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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
5. NOVEMBER 2012
CHRONIK
Friedl
Schmuck
Kommentar von
Wochenend-Bereitschaftsdienst der
Ärzte, Zahnärzte und Apotheken
Unter der Ärzte-Service-Nummer
0900-88088 + der jeweiligen
Postleitzahl kommen Sie direkt
zum diensthabenden Arzt.
Mit der Nummer 1484 (ohne Vor-
wahl) können Sie beim Roten Kreuz
einen Krankentransport anfordern.
Zahnärztlicher Notdienst
Welcher Zahnarzt in Ihrer Nähe am
Notarzt
Notruf
141
Apotheker-
dienste
Spittal:
Malchus Apotheke,
Villacher Straße 15, Tel. 04762/4394
(bis 10. November, 12 Uhr).
Hygiea Apotheke, Hauptplatz 4,
Tel. 04762/5607
(ab 10. November, 12 Uhr).
Wochenende und an Feiertagen
Notdienst leistet, erfahren Sie bei allen
Rot-Kreuz-Dienststellen in Ihrer Nähe.
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Greifenburg:
Laurentius Apotheke,
Bahnhofstraße 63, Tel. 04712/288
(bis 10. November, 12 Uhr).
Obervellach:
Adler Apotheke,
Hauptplatz 53, Tel. 04782/2244
(bis 10. November, 12 Uhr).
Radenthein:
Paracelsus Apotheke,
Paracelsusstraße 2, Tel. 04246/2055
(bis 10. November, 12 Uhr).
Seeboden:
Jakobus Apotheke,
Hauptstraße 50, Tel. 04762/81602
(bis 10. November, 12 Uhr).
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Millstatt:
See Apotheke,
Georgsritter-Platz 156, Tel. 04766/2130
(ab 10. November, 12 Uhr).
Möllbrücke:
Teurnia Apotheke,
Mölltalstraße 37, Tel. 04769/2234
(ab 10. November, 12 Uhr).
Hermagor:
Gailtal Apotheke,
Gösseringlände 7, Tel. 04282/25381
(5. bis 12. November, 8 Uhr).
Lienz:
Linden Apotheke,
Kärntner Straße 24, Tel. 04852/63306
(10./11. November).
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Die vierte Gruppe
Die Eröffnung des Mahnmals in Grei-
fenburg war ein beeindruckendes Er-
lebnis. Der einsetzende Schneefall
sorgte zudem für eine besondere Stim-
mung. Einige Angehörige der bisher
nicht als Nazi-Opfer anerkannten Drau-
taler oder Osttiroler hatten Tränen in
den Augen. Univ.-Prof. Peter Gstett-
ner vom Mauthausen Komitee sprach
dann deutliche Worte, die mich zum
Nachdenken anregten: „Es gab nicht
nur die NS-Opfer, die Nazis und die Wi-
derstandskämpfer. Es gab eine vierte
Gruppe und die war die größte – die
der Mitläufer. Durch ihre stille Duldung
und indirekte Zustimmung waren sie
die Hauptunterstützer des national-
sozialistischen Regimes. Diese haben
auch nachher geschwiegen und da-
durch die Aufarbeitung verzögert.“ Es
ist längst kein Geheimnis mehr, dass
zuerst die Großindustrie Hitler in Amt
und Würden brachte. Unternehmen
wie Thyssen, Krupp, Deutsche Bank
und etliche andere waren der Zünd-
schlüssel für das Naziregime. Als Hitler
dann an der Macht war, kam die Zeit
der Mitläufer, ohne die sich das Nazi-
Regime nicht hätte entwickeln kön-
nen. Aber wer waren diese Mitläufer?
Schauen Sie heute auf die vielen De-
nunzianten, die anonym Anzeige we-
gen angeblicher Schwarzarbeit etc. er-
statten. Surfen Sie mal durch die Foren
und lesen Sie die anonymen Beiträge,
mit denen Menschen diffamiert wer-
den. Mitläufer, genauer gesagt Mit-
täter, gibt es überall woman hinschaut.
Bei einer Bevölkerung von 80 Mio. rei-
chen ein Prozent, die aktiv mitmachen.
Dazu 80 Prozent einer schweigenden
Masse, die eine eigeneMeinung streng
vermeidet und höchstens hinter vorge-
haltener Hand Kritik äußert. Nicht die
Mitläufer tragen ein Unrechtssystem,
sondern die schweigende Masse, die
sich anpasst, gleichgültig, welches Sys-
tem an der Macht ist.
Den Autor erreichen Sie unter:
redaktion@volltreffer.co.at
Erinnerung
braucht Namen und Orte
Für 39 vom Nationalsozialismus verfolgte Drautaler und Osttiroler wurde beim Bahn-
hof in Greifenburg ein zwanzig Meter langes schiffähnliches Mahnmal errichtet.
„Die Erinnerung an die dunkle
Vergangenheit ist ein langer und
schwieriger Prozess, der noch
nicht abgeschlossen ist. Die-
se Erinnerung braucht Namen
und Orte“, betonte Dr. Renate S.
Meissner, stv. Generalsekretärin
des Nationalfonds der Republik
Österreich. Der Oberdrautaler
Kulturverein „kuland“ eröff-
nete am Sonntag, 28. Oktober,
in Greifenburg eine vom Berger
Bildhauer Hans-Peter Profunser
gestaltete, zwanzig Meter lange
begehbare Gedenkstätte für die
NS-Opfer im Oberen Drautal.
Historiker Peter Pirker erklärte:
„Das Mahnmal soll an das Leid
von Menschen erinnern, die
aus rassistischen und religiösen
Gründen verfolgt wurden oder
aus politischer Überzeugung Wi-
derstand leisteten.“
Es wird hier erstmals nament-
lich auch etlichen Menschen ge-
dacht, die einen engen biogra-
schen Bezug zu Oberkärnten
haben. Es handelt sich u. a. um
die Widerstandskämpfer und
Wehrdienstverweigerer Karoli-
ne Fleischhacker, Amalia Lack-
ner, Arthur Thaler, David von
Neustein, Georg Ortner, Gott-
lieb Demoser, Heinrich Brunner,
Johann Hassler, Johann Maier,
Johann Pirker, Jose ne Blach
und Ludwig Hassler.
Begleitbuch
zum Mahnmal
Dazu wurde vom Historiker
Mag. Dr. Peter Pirker und Ger-
manistin Anita Profunser ein Be-
gleitbuch zu dieser ersten Ge-
denkstätte für NS-Opfer westlich
von Villach „Aus dem Gedächt-
nis in die Erinnerung“ (Drava
Verlag) herausgegeben. Die bei-
den Berger sind Mitglieder des
Vereins „kuland“. Im Buch ha-
ben 40 Autoren und Autorinnen,
u. a. Alois Hotschnig, Lydia
Mischkulnig, Werner Ko er, Sil-
ke Hassler, Antonio Fian, Janko
Messner, Ludwig Laher, Egyd
Gstättner, Margit Reiter, Kurz-
beiträge geschrieben. Univ.-Prof.
Peter Gstettner vom Mauthau-
sen-Komitee Kärnten sprach bei
der Eröffnung klare Worte: „Es
gab nicht nur die Opfer, die Tä-
ter und die Helfer. Es gab eine
vierte Gruppe, und die war die
größte – die Mitläufer. Durch
ihre stille Duldung und Zustim-
mung waren sie die Hauptunter-
stützer des Regimes. Diese ha-
ben auch nachher geschwiegen
und dadurch die Aufarbeitung
verzögert.“
Historischer Standort
Als langjähriger Begleiter des
Projektes hat der Berger Bild-
hauer Hans-Peter Profunser ein
Modell erarbeitet. In seinem
Freiluftatelier am Oberberg be-
gann er vor einem Jahr mit dem
Bau der begehbaren Skulptur,
die Erinnerungsfenster für die 39
Todesopfer enthält. Der gewähl-
te Standort zwischen Bahnhof
Greifenburg und Weißenseestra-
ße ist gut geeignet. Die Gedenk-
stätte ist frei stehend und somit
gut sichtbar. Historisch war der
Bahnhof 1934 Schauplatz des
gewaltsamen Putschversuches
der Nationalsozialisten. Viele der
im Oberen Drautal von Gendar-
merie und anderen NS-Einheiten
festgenommenen
NS-Gegner
passierten auf dem Weg in Ge-
fängnisse und KZ den Bahnhof.
FriSch
Das zwanzig Meter
lange schiffähnliche
Mahnmal ist be-
gehbar und enthält
Erinnerungsfenster
für die 39 Todes-
opfer. Das Mahnmal
beim Bahnhof in
Greifenburg wurde
vom Berger Künstler
Hans-Peter Profun-
ser geschaffen.
Foto: FriSch