Seite 7 - VP_2013_04

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GESCHICHTE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2014
7
gegeben, das kann man nicht
leugnen. Ein Begräbnis bewirkt
immer eine gewisse Stimmung;
aber besonders, wenn es ein
Kollege ist, der nicht mehr da
ist, weil er gefallen ist. Ich emp-
fand großen Schmerz, wenn ich
an einen gefallenen Kollegen
dachte, und ich fragte mich
immer: Warum? Heute wissen
wir mehr oder weniger warum
und akzeptieren von beiden Sei-
ten einen psychologischen
Kompromiss. Aber damals war
das nicht möglich, weil wir es
nicht gewusst haben.“
Winzige Minderheit
Zanotti: „Es gab Reaktionen
von unserer Seite, die Leute tra-
fen, die nichts damit zu tun hat-
ten. Denn die Attentäter waren
eine winzige Minderheit der
ganzen Bevölkerung. Aber die
Konsequenzen mussten alle tra-
gen. Wir hatten auch eine große
Wut, als wir diese Sachen ge-
macht haben. Wir haben damals
Dinge getan, da denkt man sich
heute: Warum waren wir so ge-
walttätig? Ich denke heute auch
an das große Leid der Familien,
die sofort indirekt diese Gewalt
zu spüren bekamen. Ich frage
mich auch, warum diese Bewe-
gung nicht an ihre Bevölkerung
gedacht hat. Es war das Spiel
der Gewalt.“
Haben Sie heute deshalb ein
schlechtes Gewissen? „Gegen-
über Personen habe ich kein
schlechtes Gewissen, denn ich
habe niemals eine Person ver-
letzt – bei Sachwerten war das
anders. Wenn wir heute solche
Einsätze wiederholen würden,
würde ich anders vorgehen, ru-
higer. Wenn eine Tür ver-
schlossen war, haben wir sie
eingetreten. Heute würde ich
sie mit dem Schlüssel öffnen.“
„Vater hat trotzdem
Geld gegeben“
Eva Klotz, geb. 1951, ist die
älteste Tochter des Freiheits-
kämpfers Jörg Klotz. Sie ist Po-
litikerin in Südtirol. Haben Sie
das Gefühl gehabt, dass Ihr Vater
die Italiener als Volk ablehnte?
Klotz: „Wir hatten damals mit
sieben Jahren erstmals Italie-
nischunterricht. Ich hatte meine
Italienischlehrerin sehr gern und
ich fragte meinen Vater, ob er
mir nicht Geld für ein Geburts-
tagsgeschenk für sie geben kann.
Ich erinnere mich, dass es ihm
einen Ruck gab, dass ich gerade
die Italienischlehrerin so gern
mochte, aber er hat mir alles
Geld gegeben, das er hatte.“
Wendelin Weingartner
Wie beurteilt Wendelin Wein-
gartner (geb. 1937), ehemaliger
Landeshauptmann von Tirol,
die Situation Südtirols heute?
„Das geltende Autonomiestatut
gewährleistet den Schutz der
deutschen und ladinischen
Minderheit. Sicher ist auch,
dass sich die Position Italiens
zum positiven geändert hat. Al-
lerdings ist zu beachten, dass
das Autonomiestatut auf einer
Segmentierung der Gesellschaft
aufbaut.“ Damit sei eine ge-
wisse Erstarrung des gesell-
schaftlichen Lebens verbun-
den. „Ich glaube, dass im urba-
nen Bereich die Trennung von
innen her, von der Jugend,
langsam aufgelöst wird. Damit
verliert das Autonomiestatut
seine Wirkung. Als Antwort auf
diese Entwicklung wäre es zur
Sicherung der deutschen und
ladinischen Kultur und Sprache
notwendig, die Abkapselung
vom Norden, die unter dem
Titel ‚Eigenständigkeit’ lange
Zeit betrieben wurde, aufzuge-
ben.“
Südtiroler Schützenbund
Und welche Rolle spielt der
Schützenbund?: „Der Südtiroler
Schützenbund setzt sich seit sei-
ner Gründung für die Loslösung
vom Staat Italien und die fried-
liche Wiedervereinigung Tirols
ein. Die Frage, wie viele Südti-
roler für ein freies Südtirol ein-
stehen, kann nur ein offizielles
Selbstbestimmungsreferendum
aussagen. Und dieses wird den
Südtirolern bekanntlich seit
1918 verwehrt. Wohl deshalb,
weil der Staat Italien weiß, dass
es für ihn negativ ausfallen
wird. Derzeit ist ein immer stär-
ker werdender Wunsch nach
Unabhängigkeit in der Südtiro-
ler Bevölkerung zu spüren. Die
Katalanen und Schotten dienen
hier wohl auch als Vorbilder“,
meint Efrem Oberlechner vom
Südtiroler Schützenbund.
Martina Holzer
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