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Frau Leitner, wie oft wird
dieser Preis verliehen?
Leitner:
„Alle drei Jahre von
der e.o. plauen Stiftung – zur
Unterstützung talentierter Zeich-
ner. Er wurde nach dem in der
dass wir kaputte Fahrradschläu-
che, alte Lederwaren und Stoffe,
einsame Knöpfe, kaputte Tasta-
turen und Perlen, alte Spielfigu-
ren vor dem Müll retten und
Neues daraus machen. Leider
haben diese Situationen etwas
Existenzielles an
sich.“
Die Menschen sind in ihren
Arbeiten einfach nur Men-
schen?
Leitner:
„Ja. Sie leisten nichts
Großartiges, scheinen nichts zu
tun. In diesen Momenten sind
sie einfach nur Mensch. In einer
leistungsorientierten Gesell-
schaft werden diese Momente
oft zu kritischen Momenten, die
wir uns nicht erlauben (dürften),
oft nicht genießen können.“
Warum lenken Sie ihre Auf-
ten Erfahrung wünsche. Sie
kann die künstlich erschaffe-
nen Bedürfnisse und Träume er-
setzen. Über Desillusionierung
und Ernüchterung führt uns Er-
fahrung letztendlich zum beloh-
nenden Erkennen des Wertes
des Vorhandenen. Das Verfüg-
bare
reicht aus, um glücklich zu
sein.“
Sie sind aber auch ander-
weitig künstlerisch tätig.
Leitner:
„Ja. Meine Kollegin
Lizzy und ich recyceln alle mög-
lichen Materialien in dem Sinne,
Die Bruneckerin Cindy
Leitner (25) ist eine tolle
Handzeichnerin.
Sie
rückt dabei scheinbar
Banales im Leben der
Menschen auf dem Pa-
pier gekonnt in den Vor-
dergrund. Nicht umsonst
gewann sie für ihr Talent
unlängst den 1. Preis
beim „e.o. plauen“-
Nachwuchswettbewerb.
Aber die junge Künstle-
rin hat noch andere Ta-
lente. Leitner im „PVT“-
Interview.
INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2012
4
Cindy Leitner ist eine beson-
ders talentierte Künstlerin aus
dem Pustertal.
Am liebsten arbeitet die Brun-
eckerin Cindy Leitner mit Filz-
stift.
und unauffällig, es passiert
nichts Besonderes. Doch gerade
diese vordergründig banalen Tä-
tigkeiten werden in meinen Ar-
beiten zu Wahrnehmungsereig-
nissen. Denn
in ihrer Banalität
merksamkeit auf diese unspek-
takulären Handlungen und Si-
tuationen?
Leitner:
„Weil ich mir eine
Rückbesinnung auf den Wert der
eigenen, nicht mediengenerier-
leben wir in einer Wegwerfge-
sellschaft. Es wird weggewor-
fen, was uns nicht mehr gefällt,
obwohl das Material an sich
noch gut ist. Wir finden das sehr
schade und machen uns einen
Spaß daraus, neue Accessoires
aus diesen Materialien zu ge-
stalten, die den Menschen wie-
der Freude machen.“
Sie haben sogar ein eigenes
Label, das „bricolage“ heißt.
Leitner:
„Ja. Ich bedrucke
unter diesem Label auch Texti-
lien wie Taschen, T-Shirts, Klei-
der mit Zeichnungen von mir mit
Handsiebdruck. Die Zeichnun-
gen reichen von auffällig-freaki-
gen Phantasiefiguren bis zu flo-
ralen Mustern. Es ist für Männer,
Frauen und Kinder etwas dabei.“
Sie leben inWien.
Leitner:
„Ich ging 2005 nach
Wien, ohne genaue Vorstellun-
gen was ich überhaupt machen
oder studieren möchte. Im Laufe
der Zeit stellte sich heraus, dass
Wien für mich viel zu bieten hat.
Dort habe ich viele Menschen
mit guten Ideen getroffen, die
meine Interessen teilen. Kultur
und die Künste, alte wie junge,
werden in Wien geschätzt und
gefördert. Wien bietet Gestal-
tern, Designern und Künstlern
viele gute Möglichkeiten sich
weiterzuentwickeln, zu präsen-
tieren und auszutauschen.“
Stadt Plauen (Sachsen) aufge-
wachsenen und durch seine
Vater-und-Sohn-Cartoons welt-
bekannt gewordenen Zeichner
Erich Ohser (e.o. plauen) be-
nannt.“
Die prämierten Arbeiten
stammen aus zwei Filzstift-
Zeichnung-Serien.
Leitner:
„Ja. Ich freue mich
sehr über diesen Preis, fühle
mich sehr geehrt.“
Wo kann man Ihre preisge-
krönten Arbeiten sehen?
Leitner:
„Noch bis Ende Ok-
tober in den Galerien Malzhaus
und Forum K, beide befinden
sich in Plauen.“
Was mögen Sie am Filzstift so
sehr?
Leitner:
„Ich wuchs mit dem
Filzstift auf, kann mich also mit
ihm identifizieren. Er ist ein jun-
ges und zeitgenössisches Me-
dium (er wurde erst in den
1960ern erfunden). Ich liebe die
knalligen Farben und finde, dass
der Filzstift für meine Zwecke
ideal ist. Natürlich probiere ich
mich aber auch immer wieder in
neuen Medien und Materialien
aus.“
Beschreiben Sie bitte Ihre
Zeichnungen.
Leitner:
„Meist zeichne ich
gewöhnliche Menschen
in all-
täglichen Situationen. Trivial
„Banales wird zumWahrneh