Seite 2 - VO 2010 09

Basic HTML-Version

2
OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
5. MÄRZ 2010
CHRONIK
Bernd
Lenzer
Wie lange noch?
Kopfschüttelnd hörte ich mir
am Wochenende Berichte von ei-
nigen Rettungskräften an, die am
Polinig im Gailtal zu einem Lawi-
neneinsatz gerufen wurden. Dabei
schilderte mir ein Helfer, dass der
gesamte Bereich auch nach dem
Lawinenabgang noch äußerst in-
stabil war. Er merkte an, dass ohne
Hubschraubereinsatz die Bergret-
tung vom Tal aufgestiegen wäre
um den Verschütteten zu helfen.
Eine selbstlose Aktion der Retter,
die bei diesen Verhältnissen, für
sie durchaus hätte tödlich aus-
gehen können. Daher war die Be-
merkung des Retters am Ende des
Gesprächs durchaus nachvollzieh-
bar, als er sagte: „Wir sollten uns
langsam überlegen, ob wir bei sol-
chen, für uns ebenfalls lebensge-
fährlichen Bedingungen, wirklich
noch jeden dieser Leichtsinnigen
bergen sollen.“
Den Autor erreichen Sie unter:
redaktion@volltreffer.co.at
Notarzt
Notruf
141
Wochenend-Bereitschaftsdienst der
Ärzte, Zahnärzte und Apotheken
Unter der Ärzte-Service-Nummer
0900-88088 + der jeweiligen
Postleitzahl kommen Sie direkt
zum diensthabenden Arzt.
Mit der Nummer 1484 (ohne Vor-
wahl), können Sie beim Roten Kreuz
einen Krankentransport anfordern.
Zahnärztlicher Notdienst
6./7. März von 9 bis 11 Uhr:
Dr. Kurt Andratsch, Seeboden,
Tel. 04762/81681.
ZA Siegfried Schebesch, Lienz,
04852/63502.
Allg. öffentl. Krankenhaus, Klagenfurt,
Tel. 0463/538-22416.
Apotheker-
dienste
Kommentar von
Spittal:
Hubertus Apotheke,
Tiroler Straße 14, Tel. 04762-2333.
Möllbrücke:
Teurnia Apotheke,
Mölltalstraße 37, Tel. 04769/2234.
Seeboden:
Jakobus Apotheke,
Hauptstraße 50, Tel. 04762/81602.
Hermagor:
Gailtal-Apotheke,
Gösseringlände 7, Tel. 04282/25381.
Kötschach-Mauthen:
Apotheke
„Zum heiligen Josef“, Tel. 04715/217.
Lienz:
Linden-Apotheke,
Kärntnerstr. 24, Tel. 04852/633060.
In nahezu regelmäßigen Ab-
ständen wurden am Wochenen-
de die Einsatzkräfte der Berg-
rettung, Alpinpolizei und Flug-
rettung alarmiert. Durch die
warmen Temperaturen don-
nerten in ganz Oberkärnten La-
winen ins Tal. Im Skigebiet des
Mölltaler Gletschers wurden am
Samstag, 27. Feber, gleich meh-
rere Lawinen ausgelöst. Gegen
10 Uhr lösten vier slowenische
Skiläufer im freien Gelände
eine Lockerschneelawine aus.
Glücklicherweise wurde dabei
keiner der Skiläufer verschüt-
tet oder verletzt. Gegen 11.30
Uhr verschüttete eine Lawine,
die vermutlich abermals von
Wintersportlern ausgelöst wur-
de, einen Teil der präparierten
Piste auf einer Länge von rund
80 Metern. Da nicht bekannt
war, ob sich auch Personen un-
ter den Schneemassen befanden,
wurde eine riesige Suchaktion
gestartet, an der sich rund 100
Einsatzkräfte der Bergrettung,
Feuerwehr und Alpinpolizei mit
Lawinensuchhunden sowie drei
Hubschraubern beteiligten.
Riskanter Leichtsinn
Während die Einsatzkräfte die
Lawine sondierten, verließen ge-
gen 13.40 Uhr vier slowenische
Skifahrer an einer anderen Stelle
des Mölltaler Gletschers den ge-
sicherten Pistenbereich. Als sie
einzeln in den steilen Bereich
unterhalb der Duisburgerhüt-
te einfuhren trat ein 21-jähriger
Student ein Schneebrett los, das
ihn rund hundert Meter mitriss.
Der Student wurde dabei bist zu
den Schultern verschüttet, konn-
te jedoch noch vor dem Eintref-
fen der Rettungskräfte von sei-
nen Begleitern ausgegraben wer-
den. Der Mann blieb unverletzt,
wurde aber vom Hubschrauber
des Bundesministeriums zur
Talstation der Gondelbahn ge-
bracht.Nachdem man auch bei
der anderen Lawine keinerlei
Hinweise auf eine oder mehrere
verschüttete Personen vorfand,
stellt man gegen 17.10 Uhr die
Suche ein. Einen Verletzten gab
es trotzdem, da sich bei dem
Einsatz ein Polizeidiensthunde-
führer einen Muskelfaserriss zu
zog. Er musste vom Rettungs-
hubschrauber in das Kranken-
haus Spittal geflogen werden.
Schwere Folgeschäden
Weniger Glück hatte eine ita-
lienische Gruppe von Touren-
gehern, die am Samstag eine
Skitour auf den Polinik im Ge-
meindegebiet von Kötschach-
Mauthen unternahmen. Ge-
gen 14.50 Uhr lösten zwei Mit-
glieder der Gruppe in der rund
40 Grad steilen, sonnenbeschie-
nenen Gipfelflanke ein 250 Me-
ter langes und 150 Meter breites
Schneebrett aus. Während einer
der Skitourengeher nur leicht
verschüttetet wurde und sich
selbst befreien konnte, wurde
ein 36-jähriger Mann im Aus-
lauf der Lawine rund 1,5 Me-
ter tief unter dem Schnee begra-
ben. Die beiden Kollegen, die
den Lawinenabgang beobach-
teten, suchten sofort nach dem
Verschütteten. Nach 40 Minuten
hatten sie den Mann geborgen.
Da der Verschüttete keine Le-
benszeichen aufwies, wurde er
bis zum Eintreffen des Notarzt-
hubschraubers von seinen Ka-
meraden reanimiert. Der Crew
des Rettungshubschraubers „C
7“ gelang es dann, den Mann
erfolgreich zu reanimieren. Er
wurde umgehend in das Landes-
krankenhaus Klagenfurt geflo-
gen. „Aufgrund der fehlenden
Sauerstoffversorgung des Ge-
hirns ist aber mit schweren Fol-
geschäden zu rechnen“, be-
fürchtete Flugrettungssanitäter
Helmut Rotschopf. Dieser Ver-
dacht bestätigte sich am Mon-
tag, 1. März, wo der Mann we-
gen einer irreversiblen Schädi-
gung des Gehirns verstarb.
Einsatzkräfte standen wegen
Lawinen im Dauereinsatz
Nahezu pausenlos schrillten am Samstag, 27. Feber, die Handys der Mitglieder der
Kärntner Bergrettung. Immer wieder wurden sie wegen Lawinenabgängen alarmiert.
In den Zentralen der Flugrettung bot sich ein ähnliches Bild. Das schöne Wetter lockte
zahllose Skitourengeher und Skifahrer in die Berge. Im Gailtal endete ein Einsatz für
einen italienischen Tourengeher tragisch.
Die Skitour-Abfahrt endete abrupt.
Flugretter
Helmut Rot-
schopf: „Der
Mann war
lange ohne
Sauerstoffzu-
fuhr.“