Seite 1 - H_2000_02

Basic HTML-Version

ging, nämlich Dr. Roland
Freisler.
Unter den zahlreichen Pries-
terschicksalen, die die katho-
lische Kirche in Österreich zu
erdulden hatte, dürfte jenes,
das unsere engere Heimat-
kirche in Osttirol betrifft, be-
sonders hervorzuheben sein,
nämlich der Märtyrertod des
P. Edmund (Josef) Pontiller
OSB aus Dölsach am
9. Feber 1945. Sein Richter
Dr. Freisler war am 3. Feber
1945 bei einem Bombenan-
griff auf Berlin von herabstür-
zenden Mauertrümmern er-
schlagen worden.
Dem Bindermeister und
Weber Josef Pontiller und sei-
ner Ehefrau Anna, geb. Mair
vom „Tschullnig“, wurde am
4. November 1889 der Sohn
Josef geboren, dem die Brüder
Franz, Hans, Lois und die
Schwester „Moidl“ folgten.
Gewohnt hatte die Pontiller-
Familie im „Fischerhäusl“ in
Göriach Nr. 11, Gemeinde
Dölsach, das am 22. Oktober
1969 abgebrannt ist. Betagte
Dölsacher/innen vermögen
sich noch gut daran zu erin-
nern, dass der Pontillervater
durch ca. 25 Jahre hindurch
den Mesnerdienst in der
Pfarrkirche von Dölsach ver-
sehen hatte.
Der Sohn Josef besuchte die
Oblatenschule (Klosterschule)
der „Kinderfreund-Benedikti-
ner“ in Volders und trat im
Jahre 1912 als Novize in den
Benediktinerorden ein. Am 30. Juli 1916,
mitten im Ersten Weltkrieg, wurde der
Novize Josef Pontiller zum Priester ge-
weiht. Von da ab trug er den Ordensnamen
„P. Edmund“. Sein Theologiestudium
absolvierte P. Edmund weiter in Inns-
bruck.
Nummer 2/2000
68. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Es ist zur historischen Tat-
sache geworden, dass mit
dem Einbruch der national-
sozialistischen Gewaltherr-
schaft in Österreich im Jahre
1938 der Kampf des Natio-
nalsozialismus gegen die
Kirche begonnen hat. Das
Naziregime hatte sofort be-
gonnen, die katholische Kir-
che durch Verleumdung des
Klerus, aber auch auf ver-
schiedenste andere Weise, in
mehr oder weniger brutaler
Form, jedenfalls aber immer
rücksichtslos und zielbe-
wusst, zu bekämpfen. Wer
die Irrlehre des National-
sozialismus erkannt hatte
und sich ihr nicht beugte, son-
dern für die innere geistige
und sittliche Freiheit arbei-
tete, rang, kämpfte und litt,
musste dies im festen Glau-
ben und Vertrauen auf Gottes
Hilfe durchzustehen versu-
chen, lief aber bei solcher
Standhaftigkeit Gefahr, in
KZ-Lager verschleppt, schwer
bestraft und dem Hungertode
preisgegeben zu werden oder
anderweitig, auf grausamste
Weise, das Leben opfern zu
müssen.
Um die ideologischen Ziele
rascher und wirksamer errei-
chen zu können, schuf Adolf
Hitler nach dem Reichtags-
brand am 27. Feber 1933 in
Berlin, der den Auftakt zur
Machtergreifung
gegeben
hatte, den Volksgerichtshof,
dessen Installierung ein rein
politischer Akt gewesen war, einerseits um
die bestehende Justizordnung nur klein-
weise zu verändern, sodass die „Bürger“
des „Dritten Reiches“ diese Veränderun-
gen kaum merkten, andererseits aber der
Willkür des „Führers“ nichts mehr im
Wege stand.
Michael Pontiller
Märtyrer der Heimatkirche
P. Edmund Pontiller OSB – als Zeuge Christi hingerichtet
P. Edmund Pontiller OSB (1889 – 1945) in jungen Jahren, vermutlich
nach seiner Primiz.
Ein grausames Gepräge verliehen dem
Volksgerichtshofe die Untaten jenes
Richters, der von 1942 bis 1945 dessen
Präsident war und der wegen seiner Un-
menschlichkeit und Brutalität als „Blut-
richter des Dritten Reiches“ und als „An-
walt des Teufels“ in die Geschichte ein-