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Gerade zu Allerheiligen
und Allerseelen nimmt die
Trauer im Leben der Men-
schen viel Platz ein. Dies
sollte jedoch nicht nur auf
dieses Datum fallen, sagt
Bestatterin Gerhild Ertl
vom Weissensee, die be-
tont, wie wichtig Trauerar-
beit ist.
OVT: Frau Ertl, ist die heutige
Bestattungs- und Trauerkultur
noch zeitgemäß?
Gerhild Ertl:
Das Abschied-
nehmen, die Bestattungs- und
Trauerkultur mit ihren Ritualen
nehmen in unserer Gesellschaft
immer weniger Platz ein. Man
will den Tod verdrängen, möchte
darüber lieber schweigen, weil es
nicht in unsere Leistungsgesell-
schaft passt. Die Trauerkultur, die
Einstellung zu Sterben, Tod und
Trauer erfahren in unserer Ge-
sellschaft einschneidende Verän-
derungen.
Wie wichtig ist Ihnen deshalb
der behutsame Umgang mit den
Betroffenen?
Ich versuche den Menschen,
die sich in einer ganz schwierigen
Situation befinden, eine Stütze zu
geben, ein guter Zuhörer zu sein.
Ich nehme mir Zeit bei einer Auf-
nahme, mache den Betroffenen
Mut für eine Abschiednahme und
weise darauf hin, wie wichtig eine
gelebte Trauerkultur ist.
Viele beschreiben die Gegen-
wart als „eine Zeit, die Tod und
Trauer verdrängt“.
Ich denke, dass immer mehr
trauernde Menschen Schwierig-
keiten haben, Trauer zum Aus-
druck zu bringen: Zum einen hin-
dern sie persönliche Unsicher-
heiten daran, zum anderen stehen
sie oft alleine da. Das Trauern
wird heute schwer gemacht. Viele
der alten Bräuche und Sitten sind
nicht mehr erlebbar. Doch es be-
darf dieser Rituale, die auf dem
Trauerweg eine große Hilfe sein
können.
Waren die Menschen früher
nicht so verunsichert?
Früher war vieles klarer und
dadurch einfacher. Zwar waren
Traditionen oft einengend, aber
gleichzeitig gaben sie auch Halt.
Durch bestimmte Rituale gab es
klare Rollenverteilungen, zeit-
liche Begrenzungen mancher
Phasen, Gliederungen des Trau-
erablaufs und den Zusammen-
halt in der Gemeinschaft. Durch
die Unterstützung und Solidari-
tät, die Anteilnahme und das Ver-
ständnis, das die Menschen er-
fuhren, hatten sie weniger Angst
vor Tod und Trauer. Heute muss
jeder für sich selbst entscheiden,
wie er in schwierigen Situationen
zurechtkommt. Das macht Men-
schen zwar freier, schafft aber
auch mehr Unsicherheit.
Wie steuern Sie dem entge-
gen?
Ich fühle mich dafür verant-
wortlich, diesen Menschen zu
helfen, sie darauf hinzuweisen
wie wichtig es ist Trauer zuzulas-
sen, sich von den Verstorbenen zu
verabschieden und Trauerrituale
anzunehmen. Bei einer Hausab-
holung gebe ich den Hinterblie-
benen, Freunden und Nachbarn
genügend Zeit zumAbschiedneh-
men. Bevor wir den Verstorbenen
in die Halle überführen, wird eine
Hausaussegnung gehalten. Auch
nach einem Unfall, ermutige ich
die Hinterbliebenen, sich von dem
Verstorbenen am offenen Sarg zu
verabschieden. All das sind wich-
tige Schritte für die schwierige
Zeit der Trauerbewältigung. Ge-
rade in unserer Zeit, wo der Tod
immer mehr ausgegrenzt wird,
haben die Kirchen und die Bestat-
ter die Verantwortung, den Men-
schen Mut zu machen, den Tod
und die Trauer anzunehmen.
Worauf sollen Bestatter ach-
ten, wenn die Begegnung hilf-
reich sein soll?
Soziale Kompetenz ist für mich
sehr wichtig. Einfühlungsvermö-
gen, Respekt, Wertschätzung und
Verständnis gegenüber den Men-
schen, ist Voraussetzung für un-
seren Beruf. Nur so ist es auch
möglich, den Menschen in der so
schwierigen Situation zu helfen.
Mir persönlich hat dieAusbildung
für Trauerbegleitung sehr gehol-
fen. Wenn man weiß, wie sich die
Trauerphasen auf die Menschen
auswirken, tut man sich in man-
chen Situationen leichter.
Was würden Sie Seelsorgern
für die Vorbereitung eines Be-
gräbnisses und für die Kontakte
mit Trauernden besonders ans
Herz legen?
Die Bestattungs- und Trauer-
kultur, die Einstellung zu Ster-
ben, Tod und Trauer erfahren in
unserer Gesellschaft einschnei-
dende Veränderungen. Die Kir-
chen und die Bestatter müssen
gemeinsam Verantwortung über-
nehmen und den Menschen in
dieser schwierigen Zeit helfen.
Wir sind wesentlich an der Ge-
staltung- oder Nicht-Gestaltung
der Bestattungskultur beteiligt.
Es kommt darauf an, wie sehr
sich Kirchen und Bestatter ihrer
Aufgabe bewusst sind. Man muss
die Betroffenen zu einem kultur-
vollen, trauerunterstützenden, pi-
etätvollen Umgang mit ihren Ver-
storbenen anregen und anleiten.
Das bedeutet auch für uns Be-
statter wesentlich mehr psycholo-
gische und seelsorgerische Tätig-
keiten. Für Seelsorger hingegen
mehr Einblick in den fachlichen
Bereich der Bestatter.
„Trauerarbeit ist wichtig“
.
Diese Woche:
Gerhild Ertl
(Weissensee)
Bestatterin &
Trauerhelferin
INTERVIEW
Von Bernd Lenzer
Alle Interviews finden Sie unter
www.oberkaernten-online.at
Sternzeichen:
Steinbock
Ich lese:
sehr viel über
Trauer und Kom-
munikation
Ich trinke gerne:
Wasser, manch-
mal ein Glas Sekt
Ich esse gerne:
Süßes
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Geben ist in Wirk-
lichkeit Bekommen
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Seit Beginn des laufenden Schuljahres arbeiteten die Schüler der
4g Klasse der Musikhauptschule Seeboden an einem Kräuterpro-
jekt. Dabei besuchten sie unter anderem die Kräuterstube Schlieber
in Obermillstatt und legten am Schulgelände einen Kräutergarten
an. Am Donnerstag, 15. Oktober, gaben die Schüler im Rahmen der
Projektpräsentation ihr Wissen weiter.