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Der 34-jährige Fritz Strobl
startet heuer als einer der
„Älteren“ im ÖSV-Team in
die WM-Saison. Nach zahl-
reichen Siegen im Weltcup
und Olympiagold will er
nun auch den Weltmeister-
titel gewinnen. Seit seinem
1. Triumph in Val d`Isere im
Jahr 1996, gehört der sym-
pathische Athlet zur Spitze
im Ski-Rennsport. Zum
„OVT-Interview“ erschien
der Sportler besonders ge-
stärkt – kein Wunder, nach
heimatlicher Waldarbeit.
OVT: Herr Strobl, sie sind ja
mittlerweile in Salzburg zuhau-
se…
Fritz Strobl:
Trotzdem wer-
de ich meine Kärntner Wurzeln
nie verleugnen, auch wenn ich
mit meiner Gattin Bettina wie den
Söhnen Mario (8) und Simon (5)
in Adnet nähe Hallein wohne. Es
ist immer ein Super-Gefühl heim-
zukommen, weil wir als Skifahrer
viel unterwegs sind.
Haben Sie nie die Sorge, dass
etwas passieren könnte, wenn Sie
weg sind?
Ich halte es mit dem Sprichwort
„wenn man nix hört, dann passt eh
alles“. Das bezieht sich auf mei-
ne Familie, auf meine Eltern Alois
und Barbara und meine Schwes-
tern Ulrike und Barbara. Übrigens
passt dieser Grundsatz auch zu
meiner Karriere, sagt der Trainer
nix, dann gehe ich davon aus dass
alles passt!
Was bringt Sie aus der Ruhe?
Fragen Sie bitte meine Frau,
denn mir fällt dazu spontan sehr
wenig ein. Es läuft eher umge-
kehrt, ich bringe die Bettina aus
der Ruhe, weil ich mich nie aufre-
ge! Ich habe auch bei uns im ÖSV-
Team mit niemandem Probleme.
Wie ist die Stimmung im ÖSV-
Team generell?
Ich bin ja schon einer der Älte-
ren und lange Zeit dabei, da ergibt
sich das Wechselspiel jung und alt
von selbst. Die Jungen müssen je-
denfalls selber ihren Weg machen,
wenn sie dabei die Augen offen
halten können sie viel von uns ler-
nen. Ich konnte seinerzeit auch
nicht den Patrick Ortlieb fragen,
denn im Grunde geht ja jeder für
sich selbst an den Start.
Sie hegen eine lange Freund-
schaft zu dem Weißbriacher Wer-
ner Franz?
Ja, seit meinem 9. Lebensjahr
gehen wir schon gemeinsame
Wege. Natürlich muss im Wett-
kampf jeder sein Rennen fahren,
doch wir durften im Weltcup auch
schon einmal beide „ex aequo“ am
obersten Treppchen des
Siegespodests stehen.
Wie empfinden Sie
das Kitzbühel-Wochen-
ende?
Bereits auf der Fahrt
nach Kitzbühel spürt
man, dass das ein ganz
besonderes Rennen ist.
Der Medienrummel, die
Menschenmassen – die
Stadt lebt sehr von die-
sem Mythos. Für die
„Streif“ selbst, die ich
schon zwei Mal gewon-
nen habe, ist der erste
Teil der Gradmesser, erst
dann beginnt das Renn-
fahren. Die Anspannung ist groß,
der Ausgang ungewiss, doch wenn
man auf einem Berggipfel steht,
muss man da auch runter. Dafür
trainiert man ja ein ganzes Jahr.
Übrigens halte ich nach wie vor
die schnellste Zeit.
War der Olympiasieg Ihr
schönster Erfolg?
Persönlich würde ich den 1.
Sieg in Val d`Isere als den emotio-
nalsten und schönsten bezeichnen.
Der wichtigste war sicher der bei
den olympischen Spielen in Salt
Lake City – da hat einfach alles
gepasst. Bei der WM in Aare wer-
de ich wieder versuchen alles zu
geben, um eventuell Weltmeister
zu werden.
Sie hatten in Ihrer Karriere
viel Verletzungspech.
Schon mit zwölf Jahren renk-
te ich mir die Schulter aus. Eine
Nonne sagte damals „die Ski
g`hören aufg`hakt!“. 1991 habe
ich mir im Knie fast alles gerissen.
Einer meiner damaligen Lichtbli-
cke war der Hannes Trinkl. Nicht
nur dass er mein Gepäck von
Übersee mitbrachte, er ermunter-
te mich auch mit den Worten „die
Plastikbandl`n halten eh viel bes-
ser“. Anschließend hatte ich fünf
Jahre Schmerzen im Fuß. Dass ich
danach wieder siegen konnte war
eine enorme Erleichterung.
Kennt der Fritz Strobl den
„OVT“?
„Bitte, gor schean!“ Der „Voll-
treffer“ ist bekannt. Wenn ich
mich daheim zu einer Speckjau-
se hinsetze, darf der „Oberkärnt-
ner Volltreffer“ nicht fehlen. Dann
werden gerne einmal Bilder ge-
schaut und anschließend Sachen
besprochen. Vor allem ist es ein
feines „Blatt`l“ und kommod zum
Kaffee.
Wenn man am Berg steht,
muss man auch runter
INTERVIEW
Von Herbert Hauser
Fritz Strobl (Gerlamoos),
Olympia-Sieger, „Kitz-Sieger“ & Kinderpolizei-Präsident
Diese Woche:
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