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Nummer 11 –– 67. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Schon Zeitungsberichte 1982 und 1993
u. a. haben auf diese Problematik hinge-
wiesen. Alle Details dazu können hier
nicht wiederholt werden. Inzwischen
wurde ja auch eine Unterführung für die
Tiere aktiviert. Aber früher wurden si-
cherlich 6.000 bis 7.000 Tiere in Kübeln
gesammelt und über die Straße getragen
(v. a. durch Bergwacht, Tierschutzverein
und andere Helfer). Auch die Errichtung
eines Fangzaunes dazu durch das
Straßenbauamt erwies sich als zwingend. –
Die Froschwanderung in der Brühl war zu-
mindest damals nach Durchsicht aller
Unterlagen eine der größten im mittel-
europäischen Raum. – Das sogenannte
„Froschen“, also Sammeln der Tiere zum
Verspeisen der Froschhaxen hat sich auf-
gehört. Verfasser konnte in der Brühl noch
eine Schlachtbank mit Hunderten Restlei-
chen besichtigen. – In letzter Zeit mussten
die händischen Transporte nicht mehr
durchgeführt werden, daher ist auch die
Populationsdichte im Laichgebiet nicht
mehr so genau überprüfbar. Eine Kontrol-
le dazu wäre nach Ablauf vieler Jahre
nicht uninteressant!
Dank an die Mitarbeiter:
Herrn OSR. Dir. A. Heinricher für die
Überlassung allgemeiner Angaben sowie
Beiträge zur Kenntnis der Blütenpflanzen.
– Für die Determination von Tieren ver-
schiedener Gruppen:
Dr. J. Dlabola, Prag (Zikaden); Univ.-
Prof. Dr. R. Krisai, Braunau am Inn
(Moose); Dr. A. Polatschek, Naturhisto-
risches Museum Wien (fast alle Blüten-
pflanzen); Univ.-Prof. Dr. K. Thaler, In-
nsbruck (Weberknechte, Spinnen).
Zitierte Literatur (Kleine Auswahl):
ADLER, W., K. OSWALD, R.
FISCHER (1994): Exkursionsflora von
Österreich. – pp.1-1180, 510 Abb.- Verlag
Ulmer, Stuttgart.
AICHELE, D. & H.-W. SCHWEGLER
(1978): Unsere Moos- und Farnpflanzen.-
pp.1-181, 178 Abb., 154 Abb. – Verlag
Kosmos-Stuttgart.
FISCHER, Chr. (1984): Libellen
Schleswig-Holsteins. – Mitt. Zool. Mus.
Univ. Kiel. – pp. 1-44, zahlr. Abb.
FREUDE, H., K.W. Harde, G. A.
LOHSE: Die Käfer Mitteleuropas:
Bd. 5 (1974): (Staphylinidae II., Psela-
phidae): pp.1-381, zahlr. Abb.
Bd. 11 (1983): (Rhynchophora,
Schluß): pp. 1-342 zahlr. Abb. – Verlag
Goecke & Evers, Krefeld.
GAMS, H. (1973): Kleine Kryptoga-
menflora Bd. IV: Moos- und Farnpflanzen,
5. Aufl..- pp.1- 248, 116 Abb.-Verlag
Fischer, Stuttgart.
HOLZINGER, W. E., W. FRÖHLICH,
H. GÜNTHART, P. LAUTERER, H.
NICKEL, A. OROSZ, W. SCHEDL, R.
REMANE (1997): Vorläufiges Verzeich-
nis der Zikaden Mitteleuropas (Insecta:
Auchenorrhyncha). – Beitr. Zikadenkunde
Bd. 1: 43-62.
KOFLER, A. (1984): Faunistik der
Weberknechte Osttirols (Österreich).
(Arachnida: Opiliones)
Ber. nat.-med. Ver. Innsbruck 71:63-82.
POLATSCHEK, A. (1997): Flora von
Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg. – Bd. 1,
pp. 1-1024, 333 Karten. – Verleger: Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck.
SEIFERT, B. (1996): Ameisen beob-
achten bestimmen. – pp. 1-351, zahlr.
Abb. – Naturblick-Verlag Augsburg.
Schon der weltberühmte Naturforscher
Charles DARWIN (1809 – 1882) hat er-
kannt, dass Regenwürmer (Familie: Lum-
bricidae) für humusbildende Vorgänge im
Boden von Bedeutung sind. In Vorträgen
(1837) und Büchern (1881) hat er darauf
verwiesen. Im Jahre 1981 fand das „Darwin
Centenery Symposium on Earthworm Eco-
logy“ zu seinen Ehren in Grange-over-Sands
in Nordengland statt, was die Wichtigkeit
des Themas vor allem in der angewandten
Ökologie und Landwirtschaft unterstreicht.
Die vorliegenden Ausführungen sollen
auf die Artenkenntnis im Bezirk verwei-
sen, eine noch recht ungenügende (erste)
Übersicht, sie soll auch eventuelle Anre-
gungen zu weiteren Untersuchungen
geben. Am Aufbau von Humus und
Krume in Gärten, Acker, Wald und Wiese
sind die Tiere zwar durchaus willkommen,
aber Beliebtheit und spezielles Interesse
sind begrenzt. Für die Kompostbildung
werden sie allerdings bereits paketiert von
Großzüchtern angeboten.
Der Form nach sind die Tiere allgemein
bekannt, im einzelnen etwas kompliziert
gebaut:
Äußerlich gleichartig segmentiert, an den
Teilabschnitten einfache Borsten, meist in
vier Bündeln, Sinnesorgane gering ent-
wickelt, muskulöser Schlundkopf mit
anschließendem Muskelmagen, Blutgefäß-
system mit Seitenschlingen als funktionelle
„Herzen“, zur Fortbewegung ein Hautmus-
kelschlauch mit Ring- und Längsmuskeln.
Jedes Tier ist Männchen und Weibchen zu-
gleich, also Zwitter. – Die Tiere leben in
Süßwasser und feuchten Landgebieten, bei
uns vorwiegend in Erdröhren, wo sie nachts
zersetzte Blätter in den Boden ziehen, sie
arbeiten die Böden um, befördern untere
Schichten nach oben bei gleichzeitiger Dün-
gung, sind also durchwegs nützliche Tiere.
Die Stückzahl in Flächeneinheiten wird
unterschiedlich angegeben (Biomasse und
Gewichtsklasse wären zudem erforderlich).
Mehr als vier verschiedene Arten pro
Meterfläche sind selten, ein direkter Zusam-
menhang zwischen Regenwurm-Aktivität
und Ertragsbildung ist aber offenbar nur für
junge Rapspflanzen, Markstammkohl und
Hafer nachgewiesen!
Das Lebensalter ist nach Arten recht ver-
schieden: Eisenia foetida höchstens drei
Jahre, Allolobophora-Arten bis fünf Jahre,
der klassische Lumbricus terrestris (bereits
von Linné 1758 beschrieben) bis acht Jah-
re in Laborhaltung.
Deutsche Namen für die einzelnen Arten
gibt es nicht. Wohl aber können be-
stimmte Gruppen als „Angelköder“ (nach
GRAFF 1983) zugeordnet werden. Die
einheimischen Fischer B. Schober und
E. Schneider haben auf gezielte Fragen
dankenswerterweise die Angaben auch für
unser Gebiet bestätigt:
Tauwürmer:
Lumbricus
terrestris
(„nicht fängig“).
Erdwürmer: Allolobophora caliginosa,
limicola, longa, icterica, chlorotica, rosea,
Octolasium lacteum und cyaneum
(„mehr graugrün gefärbt, unter Museln;
beste Köder für Schleien und Forellen“).
Blaukopfwürmer: Lumbricus poly-
phemus (= rubellus): häufigste einhei-
mische Art.
Mist- bzw. Gelbschwanzwürmer: Eise-
nia foetida und veneta („mit hellen Farben,
für Schleien als Köder nicht brauchbar“).
Rot- oder Laubwürmer: Dendrobaena
rubida, D. subrubicunda, Eisenia eiseni.
Mooswürmer: Dendrobaena tenuis und
D. octaedra
Eigentlicher Regenwurm: Lumbricus
terrestris („nicht viel wert: nach Regen auf
Straßen und Asphalt, vielfach in Pfützen
ertrunken“). – Wasser treibt die Tiere aus
dem Boden, am Licht bringt sie offenbar
die UV-Strahlung um. Amseln orten diese
Tiere auch im Boden durch Blickkontakte
und graben sie dann aus.
Vom Aberglauben sind auch diese Tiere
begleitet: zerstoßene, trockene Würmer im
Schießpulver verleihen mehr Treffsicherheit,
im Stahl beigemengt erhöhen sie nach Mei-
nung der Schmiede die Härte. Zahllose Bei-
spiele gibt es natürllich auch in der Volks-
medizin lebend oder tot, frisch oder gedörrt,
äußerlich oder innerlich, schon seit Diosku-
rides und Plinius. – Weitere Berichte kennt
man aus dem mittelalterlichen Persien und
Arabien, von Burma und den nordamerika-
nischen Indianern. – Fiebersenkende Sub-
stanzen wurden von Japanern (1915) nach-
gewiesen und die Tauglichkeit für Schwan-
gerschaftstests durch Hasenbein (1953). –
Nur einige wenige Hinweise in Kurzform!
Dass durch Zerschneiden eines Regen-
wurms zwei lebensfähige Tiere durch
Regeneration des jeweils anderen Teiles
entstehen können, ist ein „Ammenmär-
chen“. Das Vorderende kann weiterleben,
wenn hinter dem „Gürtel“ (Clitellum)
noch weitere Segmente verbleiben, sonst
gehen beide Teile ein.
Die Höhenverbreitung im Gebirge ist zu
wenig bekannt. Einige Arten (Dendrobaena)
erreichen die 3.000-m-Grenze. – Jungwür-
mer leben in unseren Ackerböden wegen
des reichlichen Nahrungsangebotes nur we-
nig unterhalb der Oberfläche, ältere Tiere
vorwiegend in den unteren Bereichen. Der
Tauwurm in lehmigen Böden reicht bis zu
3 m Tiefe, in den Lößböden SW-Deutsch-
lands bis zu 7 m. Diese stockwerkartige
Verteilung wurde durch WILCKE (1953
nach GRAFF 1983) mitgeteilt.
Feinde dieser Tiere gibt es viele: Stare,
Drosseln (dazu auch die Amsel/Schwarz-
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Regenwürmer: grün und rosa