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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
2. SEPTEMBER 2013
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Heiligenblut/Großkirchheim:
Albin Pichler (107)
„Mir geht’s gut“
Vor wenigen Wochen wurde Albin
Pichler 107 Jahre alt. Er ist der
älteste Kärntner. Pichler erzählt
von früher, schmunzelt, lacht –
trotz allem, was er in diesen vie-
len Jahren erlebt hat.
Am 4. Juli 1906 wurde Albin Pich-
ler geboren, als jüngstes von 13
Kindern. Drei Jahre später starb
sein Vater. Allein konnte seine
Mutter nicht für alle sorgen, des-
halb wurden sie an einzelne Bau-
ern „vergeben“. Vroni, seine Toch-
ter, erzählt: „Auf die
Tennbruggn
wurde mein Vater gestellt!“ So
kam der kleine Albin zum „Herich“
nach Apriach, zum „Schmutzer“
und zum „Unteren Magig“. Da-
nach zwölf Jahre lang zum „Unter-
berger“. Von dort aus ging er auch
zur Schule. Hatte einen Lehrer, der
ihn bis auf´s Blut züchtigte. Mit
17 Jahren begann die Arbeit als
Hirte, Holzknecht und Knecht bei
verschiedenen Bauern. 1939 kauf-
te er mit seiner Frau Veronika sein
eigenes Heim, die „Untergolmitzer
Hube“ in Heiligenblut. Die Freude
dauerte nicht lange, ein Jahr später
musste er in den Krieg ziehen. In
der Normandie wurde Pichler durch
Granatsplitter an Arm und Bein ver-
wundet, kehrte nach englischer
und französischer Kriegsgefangen-
schaft am 25. September 1945
in die Heimat zurück. Drei Söhne und
eine Tochter hatte er mit seiner Frau,
die schon 1956 verstarb. Seit 57 Jah-
ren ist Albin Pichler nun schon Wit-
wer. Auch vor anderen Schicksals-
schlägen blieb er nicht verschont:
Sein Sohn Josef verunglückte mit
nur 35 Jahren, vor 13 Jahren starb
sein Sohn Albin. Anton Pichler, der
dritte Sohn, der den elterlichen Hof
seit 1964 führt, versorgt ihn vorbild-
lich. Fährt jeden Tag von Heiligen-
blut nach Großkirchheim, wo der
107-Jährige seit 1995 lebt. Dorthin,
in das Elternhaus seiner Mutter, zog
er, weil seine Schwester seine Hilfe
brauchte. Nach ihrem Tod blieb er
dort, weil es hier, im Gegensatz zur
„Unteren Golmitzen“, ein ebenes
Platzl ohne Stufen gab.
„Frieden muss man haben!“
Wie man ein so hohes Alter er-
reicht? Darauf hat Albin Pichler
gleich eine Antwort: „Man darf nicht
zu gut leben, Bewegung machen,
viel trinken, den Frieden haben
und ein bissl beten!“ Er geht jeden
Tag ein wenig spazieren, und sei es
auch nur rund ums Haus. Nachdem
sein Sohn Anton schon um 7 Uhr in
der Früh – wie jeden Tag – bei ihm
war, das Essen brachte, ihm beim
Ankleiden half und alles erledigte,
was zu erledigen war. Auf der Haus-
bank sitzt der älteste Kärntner nicht
so lang: „Die Sunn‘ daleid i nit long!“
Dafür geht er jeden Sonntag in die
Kirche – da bringt ihn Anton nach Sa-
gritz, weil es dort keine Stufen wie
in Heiligenblut gibt. Und er grübelt
nicht lange über die Vergangenheit
nach, denn „man muss das Schlim-
me wieder vergessen“. Was er ger-
ne trinkt? Kaffee –
den er ohne Zucker
trinkt, seit er 101
Jahre alt wurde –
und manchmal ein
Bier. „Schnapserl
mag ich keines,
aber Bier ist gesund“, sagt er ver-
schmitzt lächelnd.
„Oldtimer“ unter sich
Ein solches kühles Blondes trank
er genüsslich vor kurzem beim
„Schlosswirt“. Zuvorwar es zueiner
sensationellen Begegnung gekom-
men: Der älteste Mann Kärntens
fuhr mit einem der ältesten fahr-
tüchtigen Autos Europas eine
Ehrenrunde durch Großkirchheim!
Die Idee dazu hatte der neue Be-
sitzer des traditionsreichen Gast-
hofes, der gebürtige Franzose
Christian Mangold. Der Oldtimer-
Fan hatte seinen Freund Franz
Hofer mit einem „Oldsmobile 6 C“,
Baujahr 1904, über den Groß-
glockner „gelockt“ (der OVT be-
richtete). Dannwurde Albin Pichler
kurzerhand bei seinem Haus abge-
holt und die „Oldies“ unternahmen
eine kleine Spritztour. Diese ende-
te dann bei Mangold´s „Schloss-
wirt“ mit einem kräftigen Schluck
Bier, denn, so ist Albin Pichler
überzeugt: „Bier ist gesund!“
Der älteste Kärntner auf einem der ältesten fahrtüchtigen Fahrzeuge Europas.
Anna Eitzinger, die
„Gangl Nane“ lebt
seit 50 Jahren in
Innsbruck, besucht
aber ihren Cousin
Albin Pichler gerne
in ihrer Heimat.
Ad multos annos,
Herr Professor!
Seinen 80.Geburtstag feierte kürzlich Prof. Friedrich
Unterberger im Kreise seiner Familie und zahlreicher
Freunde am Pressegger See.
Prof. Friedl Unterberger, wie
er liebevoll und mit Respekt ge-
nannt wird, hatte eine besonde-
re Verbindung zu seinen Gym-
nasiasten und später zu den
Studenten am Mozarteum in
Salzburg.
Seine Karriere war auf Bega-
bung, Fleiß und Durchhaltever-
mögen aufgebaut. „Musikhören
bei unserem Musicus war nicht
ober ächlicher
Zeitvertreib,
sondern eine Schule des Hin-,
Zu- und Hineinhörens“, so Lau-
dator Dr. Madritsch. Friedrich
Unterberger brachte es bis zum
Ordentlichen Hochschulprofes-
sor am Mozarteum in Salzburg,
was für einen Gailtaler – ohne
nanziellen Background – eine
großartige Leistung war. Jahre
lang war Prof. Unterberger auch
Kapellmeister der Stadtkapelle
Hermagor.
Prof. Friedrich und Christine Unterberger.