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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
25. SEPTEMBER 2009
CHRONIK
Am Montag, 21. September,
demonstrierten Kärntens Milch-
bauern in Klagenfurt gegen die
dramatische Milchpreissituati-
on. Unterstützung erhielten die
Bauern dabei von der Kärntner
Landesregierung. „Wir stehen
zu 1.000 Prozent hinter euch“,
betonte Landeshauptmann Ger-
hard Dörfler bei der Kundge-
bung. Dies unterstrich man auch
symbolisch, denn auf dem Bal-
kon des Regierungsgebäudes
stand als sichtbares Zeichen der
Solidarität „Faironika“ – das rote
Kuh-Maskottchen der IG-Milch.
Dörfler forderte Maßnahmen von
den politischen Entscheidungs-
trägern in Wien und Brüssel.
„Milch ist kein Dumpingpreis-
artikel“, wetterte Dörfler gegen
„die Brüsseler Bürokraten in ih-
ren Glaspalästen“, die ein Bau-
ernsterben verantworten würden.
Auch der Handel müsse in die
Pflicht genommen werden, denn
laut Dörfler habe dieser „die ös-
terreichische Landwirtschaft im
Würgegriff“ und würde „auf den
Rücken der Bauern und der Ge-
sundheit der Konsumenten“ ein
„böses Spiel treiben“.
Kärntner Kraftpaket
Deshalb appellierte Dörfler,
dass die Bevölkerung bewusst zu
heimischen Lebensmitteln grei-
fen soll. „Das Milchpackerl muss
ein Kärntner Kraftpaket sein“,
so Dörfler, der ohne die Bauern
die hochwertigen, gesunden Le-
bensmittel, die Landschaft und
Kultur gefährdet sieht. Dörfler:
„Kärnten darf keine Wüste wer-
den.“ Landshauptmann-Stellver-
treter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch
hatte ebenfalls Verständnis für
die demonstrierenden Bauern.
„Da ich selber aus der Landwirt-
schaft komme, verstehe ich die
Sorgen der Kärntner Milchbau-
ern sehr gut. Ich fordere vom
Landwirtschaftsminister endlich
ein offenes Ohr für unsere Milch-
bauern und mehr Einsatz für ihre
Rechte in Brüssel. Die Bundesre-
gierung soll das anstehende EU-
Postenkarussel nutzen und statt
einen Kommissarsposten lieber
eine Änderung der europäischen
Agrarpolitik – hin zu mehr Re-
gionalität und Qualität – einfor-
dern“, sagte Scheuch, der auch
bei der Kundgebung anwesend
war.
Kein Geiz
Agrarlandesrat Josef Martinz
fordert einen Mindestpreis für Le-
bensmittel wie Milch: „Geiz ist der
falsche Ansatz für die heimische
Lebensmittelproduktion. Immer-
hin leben in Kärnten 100.000Men-
schen von der Landwirtschaft.“ Er
forderte die Arbeiterkammer auf,
„endlich aufzuwachen“ und nicht
ständig günstigere Lebensmittel-
preise zu verlangen. „Das vernich-
tet Existenzen und Arbeitsplätze“,
warnte Martinz. Hier sei auch die
EU in die Pflicht zu nehmen. Mar-
tinz vertritt klar die Quotenrege-
lung durch einen kommissariellen
Beschluss. „Ohne die Quotenrege-
lung und die Selbstbeschränkung
der Milchbauern kann unsere
Milchwirtschaft nicht bestehen“,
sagte Martinz.
Die IG-Milch überreichte Dörf-
ler ein Forderungspapier, das be-
reits nach Brüssel unterwegs ist.
Die Milchbauern zeigten sich sehr
entschlossen. „Wenn es nicht bes-
ser wird, kommen wir wieder“,
kündigte Obmann Bertram Ter-
kl an.
Kommentar
von
Bernd
Lenzer
Bellende Hunde
Wer bei der Demonstration
der Milchbauern in Klagenfurt
am Montag aufmerksam den
Reden der heimischen Politiker
lauschte, hatte das Gefühl, dass
die Europäische Union zu der,
von der Bush-Regierung ge-
schaffenen „Achse des Bösen“
und den „Schurkenstaaten“ ge-
hört. In allen Reden hörte man
heraus, dass die „EU gefordert“
sei. Doch auch die Bundesregie-
rung „sei gefordert“, und auch
der Handel, ja selbst der Kon-
sument wurde, wie eh schon bei
allem, in die Pflicht genommen
und ist ebenfalls „gefordert“!
Nüchtern betrachtet sind somit
alle gefordert – außer die Lan-
despolitiker. Die zeigten sich
zwar mit den Milchbauern soli-
darisch, nahmen sich selbst aber
nicht in die Pflicht. Stattdessen
schoben sie den „Schwarzen Pe-
ter“ an alle anderen weiter und
präsentierten sich als bellender,
aber zahnloser Hund. Hilf-
reicher wäre es aber, wenn man
statt laut geäußerter und auch
polemischer Kritik endlich kon-
struktive Grundlagen schaffen
würde. Dies wäre dann ein Fun-
dament aus dem etwas wachsen
könnte.
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Landesregierung stellt sich
hinter Milchbauern
Solidarisch zeigten sich Vertreter der Kärntner Landesregierung mit den demons-
trierenden Bauern, die einen fairen Milchpreis forderten. Die Politiker betonten, dass
in dieser Frage nun die Entscheidungsträger in der EU und in der Bundesregierung
sowie die einzelnen Handelsketten gefordert seien. An die Konsumenten appellierte
man, beim Einkauf verstärkt auf heimische Produkte zurückzugreifen.
Als Zei-
chen der
Solidarität
standen die
Politiker an
der Seite
der Milch-
bauern,
und die rote
Kuh „Fai-
ronika“ am
Balkon des
Regierungs-
gebüudes.