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INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2013/JÄNNER 2014
8
Simon, deine Kletterleiden-
schaft begann mit dem Auto-
stoppen. Wie das?
Simon Gietl:
„Es war ein
großer Zufall. Ich machte Auto-
stopp von Toblach nach Brun-
eck. Ein Autofahrer hielt an und
nahm mich mit. Während der
Fahrt erzählte er mir von sei-
nem Klettertag an den drei Zin-
nen, und ich hörte voller Neu-
gier zu. Gleich machte er mir
klar, dass es zwei Arten der
Kletterei gibt: einmal das
Sportklettern, das entweder in
einer Halle oder in einem gut
abgesicherten Klettergarten
praktiziert wird – und einmal
das Alpinklettern, bei dem das
Risiko viel höher ist – also
das Wetter wird, da der Berg
ein strenger, aber guter Lehr-
meister ist. Für mich ist das
Klettern viel mehr als nur ein
Hobby. Es ist mein Leben!“
Auf welche Besteigungen als
Kletterer bist du besonders stolz?
Simon Gietl:
„Auf all meine
Erstbegehungen in den Dolo-
miten – besonders auf ‚Tränen
der Erinnerung‘, die ich mit
Patrick Seiwald eröffnete und
diese unserem Freund Klaus
widmeten, der nicht mehr unter
uns weilt. Diese Route erfor-
derte die ganze Bandbreite
meiner alpinen Erfahrung. Stel-
lenweise sehr brüchiger Fels,
extrem hakenfeindliches Ge-
lände und Schwierigkeiten bis
zum 9. Grad versprachen Ner-
venkitzel. Die südseitig ausge-
richtete Wand war deshalb ein
besonderer Leckerbissen für
mich, da sie sich bis dato jeg-
lichem Erstbegehungsversuch
widersetzt hatte. ImWandbuch
am vorletzten Stand kann sich
der erste Wiederholer einen
Gutschein für drei Kisten Bier
abholen. Allerdings muss er
sich dafür zuerst durch zwölf
anspruchsvolle, teils stark über-
hängende Seillängen beißen.
(er lacht).“
Was bringt dir das Klettern
für Körper und Seele?
Simon Gietl:
„Geist, Körper
und Seele werden eins und ich
finde mein inneres Gleichge-
wicht.“
etwas für echte Burschen (er
lacht). Und genau diese letzte
Aussage sorgte dafür, dass ich
mit demAlpinklettern begann.“
Du bist zu einem leiden-
schaftlichen Kletterer gewor-
den. Haben dich andere Sport-
arten nie gereizt?
Simon Gietl:
„Ich habe
schon viele Sportarten ver-
sucht wie Laufen, Schwimmen,
Radfahren, Skifahren. Aber
Klettern ist ganz was anderes.
Ich konnte einfach nicht mehr
damit aufhören. Jedes Wochen-
ende war wie ein großes Aben-
teuer, wenn Freunde, mein
Bruder und ich in den Bergen
klettern gingen. Man musste
gut überlegen, welche Touren
wir schaffen können bzw. wie
Simon Gietl aus dem
Pustertal ist ein leiden-
schaftlicher Alpinklette-
rer. Er gilt als großes
Extremkletter-Talent.
Für seine alpinistischen
Leistungen heimste er
schon viele Auszeich-
nungen ein. Der Ahrn-
taler im PVT-Interview.
„Per Autostopp kam ich zumK
Steckbrief:
Name:
Simon Gietl
Alter:
29
Beruf:
Extremkletterer, staat-
lich geprüfter Berg- und
Skiführer, gelernter Tischler
Wohnhaft in:
Luttach
Aufgewachsen in:
Percha-
Oberwielenbach
Eltern:
Heidi Gietl (54, Köchin)
und Hartmann Gietl (57,
Schaufensterdekorateur)
Geschwister:
Sonja (31,
Verkäuferin) und Manuel (30,
Wanderführer)
Freundin:
Sandra Oberfrank
(31, Kindergärtnerin)
Sohn:
Iano Gietl (11 Monate)
Mit Freundin Sandra.
Sohn Iano.