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Uwe Scheuch:
Sei es die besondere Jägersprache, ein Zweig
eines bestimmten Nadel- oder Laubgehölzes,
der sogenannte „Bruch“, der nicht selten an
den Hüten der Weidkameraden zu finden ist,
das Verhalten gegenüber erlegtem Wild, die
spezielle jagdliche Kleidung oder das allseits
bekannte Jagdhornblasen. „Dies alles und
noch viel mehr zeichnet den Jägerstand aus,
und viele der Sitten und Gebräuche bestehen
seit hunderten von Jahren in nahezu unver-
änderter Form, man kann sagen, jagdliches
Brauchtum als wertvolles Kulturgut ist so
alt wie die Jagd selbst“, erklärt Jagdreferent
LHStv. Uwe Scheuch. Beispielhaft seien da-
her ein paar Gepflogenheiten aufgegriffen,
die dem ausgebildeten Jäger am Herzen
liegen und dem interessierten Leser einen
kleinen Einblick in die Welt des jagdlichen
Brauchtums bieten sollen.
„Zunächst einige Anmerkungen zur Jäger-
sprache, zählt diese doch zu den ältesten
noch lebendigen Zunftsprachen. Sie ist als
Fachsprache zu verstehen, die dazu dient,
dass sich Jäger untereinander mit weni-
gen, oft sehr poesievollen Worten präzise
verständigen können“, so Scheuch. Rund
3.000 Begriffe werden dem gebräuchlichen
Wortschatz eines Jägers zugeordnet. Diese
Begriffe bezeichnen vor allem Körperteile
(z. B. Bein = Lauf, Maul = Äser, Hals = Träger),
Sinnesorgane (z.B. Ohren = Lauscher, Augen
= Lichter) bzw. -äußerungen sowie Verhal-
tensweisen des Wildes (z. B. sehen = äugen,
hören = vernehmen, riechen = winden oder
Wind bekommen, trinken = Wasser aufneh-
men), Tätigkeiten rund um das jagdliche
Handwerk sowie das Wild betreffende Natur-
beobachtungen. Nichtjägern gegenüber wird
die Weidmannssprache vom verständigen
Jäger selbstverständlich nicht verwendet,
um Kommunikationsprobleme zu vermeiden.
Ein sogenannter Bruch ist wie erwähnt ein
Zweig eines bestimmten Nadel- oder Laub-
gehölzes. Er dient dem Jäger in erster Linie
als Schmuck- oder Standesabzeichen der bei
bestimmten Anlässen, Festlichkeiten und
Zusammenkünften oder an bedeutungsvollen
Gedenktagen getragen wird. Das Brauchtum
bei den Brüchen geht aber darüber hinaus.
Der Jäger unterscheidet hier grundsätzlich
Verständigungs- und Standes- bzw. Beutebrü-
che. Nachdem die Kenntnis ersterer zwar für
den ausgebildeten Jäger eine Selbstverständ-
lichkeit ist, kommt ihnen in Zeiten der zu-
nehmenden Technisierung in der Jagdpraxis
kaum mehr Bedeutung zu (Verständigungs-
brüche dienten den Jägern ursprünglich als
Zeichensprache und zur Wegweisung). Daher
sollen an dieser Stelle beispielhaft der Beu-
te-, der Standes- und der Trauerbruch und
der sogenannte letzte Bissen erläutert wer-
den. Den Beutebruch trägt der erfolgreiche
Schütze nach Erlegung des Wildes an der
rechten Hutseite. Den Standesbruch trägt
der Jäger zu besonderen Anlässen auf der
linken Hutseite und der Trauerbruch wird
mit der Unterseite nach außen auf der linken
Hutseite getragen, wenn einem verstorbenen
Weidkameraden die letzte Ehrerbietung zu-
teil wird. Der letzte Bissen ist ein Bruch im
Äser des erlegten Tieres und ist eine Form
der Respektbezeugung des Jägers gegenüber
dem Wildtier. Nur bestimmte Hölzer dürfen
als Bruch verwendet werden, wobei Tanne
und Fichte natürlich am Gebräuchlichsten
sind.
„Ein zentraler Aspekt der jagdlichen Kultur
ist ferner das Jagdhornblasen. Es wird auch
im heutigen Jagdbetrieb, vor allem als Be-
standteil einer Gesellschaftsjagd gepflegt,
indem durch bestimmte Jagdsignale zur Ver-
ständigung über weite Strecken ein reibungs-
loser Ablauf ermöglicht wird. Auch wird in
Würdigung des erlegten Wildes und zur Ach-
tung vor der Kreatur nach Beendigung einer
Gesellschaftsjagd das Jagdhorn geblasen.
Nicht zuletzt sorgen Jagdhornbläsergruppen
bei den verschiedensten feierlichen Anlässen
für eine willkommene musikalische Umrah-
mung“, erklärt der Jagdreferent.
Es ist besonders erfreulich zu beobachten,
dass die zeitgemäße jagdliche Brauchtums-
pflege in den letzten Jahren vor allem unter
den zahlreichen jungen Leuten, die sich
jedes Jahr dazu entschließen, die äußerst
anspruchsvolle Kärntner Jagdprüfung abzu-
legen, um in den Kreis der Kärntner Jäge-
rinnen und Jäger aufgenommen zu werden,
wieder sehr an Bedeutung gewinnt. Denn es
liegt an den Jägern selbst, ihre Bräuche zu
pflegen und sie lebendig zu halten. Gelebtes
jagdliches Brauchtum fördert das Zusammen-
gehörigkeitsgefühl der Jäger und ist wich-
tig für die jagdliche Öffentlichkeitsarbeit.
Schlussendlich dient es nicht zuletzt auch
dazu, den Respekt und die Ehrerbietung vor
der Natur und den Wildtieren zum Ausdruck
zu bringen.
„Die Jägersprache zählt zu den ältesten noch
lebendigen Zunftsprachen“, so Jagdreferent
LHStv. Uwe Scheuch.
Was bezeichnet man
beim Wild als Lichter?
Senden Sie die Antwort per Post an:
Amt der Kärntner Landesregierung,
Büro LHStv. Uwe Scheuch, Arnulfplatz 1,
9020 Klagenfurt
oder per Mail an:
uwe.scheuch@ktn.gv.at
Einsendeschluss ist der 5. November 2010.
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JAGDLICHES BRAUCHTUM IST WERTVOLLES KULTURGUT!
Wer kennt sie nicht, die dem Nichtjäger manchmal
vielleicht etwas sonderlich anmutenden Verhaltensweisen
und Gepflogenheiten, die Jägerinnen und Jäger untereinander
oder während der Jagd ausüben? Jagdliches Brauchtum hat
viele unterschiedliche Facetten.