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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
24. JUNI 2013
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Barbara Beyweiß
Sie engagiert sich für tibetische
Kinder
Ob es ein Zufall war, der Barbara
Beyweiß aus Presseggen zu ihrem
tibetischen Patenkind führte?
Ganz überzeugt ist die Orthoptis-
tin nicht mehr davon, dass es Zu-
fälle gibt. Vielmehr scheint es ihre
Bestimmung zu sein.
Durch einen Zeitungsbericht war
die 46-Jährige vor Jahren auf tibe-
tische Flüchtlingskinder aufmerk-
sam geworden. „Ich habe mich
schon immer für die tibetische
Kultur interessiert und Bücher
über dieses Land gelesen“, er-
zählt Beyweiß. Der „Zufall“ führte
sie und ihre Mutter vor acht Jah-
ren dann über den Dalai Lama und
das tibetische Zentrum in Him-
melberg zu Lobsang, für den sie
die Patenschaft übernahm und
zu Migmar, dem Patensohn ihrer
Mutter. Beyweiß engagiert sich im
Verein Tibetian Children‘s Villages
(TCV) mit Sitz in Dharamsala, der
in ganz Indien mehrere Kinder-
dörfer, Schulen und Berufsausbil-
dungszentren für tibetische Kin-
der und Jugendliche betreibt. TCV
steht unter der Schutzherrschaft
von Jetsun Pema, der jüngsten
Schwester des Dalai Lama, und
finanziert
sich
ausschließlich
durch Spenden.
Schule als neues Zuhause
Das Kinderdorf Chauntra, in dem
Lobsang lebt, liegt im Norden
Indiens, drei Autostunden von
Dharamsala, dem Sitz der tibe-
tischen Exilregierung und des
Dalai Lama entfernt, auf 1.600
Höhenmetern. Chauntra bie-
tet derzeit ca. 950 Kindern und
Jugendlichen im Alter von sechs
bis 20 Jahren ein neues Zuhause. Die
Kinder leben in Wohneinheiten zu-
sammen, wobei eine Hausmutter ca.
50 Kinder betreut. Die älteren Kin-
der kümmern sich auch um die jün-
geren, alle müssen aber im Haushalt
mithelfen und werden sehr schnell
zur Selbstständigkeit erzogen. 25
Kinder teilen sich einen Schlafsaal
mit Stockbetten, Steinboden, ohne
Heizung und warmes Wasser. Schon
die kleinen Kinder werden in drei
Sprachen (Tibetisch, Hindi und Eng-
lisch) unterrichtet, ebenso in Ma-
thematik, tibetischer Geschichte etc.
Das Lernen hat dort einen sehr ho-
hen Stellenwert. Die Kinder muss-
ten alle ihre Eltern, Familien und
Freunde verlassen um die Möglich-
keit einer Schulausbildung zu erhal-
ten, dementsprechend groß ist auch
die Lernmotivation.
Kaltes Wasser
„Ich war bereits dreimal in der
Schule in Chauntra. Dort konnte ich
mir ein Bild vom Leben dieser Kinder
machen, aber auch, an was es fehlt.
Mit einer kleinen Gruppe von Freun-
den haben wir in den letzten Jahren
u. a. durch Spendengelder zwei Was-
serfilter für die Schule angekauft,
den Wassertank repariert, neue Ma-
tratzen und einen Kühlschrank (zum
Aufbewahren von Medikamenten)
für die Krankenstation, neue Bett-
wäsche für jedes Kind, Handtücher
usw. angekauft“, sagt die Mut-
ter eines 18-jährigen Sohnes. Im
Vorjahr wurde beschlossen, zwei
Waschküchen für das Kinderdorf in
Chauntra zu finanzieren. Da es nur
kaltes Wasser gibt und die Kinder
die Kleidung auf den Terrassen mit
kaltem Wasser und Seife selbst wa-
schen müssen, werden besonders
größere Stücke wie Bettwäsche und
Handtücher nie richtig sauber. Be-
sonders in der kalten Jahreszeit und
während des Monsun stellt dies ein
Die Gailtalerin ging mit ihrem
Patensohn Lobsang bei ihrem
Besuch im Jahr 2010 im zehn
Kilometer von der Schule
entfernten Ort Bir einkaufen.
Auch der 18-jährige Raphael
begleitete seine Mutter schon
nach Chauntra.
Barbara Beyweiß in Chauntra.
besonders großes hygienisches
Problem dar. „Wir wollen nicht,
dass die gesamte Wäsche in den
Waschküchen gewaschen wird, da
uns bewusst ist, dass die Kinder
der Landessitte entsprechend ler-
nen müssen, die Wäsche mit der
Hand zu waschen. Das Waschen
von Bettwäsche und Handtüchern
soll aber in Zukunft, zumindest
zwischendurch, mit Waschmaschi-
nen erfolgen können.
Patenschaft und Benefizkonzert
Für Kinder, deren Eltern zu arm
sind, um sich die Schulausbildung
leisten zu können, werden Paten
gesucht um die Ausbildungskosten
und auch das Wohnen, Essen, Klei-
dung etc. finanzieren zu können.
Eine Patenschaft kostet 360 Euro
pro Jahr. Wenn man sich für eine
Patenschaft entschlossen hat, be-
kommt man den Lebenslauf und
Fotos „seines Kindes“ zugeschickt
und kann über Briefverkehr und das
Schicken kleiner Päckchen mit sei-
nem Patenkind in Kontakt treten.
Unter dem Motto „Leben ist
Liebe“ findet am F
reitag, 28. Juni,
in der Musikschule Hermagor ein
Benefizkonzert zugunsten des
tibetischen Kinderdorfs Chauntra
in Nordindien
statt. Barbara
Pemberger singt Musicals und
Balladen,
Christian
Chabek
begleitet sie am Klavier und
Marianne Wienerroither-McArdle
liest Zwischentexte. In der Pause
werden tibetische und kärntne-
rische Snacks und Getränke ange-
boten. Eintritt: freiwillige Spende;
die gesamten Einnahmen kom-
men dem Projekt zugute.