Seite 33 - VP_2013_11

Basic HTML-Version

PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2013
33
Mit Unmenschlich- und Un-
gerechtigkeit kann Schneider
nur sehr schlecht umgehen.
„Ich wurde völlig anders erzo-
gen. Und wenn es nicht eine
große Menschlichkeit seitens
der Nachbarn in meinem Ort
gegeben hätte, dann wären
meine Eltern und meine Ge-
schwister nach den großen
Hochwasserkatastrophen in den
60er-Jahren sehr, sehr hilflos da-
gestanden.“
Hochwasserkata-
strophe miterlebt
Schneider entstammt einer Fa-
milie mit zwölf Kindern. Als die
erste Hochwasserkatastrophe
über Osttirol und somit auch
über Abfaltersbach hereinbrach,
war es September 1965. „Wir
waren damals schon acht Kinder,
ich war das zweitälteste.“ Die
Mutter war zu einem Verwand-
tenbesuch in Innsbruck, der
Vater als Maurer auf Arbeit im
Lesachtal. „Auf uns Kinder
passte die Oma daheim auf, als
wir von einem Moment auf den
anderen unser Haus verlassen
mussten, weil die Fluten das
Haus mitzureißen drohten. Es
war ganz, ganz furchtbar“, erin-
nert sie sich noch heute. Das
kleinste Geschwister war damals
ein halbes Jahr alt. „Wir flüchte-
ten mit dem was wir gerade am
Leibe trugen ins nahe Aigner
Badl. Es war gegen 23 Uhr.“
Schreie
nach der Mutter
„Als die Mutter sich nach Ver-
ständigung sofort auf den Weg
nach Abfaltersbach machte,
konnte sie gar nicht zu uns. Die
verbindende Brücke hatte es
weggerissen. Wir Kinder stan-
den weinend und schreiend auf
der einen Seite, die Mutter auf
der anderen. Eine unbarmher-
zige Situation.“ Doch nichts-
destotrotz versuchte die Mutter
alles, um zu ihren Kindern zu
gelangen. „Am nächsten Tag –
unter großer Lebensgefahr –
halfen ihr Menschen auf die ,an-
dere‘ Seite zu gelangen. Die
Mutter war dann noch vor dem
Vater da“, erinnert sich Schnei-
der noch genau an jede einzelne
Szene an diesen dramatischen
Tagen. Einen großen Teil des
Hauses der Familie hatte das
Hochwasser tatsächlich wegge-
rissen. „Wären wir nicht zeitge-
recht geflüchtet, wären wir wohl
alle nicht mehr am Leben.“ Das
Haus durfte der Vater aus Si-
cherheitsgründen nicht mehr
aufbauen. „Ein Teil des Gebäu-
des stand ja noch.“ Bis die Not-
brücke errichtet worden war,
kam die Familie sechs Wochen
lang im Aigner Badl unter. Da-
nach wurden die Kinder auf
Verwandte aufgeteilt, bis die Fa-
milie eine winzige Bleibe im
Ort fand.
Doch auch die nächste Hoch-
wasserkatastrophe im Jahr 1966
forderte die Familie sehr. „Meine
Mutter war damals wieder hoch-
schwanger. Sie half bei den Un-
wettern mit, was sie konnte und
wäre dabei fast um ihr Leben ge-
kommen. Die Pulverbachmure
hätte sie fast mitgerissen. Sie
schaffte es gerade noch krie-
chend in die Wohnung zurück.“
Als der Vater ein hochwasser-
sicheres Grundstück unterhalb
des heutigen Unternehmens
Hella fand, baute er dort mit
großer Hilfe der Nachbarn wie-
der ein Haus für die Familie auf.
„Ich weiß noch, wie wir dann
alle zu Weihnachten einziehen
konnten. Das war ein sehr, sehr
großes Glücksgefühl.“
Martina Holzer
Als Friseurin muss man neben Kreativität vor allem Standfestig-
keit besitzen. Im Bild: Schneider vor etlichen Jahren.
113786
Aura-Color-Light
Essences by Vitasan
Naturwelt Vitasan
Ihr Reformhaus
mit Fachberatung
Sand in Taufers
Ahrntalerstr. 16, Tel. 0474 679 199
St. Georgen/Bruneck
Gremsenstr. 2, Tel. 0474 531 282
naturwelt.vitasan@rolmail.net
Brigitte mit Team
beraten Sie gerne!
Postversand möglich!
Aura-Soma
und Lichtwesen
Esoterik
und Fachliteratur
Einkommen und der Familien-
beihilfe, mit gegenseitiger Hilfe
in der Nachbarschaft konnte ich
dies schaffen. Somit konnten
wir – mein Mann und ich – es
gemeinsam schaffen. Und jetzt?
Dass die Gesetzgebung derart
unmenschlich ist und ich jetzt
auf Null Cent Anspruch habe,
hätte ich mir vor meinem Unfall
niemals vorstellen können“, ist
Schneider enttäuscht. Sie
brachte bereits einen sehr lan-
gen bürokratischen Hürdenlauf
hinter sich.
Wieder als Friseurin zu arbei-
ten, das ist nach ihrem Unfall
jetzt nicht möglich. „Als Fri-
seurin muss man viel stehen.
Das ist extrem schwierig nach
dem Oberschenkelhalsbruch“,
so Schneider. Auch das Sitzen
fällt der 55-Jährigen schwer, die
während des Besuches in der
„PVT“-Redaktion auch immer
wieder vom Sessel aufstehen
und sich bewegen musste.
„Weil irgendwann ist mir der
Schmerz einfach zuviel“, erklärt
sie. Derzeit läuft eine Invalidi-
tätsklage. „Auch wenn ich
wollte, dürfte ich aufgrund die-
ser Klage jetzt gar nicht arbei-
ten.“
hrte in die Sackgasse