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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
25. FEBER 2013
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Willi
Schneeberger
aus Irschen bereitet sich
seit etwas mehr als einem
Jahr auf einen der här-
testen Wüstenläufe der
Welt vor, den Ultramara-
thon des Sables in der Sa-
hara. Derzeit trainiert er
mit einem acht Kilogramm
schweren Rucksack auf
dem Buckel unter anderem
in einer 45 Grad heißen
Lackierkabine in Lienz.
„Nicht verrückt zu sein ist
auch nicht normal“, so lau-
tet das Lebensmotto von Willi
Schneeberger, der sich so ei-
niges „antut“, um Lauferleb-
nisse außerhalb der Norm zu
haben. So hat sich der 50-jäh-
rige Verkäuferin einem Lien-
zer Autohaus, der mit seiner
Familie in Gröfelhof in Irschen
lebt, für den heurigen April
den Marathon des Sables vor-
genommen. Er gilt als einer
der härtesten Wüstenläufe der
Welt. Mit einer Länge von 250
Kilometer über sechs Etappen
durch die Sahara. Schneeberger
nimmt erstmals daran teil. Um
sich ans Laufen bei Wüstentem-
peraturen zu gewöhnen, wird er
sogar von seinem Arbeitgeber
Luis Robitsch unterstützt. „Seit
geraumer Zeit gibt es eine große
Lackierkabine im Unternehmen,
die mir mein Chef nach der Ar-
beit auf 45 Grad erhitzt. In der
Kabine herrscht zudem die gleich
trockene Luft wie in der Wüste“,
erzählt Schneeberger.
Leuchtrakete muss mit
In der Kabine läuft er jeweils
eine Stunde lang im Kreis. „Aller-
dings muss ich nachr zehn Minu-
ten imme die Richtung wechseln,
sonst wird mir schummerig“,
lacht er. Schon seit Weihnach-
ten 2011 bereitet er sich auf den
Wüstenlauf vor. Ans Gewinnen
denkt er nicht. „Ich bin heilfroh,
wenn ich den Lauf durchhalte.
Und es geht mir bei den Läufen
ohnehin immer nur ums Erleb-
nis an sich“, versichert er. Beim
Wüstenlauf muss er sich selbst
versorgen. „Das heißt, für sechs
Tage Essen mitnehmen. 12.000
Kilokalorien sind vorgeschrie-
ben. Viele Suppen, Riegel und
eine Art Astronautennahrung
sind schon eingepackt.“ Auch ein
Schlafsack reist mit und sonstige
Gegenstände, die verpflichtend
sind – etwa eine Leuchtrakete.
„Falls ein Sandsturm aufkommt,
ich mich verirre und in Folge so
besser gefunden werden kann.“
Sand ist größtes Problem
Schneeberger hat während des
Marathons gesamt rund zehn
Kilogramm auf dem Buckel. Alle
15 bis 20 Kilometer wird Wasser
vom Veranstalter gestellt. Zwei-
einhalb Liter hat er immer selbst
dabei. „Das Wasser ist zum Trin-
ken und Kochen da. Auch zum
Waschen. Aber Letzteres ist
kein Thema, weil eh alle Läufer
schlecht riechen“, lacht er. Lang-
arm-Hemd und -Hose sind auch
im Rucksack, ebenso ein Ko-
cher. „Und die Schuhe müssen
mindestens zwei bis vier Größen
größer sein, weil die Füße beim
Lauf so anschwellen.“
Ungefährlich ist der Marathon
nicht. Immerhin warten ne-
ben Sandstürmen und enormen
Temperaturen auch etliche Gift-
schlangen und anderes unange-
nehmes Getier. Als größtes Pro-
blem sieht Schneeberger aller-
dings den Sand. „Es gibt keinen
Teilnehmer, der es je schaffte,
den Sand aus den Schuhen drau-
ßen zu halten. Obwohl man beim
Laufen sehr dicht gemachte Ga-
maschen trägt. Nach zwei Tagen
muss man mit offenen Füßen
rechnen.“
Vorbereitungsläufe
Zu seiner Vorbereitung zähl-
ten bislang u. a. Läufe in Frank-
reich und auf Mallorca sowie der
Zugspitz-Ultratrail (100 km) mit
5.420 Höhenmetern. Knapp vor
Weihnachten 2012 begann er mit
Rucksack zu laufen. „Anfangs
war das schwer. Doch mitt-
lerweile spüre ich den Ruck-
sack überhaupt nicht mehr“,
so Schneeberger, der pro Wo-
che 100 Kilometer und 3.000
Höhenmeter mit Rucksack
läuft. Der 50-jährige hat aber
schon einige Läufe hinter sich,
die außerhalb der Norm liegen
wie den Marathon auf der Chi-
nesischen Mauer mit gesamt
26.000 Stufen. Oder den Ex-
trembewerb namens Tenzing
Hillary Everest Marathon. Ein
Lauf am Basislager des Mount
Everest auf rund 5.400 Meter.
Er gilt als höchster Marathon
der Welt. Auch war Schneeber-
ger schon beim nördlichsten
Marathon der Welt in Spitzber-
gen in der Arktis dabei.
Text: Martina Holzer
Er nimmt einen der härtesten
Wüstenläufe in Angriff
Willi Schneeberger aus Irschen nimmt
demnächst an einem der härtesten
Wüstenläufe der Welt teil, dem
Marathon des Sables in der Sahara.
Während des 250 km-Wüstenlaufes
muss er sich selbst versorgen. Dafür
trägt er beim Laufen einen rund zehn Ki-
logramm schweren Rucksack gefüllt mit
Überlebenswichtigem am Buckel.