Seite 3 - VP_2013_04

Basic HTML-Version

CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2013
3
tertal arbeiten, nicht gerade hoch
ist, dafür sind laut Georg Sa-
pelza, Koordinator beimArbeits-
vermittlungszentrum Bruneck,
vermutlich Unsicherheiten in fol-
genden Bereichen verantwort-
lich: „Entlohnung, Unterkunft,
Verkehrsanbindung, Sprachhürde
und die Versicherungen“. Wäh-
rend in Südtirol beispielsweise
im Gastgewerbe besser bezahlt
wird als in Osttirol, sind die
Löhne etwa im Handel oder in
der Holzindustrie niedriger. Auch
bleibt das Beherrschen der italie-
nischen Sprache im Südtiroler
Pustertal weiterhin wichtig. Was
die Versicherungen anlangt, so
gibt es allerdings ein Doppel-
besteuerungsabkommen zwischen
den zwei Ländern. „Ist die
Arbeitsstelle lediglich bis zu 30
km (Luftlinie) von der Staats-
grenze entfernt, so kann sich
der Arbeitnehmer aussuchen,
welche Versicherungen er haben
möchte – die österreichischen
oder die italienischen.“
Kooperation mit AMS
Seitens beider Länder gibt
es mittlerweile intensive Be-
mühungen das grenzüberschrei-
tende Arbeiten zu fördern – näm-
lich mit der Initiative „Eures
Trans Tirolia“, informiert Sa-
pelza. „So fanden in Kooperation
mit demAMS Lienz unter ande-
rem schon etliche Besuche von
Schülern in Betrieben in Südtirol
statt.“ Auch eine gemeinsame
Jobbörse wurde auf der Home-
page von „Eures Trans Tirolia“
eingerichtet sowie viel Informa-
tion zum grenzüberschreitenden
Arbeiten bereitgestellt. „Es ist
natürlich als Osttiroler jederzeit
möglich, zu uns ins Arbeitsver-
mittlungszentrum nach Bruneck
zu kommen und sich als Arbeits-
suchender bei uns eintragen zu
lassen, aber nicht als Arbeits-
loser. Wir beraten ihn natürlich
auch gerne“, so Sapelza.
Keine Konkurrenz
Als Konkurrenz für die hei-
mischen Arbeitssuchenden wer-
den die Osttiroler nicht gesehen.
„Wir haben ja einen Mangel
insbesondere an Fachkräften
wie Tischler, Maurer oder
Schlosser.“ Auch im Gastge-
werbe besteht laut Sapelza ein
großer Bedarf an Personal, „den
wir mit unseren eigenen Leuten
nicht decken können.“ Auch auf
www.provinz.bz.it/arbeit kann
man sich im Übrigen nach Jobs
in Südtirol umschauen.
Andererseits gibt es seitens
der Südtiroler aber kaum
Interesse, in Osttirol arbeiten
zu wollen. Die Arbeitslosenrate
in Südtirol ist sehr gering. „Der
Bedarf ist deshalb einfach nicht
da“, so Sapelza. „Lediglich
eine Dame aus Südtirol ist mir
jetzt wieder bekannt geworden,
die in einem neuen Betrieb in
Arnbach einen Job beginnen
wird.“
Martina Holzer
Immer öfter schauen sich die
Osttiroler auf dem Arbeits-
markt des Südtiroler Pustertales
um einen Job um. Derzeit noch
etwas zaghaft. „So gab es im
Feber geschätzte 140 bis 150
österreichische Tages-, Wo-
chen- und Saisonpendler bis
nach Bruneck herein. Bei die-
sem Höchstwert kann man
davon ausgehen, dass dies fast
alles Personen aus Osttirol
sind“, informiert Stefan Luther,
Direktor des Amtes für Arbeits-
marktbeobachtung in Bozen.
Im Jahr 2012 lag eine ge-
nauere Zahl vor – da pendelten
angeblich durchschnittlich „nur“
84 Personen über die Staats-
grenze ins Südtiroler Pustertal.
„Das sind zwar so oder so nicht
sonderlich viele Pendler. Doch
es sind immerhin die höchsten
Pendlerzahlen, die wir in Südti-
rol haben. Das heißt, die höchste
Zahl jener Menschen, die zu uns
ins Land zumArbeiten kommen.
Über den Brenner etwa läuft fast
gar nichts. Das Pustertal eignet
sich einfach viel besser zum
Pendeln“, so Luther. 60 bis 70
Österreicher haben sich gleich
vor Ort in Südtirol angesiedelt.
„Auch dabei kann man davon
ausgehen, dass dies fast alles
Menschen sind, die sich von
Osttirol verabschiedet haben.“
50 bis 60 Pendler arbeiten im
verarbeitenden Gewerbe. Das
heißt unter anderem in der Indus-
trie wie im Unternehmen „Speck
Senfter“, als Tischler oder Mau-
rer. 25 sind im Gastgewerbe tätig.
Weitere 15 im öffentlichen Sektor
– vorrangig in Schulen oder Kin-
dergärten. 20 Pendler verdienen
ihr Geld in verschiedenen Dienst-
leistungsbereichen wie Informa-
tik oder Pressekommunikation.
„Interessant ist, dass bei den Ost-
tirolern, die mittlerweile ihren
Wohnsitz im Südtiroler Pustertal
haben, nur die Sektoren Handel,
Gastgewerbe und öffentliche
Dienstleistungen relevant sind,
hingegen unter anderem Hand-
werk oder Industrie überhaupt
nicht. Die Gründe kennen wir
aber nicht“, informiert der Amts-
direktor.
Es gibt im Übrigen doppelt so
viele männliche Pendler als
weibliche. „Bei den im Südtiro-
ler Pustertal lebenden Osttirolern
ist das genau umgekehrt. Das
sind die Frauen stark vertreten.“
Bewerbung in Eigenregie
Fakt ist auch, dass die Osttiro-
ler sich meist selbst bei den Süd-
tiroler Unternehmen bewerben.
„Wir könnten sie auch gar nicht
über die Staatsgrenze vermitteln,
sondern ihnen nur einen Vor-
schlag machen. Auch könnten
wir den Betrieben für Langzeit-
arbeitslose gar keine Eingliede-
rungsbeihilfen als Unterstützung
zahlen“, informiert Christa
Warmuth, Abteilungsleiterin beim
AMS Lienz. Dass die Zahl der
Osttiroler, die im Südtiroler Pus-
Wenn’s um Vertrauen geht,
ist nur eine Bank meine Bank.
www.raiffeisenbank-sillian.at
G
E
M
E
I
N
S
A
M
53716
Obwohl das Südtiroler Pustertal mit seiner
geringen Arbeitslosenrate quasi vor Osttirols
„Haustüre“ liegt, pendeln bislang nur geschätzte
140 bis 150 Osttiroler für einen Job über die
Staatsgrenze. Doch die Zahl steigt.
So mancher
Handwerker
pendelt für
die tägliche
Arbeit von
Ost- nach
Südtirol.
Südtiroler Pustertal wird nur
langsam Arbeitsort für Osttiroler