Seite 4 - VO 2006 41

Basic HTML-Version

Knapp 50 Tage vor dem
Ski-Weltcup-Saisonstart
wollten wir wissen , wie es
dem Gitschtaler Werner
Franz, aufgrund seines
Unterschenkelbruchs in
der Saison 2005/06, in der
Weltcup-Pause ergangen
ist und welche Ziele er
sich für den Verlauf seiner
weiteren Karriere gesteckt
hat. Frisch und fröhlich
haben wir ihn bei einem
ordentlichen Frühstück
empfangen.
OVT: Herr Franz, nach
Ihrer letzten Knieoperation
wussten Sie nicht ob Sie als
Ski-Rennfahrer weiter machen
können – wissen Sie es jetzt?
Werner Franz:
Damals
konnte ich noch nicht ahnen
wie es gesundheitlich mit mir
weitergeht, aber mir wurde bald
bewusst, dass durch das ständige
Trainieren und die richtige The-
rapie der Heilungsprozess des
Knies beschleunigt wurde. Die
ständige Belastung förderte das
Verheilen der Verletzung und
durch leichtes Skitraining fand
ich wieder zu meiner alten Form
zurück. Im Sommer schaffte ich
den Sprung zurück ins Abfahrt-
steam des ÖSV.
Also macht das Knie keine
Probleme mehr?
Meine körperlicheVerfassung
ist gut. Ich kann ohne Probleme
Tennis spielen, wandern aber
auch skifahren. Im Frühjahr
hatte ich allerdings noch
Schmerzen. Ohne das richtige
Trainingsprogramm könnte ich
wahrscheinlich heute noch nicht
richtig gehen.
Wann stiegen Sie ins
Mannschaftstraining ein?
Im Juni nahm ich beim ersten
offiziellen Konditionskurs für
das Herren-Abfahrtsteam des
ÖSV teil. In vier Tagen radel-
te unser Abfahrtskader 600 km
durch Österreich. Start war am
Flughafen Salzburg am Hangar
7, wo wir von „Red Bull-Chef“
Didi Mateschitz und Stanglwirt-
Direktor Reinhard Stocker
verabschiedet wurden.
Entstand dadurch keine
Überbelastung für das operier-
te Bein?
Auf den ersten drei Etappen
standdasBeinunter großerBelas-
tung, was mir teilweise Probleme
verschaffte. Erst ab der vierten
Etappe war es mir möglich mein
Knie ohne Schmerzen richtig
durchzustrecken. Mitte August
ging es dann zum Trainingscamp
nach Argentinien.
Wie waren die Bedingungen
in Südamerika?
Für acht Abfahrer stand ein
Betreuerstab von acht Leuten
zur Verfügung. Die Piste war
in perfektem Zustand, nicht
zu vergleichen mit dem harten
Kunstschnee, der für mein Knie
nicht optimal gewesen wäre. Da
das Knie jedoch nicht immer
gleich belastbar war, entstan-
den Trainingsschwankungen.
Was kann man von Ihnen im
Weltcup erwarten?
Momentan kann ich mir zwar
nicht vorstellen, unter die ersten
30 zu fahren, aber als Nahziel
möchte ich bei der Weltcup
Abfahrt in Lake Louise am 25.
November einen Platz unter den
ersten 15 schaffen. Allerdings
muss die körperlicheVerfassung
einen Start zulassen.
Wie geht es jetzt weiter?
Für Oktober ist noch ein
Schneekurs
am
Pitztaler
Gletscher angesetzt, der jedoch
vom aktuellen Wetter abhängig
ist. Am Ende des Monats
wird in Sölden das Abfahrts-
team für die kommende Sai-
son neu eingekleidet, worauf
ich mich sehr freue, denn mein
Rennanzug hat meinen Unfall
der letzter Saison nicht in einem
Stück überstanden.
Sie haben ja auch das
Material gewechselt.
Ja, aus Motivationsgründen
gab es einen Materialwechsel.
IchbinvonBlizzardaufHeadmit
Tyrolia-Bindung umgestiegen.
Bei der Schuh-Wahl bin ich bei
Lange geblieben – daran bin ich
gewöhnt und erfordert demKnie
zuliebe keine unnötige Umstel-
lung. Auch bei den Stöcken,
Helm und der Brille blieb ich
bei den gewohnten Marken.
„In Lake Louise möchte ich
unter den ersten 15 sein!“
INTERVIEW
Von Alfred Santner
Werner Franz (Weißbriach)
„ÖSV Ski-Ass“
Diese Woche:
Kurt Diemberger ist der ein-
zige lebende Alpinist, dem die
Erstbesteigung zweier Achttau-
sender gelang. Mit Hermann
Buhl und zwei weiteren Berg-
steigern bezwang er ohne Sau-
erstoffgerät und ohne Hilfe von
Hochträgern 1957 den 8.047 m
hohen „Broad Peak“.
1960 gelang Kurt Diemberger
gemeinsam mit einer Schweizer
Mannschaft die Erstbesteigung
des „Dhaulagiri“, einem der
letzten unbestiegenen Achttau-
sender. Nach 18 Jahren Pause,
die ihn in die verschiedensten
Winkel der Erde führte, zog es
ihn wieder zu den höchsten Gip-
feln der Welt. 1978 stand er im
Frühling auf dem 8.481 m hohen
„Makalu“ – und im Herbst auf
dem Mount Everest (8.850 m).
Danach folgte der „Gasherbrum
II“ (8.035 m) und dann erreichte
er in Begleitung von Julie Tul-
lis, 27 Jahre nach der Erstbestei-
gung, nochmals den Gipfel des
„Broad Peak“.
Mit Julie gründete Diember-
ger 1983 das „Höchste Filmteam
der Welt“ am „K2“. Das gemein-
same Ziel war es, das Erleben
der großen Berge auch Nicht-
Bergsteigern nahe zu bringen.
Schon sehr früh war Kurt Diem-
berger mit seinen Vorträgen als
Bergfotograf in vielen Ländern
der Erde unterwegs und hat für
seine filmische Dokumentati-
on über den ersten Versuch der
Begehung der schwierigen Ost-
wand des Everest den Filmpreis
„Emmy“ erhalten. Außerdem
hat Diemberger bis jetzt fünf
Bücher geschrieben.
Der Vortrag „Aufbruch ins
Ungewisse – zwischen K2,
Shingkang und Amazonas“ von
Kurt Diemberger findet am Don-
nerstag, 19. Oktober, um 20 Uhr
im Weißenseehaus in Techen-
dorf statt. Veranstalter ist der
Langlaufverein Weißensee. Kar-
tenvorbestellungen unter Tel.
04713/2356.
Bergsteigerlegende
imWeißenseehaus
Kurt Diemberger ist der einzige lebende Bergsteiger,
der zwei Achttausender als Erster und ohne künstli-
chen Sauerstoff bestiegen hat. Mit 54 Jahren war der
„Kameramann der Achttausender“ auf dem „K2“. Am
Donnerstag, 19. Oktober, erzählt die Bergsteigerlegende
ab 20 Uhr im Weißenseehaus in Techendorf von seinem
„Aufbruch ins Ungewisse“.
Kurt Diemberger erzählt in
Techendorf am Weißensee von
seinen Erlebnissen.