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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
12. MAI 2006
CHRONIK
Gegen sieben Uhr früh stiegen
zwei tschechische Seilschaften
von der Biwakschachtel aus in die
teilweise 55 Grad steile Pallavi-
cini-Rinne ein. Ein Zeitpunkt der
eher schlecht gewählt war, da sich
mit der steigenden Temperatur
auch die Gefahr steigert. Immer
wieder brechen lose Steine und
Eisbrocken aufgrund der Schmel-
ze aus und stürzen zu Tal. Den-
noch versuchten sich die Tsche-
chen an dem berühmtesten Eisan-
stieg Österreichs. Bis zum oberen
Drittel der Rinne verlief der Auf-
stieg der Männer reibungslos,
doch als eine Zweierseilschaft ei-
nen Stand bauen wollte, rutschte
der 29-jährige Alpinist ab. Zudem
rissen noch zwei Sicherungen.
Auch mit dem Pickel konnte der
Mann keinen Halt mehr finden.
400 Meter-Sturz
Mit dem Seil konnte ihn sein
36-jähriger Kamerad gerade noch
abfangen. Doch die Freude dar-
über währte nur kurz. Das stark
gespannte Seil rieb sich bei der
Rettungsaktion an einem schar-
fen Felsen auf und riss. „Seil oder
Tau kann man zu diesem tschechi-
schen Teil ohnehin nicht sagen,
das war vielmehr ein Strick den
sie sonst wahrscheinlich für Heu-
arbeiten verwendet haben“, schüt-
telt Rettungspilot Hans Fischer
verständnislos den Kopf.
Der 29-Jährige stürzte vor den
Augen seiner Kameraden rund
400 Meter die steile Eisrinne hi-
nab. Was dem Tschechen zuvor
an Pech widerfahren war, wog
jetzt unfassbares Glück auf. Die
Schneefälle der vergangenen Tage
bedeckten die scharfen Felskan-
ten und Steinbrocken die sonst
aus dem Eis ragen und bremsten
den Sturz des Alpinisten. Selbst
der letzte Teil, der vor der Paster-
ze in einer engen „Felsgasse“ en-
det und schon so manchen Berg-
steiger das Leben kostete, konnte
dem 29-Jährigen nichts anhaben.
Beinahe unverletzt blieb der Mann
mit einigen Abschürfungen und
Prellungen liegen.
Alpinwunder
In der Zwischenzeit waren die
ersten Einsatzkräfte verständigt
worden und auch bei der Flugein-
satzstelle des Rettungshubschrau-
bers Christophorus 7 ging die
Notfallmeldung ein. „Als wir die
kurze Beschreibung des Abstur-
zes erhielten, sagte ich zu Notarzt
Dr. Peter Kraler und Flugnotfall-
sanitäter Lois Duregger, dass sie
den Leichensack einpacken sol-
len“, gesteht Pilot Fischer. „Im
Endeffekt stellte sich heraus, dass
der Mann bei Bewusstsein war
und sich maximal einige Brüche
zugezogen hat“, erzählt Fischer.
Bündig brachte es Franz Dullnig,
der Leiter der Alpinpolizei in Hei-
ligenblut, auf den Punkt: „So ein
Alpinwunder gibt es nur alle 100
Jahre.“ Die drei anderen tschechi-
schen Bergsteiger stiegen allein
ins Tal ab.
Notarzt
Notruf
141
Wochenend-Bereit-
schaftsdienst der
Praktischen Ärzte
Samstag, 13. Mai, 7 Uhr,
bis Montag, 15. Mai,
7 Uhr
Bezirk Spittal/Drau:
Dr. Peitler (Spittal),
Dr. Pöcher (Radenthein),
Dr. Schober (Winklern),
Dr. Hofmeister
(Patergassen),
Dr. Seeberg-Elverfeldt
(Millstatt),
Dr. Huber (Obervellach),
Dr. Luger (Rennweg),
Dr. Pickl (Mühldorf),
Dr. Guttner
(Oberdrauburg),
Dr. Moser (Klebach-Lind),
alle 13.5.
Dr. Hötzer (Spittal),
Dr. Dorfinger
(Radenthein), alle 14.5.
Bezirk Hermagor:
Dr. Weeber (Kirchbach),
Dr. Santner (Hermagor),
Dr. Höhr (St. Lorenzen),
alle 13.5.
Zahnärztlicher Notdienst
13./14. Mai
von 9 bis 11 Uhr:
Dr. Christiane Sommer,
Villach, Tel. 04242/27733.
Dr. Siegfried Schebesch,
Lienz, Tel. 04852/63502.
Allg. öffentl.
Krankenhaus, Klagenfurt,
Tel. 0463/538-22416.
Apothekerdienst:
Spittal:
Apotheke „Zur
Hygiea“, Hauptplatz 5,
Tel. 04762/5607.
Gmünd:
Heiligen-Geist-
Apotheke, Hauptplatz 9,
Tel. 04732/2135.
Möllbrücke:
Teurnia
Apotheke, Mölltalstraße
37, Tel. 04769/2234.
Millstatt:
See
Apotheke,
Georgsritter-Platz 156,
Tel. 04766/2130.
Hermagor:
Adler
Apotheke, Hauptstraße 4,
Tel. 04282/2066.
Strapazierte
Schutzengel
Den schönsten Muttertag ihres
Lebens feiert dieses Wochenen-
de bestimmt die Mutter des 29-
jährigen tschechischen Bergstei-
gers, der am Sonntag einen 400
Meter Absturz durch die Palla-
vicini-Rinne überlebte. Eigent-
lich ein Ding der Unmöglich-
keit, aber dennoch muss man sa-
gen „Gott sei Dank“. Ein Ding
der Unmöglichkeit ist aber vor
allem die Ausrüstung der Alpi-
nisten am Großglockner. Laut
Pilot Hans Fischer war das Seil
der Bergsteiger kein Tau, son-
dern vielmehr ein Strick zum
Heu zusammenbinden. Wenige
Tage zuvor stürzte ein 72-jähri-
ger am Glockner tödlich ab – er
hatte weder einen Brust- noch
einen Sitzgurt mit! Manche stra-
pazieren ihre Schutzengel mehr
als diese oft leisten können.
Den Autor erreichen Sie unter:
redaktion@volltreffer.co.at
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400 Meter-Absturz überlebt
Riesenglück hatte ein tschechischer Alpinist am Sonntagmorgen bei einer Großglock-
nertour. Gemeinsam mit drei anderen Kameraden biwakierte der 29-Jährige am Berg
ehe diese in zwei Zweierseilschaften in die Pallavicini-Rinne einstiegen. Beim Bauen
eines Standes verlor der Tscheche den Halt und stürzte knapp 400 Meter in die Tiefe.
Bis auf einige Abschürfungen und Prellungen blieb der Mann unverletzt.
Rund 400
Meter stürzte
ein tschechi-
scher Berg-
steiger durch
die steile
Pallavicini-
Rinne.