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Der 38-jährigen Mary
Kreutzer
liegt
das
„Menschliche“ sehr am
Herzen. Die Trägerin des
Concordia-Menschen-
rechtspreises beschäftigt
sich insbesondere mit den
Themen Menschenrechte,
Nationalsozialismus, An-
tisemitismus,
Entwick-
lungspolitik und Flucht.
Kreutzer lebt in Wien und
präsentierte am 9. Juli
in Spittal ihr neues Buch
„Ware Frau“.
OVT: Frau Kreutzer, wie oft
führen Sie Ihre Wege nach
Oberkärnten?
Mary Kreutzer:
Meine
Mutter stammt aus dem Gailtal
und lebt seit 15 Jahren in Spit-
tal. Ich bin oft hier und genie-
ße das Hotel Mama. Auch be-
ruflich komme ich, wenn ich
Einladungen zu Vorträgen oder
Lesungen habe, immer wieder
nach Oberkärnten.
Worum geht es in dem Buch
„Ware Frau“?
Im Buch erzählen acht jun-
ge Frauen und Mädchen, wie
sie von Afrika nach Europa in
die Zwangsprostitution ver-
kauft wurden. Anhand von In-
terviews haben wir nachge-
zeichnet, wie der Frauenhandel
funktioniert, wer davon profi-
tiert, welche korrupten Behör-
den in Europa involviert sind.
Wir haben auch Freier intervie-
wt, weil uns zu Beginn der Re-
cherche nicht klar war, ob diese
Männer überhaupt wissen, dass
sie es mit Frauen zu tun haben,
die zur Prostitution gezwun-
gen werden. Wenn dem so ist,
vergewaltigen sie diese Opfer
des Menschenhandels. Natür-
lich wollten wir auch wissen,
warum und unter welchen Um-
ständen ständig neue und oft
minderjährige Mädchen von
Afrika auf den europäischen
Sexmarkt gebracht werden.
Deshalb reisten wir nach Ni-
geria, um mit Betroffenen und
„Nutznießern“ vor Ort zu spre-
chen.
Waren die Recherchen zu
Ihrem Buch nicht sehr ge-
fährlich?
Sagen wir es so: Ich fühle
mich im Irak, wo ich oft bin,
um einiges sicherer als in Ni-
geria. Aber außer einem kurzen
und glimpflich verlaufenen In-
termezzo mit Polizisten, oder
als Polizisten verkleideten Räu-
bern, ist uns nichts passiert.Au-
ßerdem haben wir die richtigen
Sicherheitsmaßnahmen getrof-
fen, denn weder uns noch un-
serer Hauptinformantin Joana
Adesuwa Reiterer vom Verein
„Exit“ ist etwas passiert. Joana
wurde jahrelang von ihrem Ex-
mann, der erfolgreicher Frau-
enhändler ist, bedroht. Doch er
und seine Gruppe dürften durch
den Wirbel rund um das Buch
eher eingeschüchtert worden
sein. Öffentlichkeit wirkt oft
als Schutz vor Bedrohung.
Die emanzipatorische Ent-
wicklungsarbeit genießt bei
Ihnen hohen Anteil.
Wir haben vor sechs Jahren
einen Verein gegründet, um po-
litisch sinnvolle und nachhal-
tige Frauen-Projekte im Nahen
Osten, der Türkei und in Öster-
reich zu fördern. Mittlerweile
engagieren sich bei der „Liga
für emanzipatorische Entwick-
lungszusammenarbeit“ (LeE-
ZA) zwölf ehrenamtliche Mit-
arbeiterInnen.
Aufgewach-
sen sind sie unter anderem in
Kärnten, im Nordirak, in der
Osttürkei, in Guatemala und
in Vorarlberg. Es hat sich ge-
zeigt, dass wirklich fortschritt-
liche Projekte, die langfristig
die Autonomie von Mädchen
und Frauen stärken, die Gesell-
schaft am radikalsten im posi-
tiven Sinn verändern. Das Be-
reisen der Projektregionen, die
Auseinandersetzung mit der
politischen Realität dieser Län-
der und die Kooperation mit
den Menschen vor Ort oder in
der Gemeinschaft ist spannend,
macht Sinn und natürlich auch
Spaß.
Sie sind Autorin, Redakteu-
rin, Vorstandsmitglied, Koor-
dinatorin - wie bewältigen Sie
dieses breite Arbeitsgebiet?
Da ich ausschließlich Din-
ge tue, die ich mit Leiden-
schaft mache, zahle ich auch
einen Preis dafür. Ich führe ein
extrem präkarisiertes Leben.
Das heißt, dass ich keine Ver-
sicherungszeiten habe, keine
Angestelltenverhältnisse, kei-
ne Pensionszeiten, kein Kran-
kengeld. Das ist leider ein
weit verbreitetes Phänomen
im NGO-Bereich. Mein Mann,
der Vorsitzender der „IG exter-
ne LektorInnen und freie Wis-
senschafterInnen“ ist, berichtet
mir über noch wesentlich pre-
kärere Beschäftigungsverhält-
nisse an den Universitäten.
Guatemala spielt eine sehr
wichtige Rolle in ihrem Le-
ben.
Meine Eltern sind mit uns
drei Kindern 1980 nach Gua-
temala ausgewandert und ha-
ben uns damit glücklicherwei-
se endgültig entwurzelt. Unser
Leben dort hat mich sicher-
lich sehr geprägt, in vielerlei
Hinsicht. Es war die schlimm-
ste Zeit der Militärdiktaturen,
ein Putsch folgte dem ande-
ren. Lucas, Rios Mont, Mejía
Víctores und wie diese Mör-
der noch alle hießen. Später
war ich einige Jahre in der So-
lidaritätsbewegung mit Guate-
mala aktiv und bis heute stam-
men einige meiner wichtigsten
Freunde aus Guatemala.
„Ich bin eine Entwurzelte!“
.
Diese Woche:
Sternzeichen:
Doppelter
Steinbock
Ich lese:
Das jüngste
Buch von mei-
nem Mann,
Thomas
Schmidinger,
„Dem Krieg
entkommen?“
Lieblingsgetränk:
Kaffee
Vorbild:
mein Neffe
Maxito
Mary Kreutzer
(Wien, Spittal)
Politikwissen-
schafterin &
Publizistin
INTERVIEW
Von Herbert Hauser
Alle Interviews finden Sie unter
www.oberkaernten-online.at
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Berg:
Am Dienstag startete
um 13.20 Uhr eine 22-jährige
Deutsche auf der Emberger Alm
zu einem Flug ins Tal. Unmittel-
bar nach dem Start, streifte sie
wegen zu geringer Abflughöhe
einen Lärchenbaum und stürzte
deshalb gegen die darunter ver-
laufende Wegböschung und den
dort angebrachten Stacheldraht-
zaun. Bei dem Unfall erlitt die
Frau eine Fraktur des linken
Oberschenkels und wurde nach
notärztlicher Erstversorgung vom
Rettungshubschrauber C7 in das
Krankenhaus Lienz geflogen.
Flug endete im
Stacheldraht