
TInG
1994), innerhalb der Zweiflügler
(Diptera): mit allen Fliegen und Mü-
cken, die allein in Mitteleuropa 10.000
Arten in 150 Familien haben sollen,
da sind viele Bekannte von Stuben-
fliegen und Stechmücken samt allen
Verwandten dabei. In Deutschland
sind 511 Raupenfliegen-Arten, in der
Schweiz 557, für Südtirol 260 be-
kannt, in Österreich sind etwa gleich
viel zu erwarten, in osttirol weniger
(derzeit bei 150), aber noch nicht alle
bekannt oder nicht ausgewertet.
Die Entwicklung dieser Fliegenlar-
ven erfolgt in anderen Tieren, sie sind
daher ein Parasitoid von größeren
Blattwanzen z. B.: Gartenwanze
Rhabdophaga,
Stinkwanze
Palo-
mena
, Lederwanze
Coreus
, Baum-
wanze
Pentatoma
u. a., vor allem in
Waldgebieten.
Das Verbreitungsgebiet dieser Art
reicht von Spanien bis zum Iran, nach
Russland und china, mit starken Aus-
breitungstendenzen in Mitteleuropa.
In osttirol sind derzeit folgende
Fundorte dieser Art bekannt: Döl-
sach: Kapaun 12.9.2011 am Bahn-
damm an Kanada-Berufkraut (
Erige-
ron canadensis
); Lienz-Stadt: Rech-
ter Drauweg 17.8.2008 am Beruf-
kraut; nikolsdorf: Auwald beim
Bahnhof 21.9.1985 und Lengberg
1.9.1985, 28.8.1988, nörsach
1.9.1988; nußdorf: Lienzer Straße
Biotop Dr. Wieser 8.10.2006 eben-
falls an Berufkraut, meistens Einzel-
stücke und Männchen. Die Weibchen
sind auffallend dunkler gefärbt, in
beiden Geschlechtern auffallend
große rote Augen. – Alle Raupenflie-
gen wurden durch den Spezialisten
Dr. hans-Peter Tschorsnig, Staatli-
ches Museum für naturkunde in
Stuttgart, determiniert, dafür auch an
dieser Stelle herzlichen Dank und
Anerkennung für die Fachkennt-
nisse.
Dazu bei uns auch noch weitere,
teilweise recht ähnliche oder kleinere
Arten dieser Gattung:
1)
Phasia hemiptera
: häufigste Art
Ainet: Tabernig 2007 1.050 m;
Amlach: Forstweg 2008 an Dolden;
Leisach: Burgfrieden 1988 (3 Ex.),
1999 an Berufkraut; Lienz-Stadt:
Friedensiedlung 2003 in Wohnung;
nikolsdorf: Lengberg 1985, 1989 an
Weidenblüten, nörsacher Teich 1988
(3), 2008, Schloss Lengberg 2008
(2); Thurn: helenental 2008 1.250 m
(2); Tristach: ort 2004 an Berufkraut,
Jungbrunn 2008, Insteinalm 1.650 m
2012. – Weitere Belege aus Kärnten,
Salzburg, nordtirol.
Weitere Arten zu dieser Gattung
sind viel kleiner und durchwegs dun-
kel gefärbt.
2)
Phasia aurulans
: Iselsberg:
2005 an Kanada-Berufkraut (
Erige-
ron canadensis
); Kals: Unterpeisch-
lach Iselufer 2012 (2).
3)
Phasia barbifrons
: nußdorf: ort
Dr. Wieser Biotop 2002; St. Johann:
oblas 1984.
4)
Phasia obesa
: nikolsdorf: Plon
1.400 m 1990; St. Veit: Gassen 1.500 m
2010.
Der Österreichische Tierschutz-
bund hat ebenfalls als „Tiere des Jah-
res 2014“ausgewählt:
NUMMER 4/2014
82. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Alois Kofler
Tiere und Pflanzen des Jahres 2014
Gold-Schwebefliege (Phasia aurigera).
(Sammlung Alois Kofler) Foto: Helmut Deutsch
Gelbbauch-Unke (Bombina variegata).
Rep. aus: Grzimeks Tierleben, Bd. 4, München 1980,
Seite 277
Sumpfdeckelschnecken (Viviparus-Arten).
Rep. aus: Grzimeks Tierleben, Bd. 1, München 1949,
Seite 47