Seite 6 - H_2000_06-07

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Wenn zur besten Sommerzeit die
Ross-Kastanienbäume ihre weißen und
roten Kerzen entfalten, dann ist das ein
Zeichen für die volle Entwicklung
der Pflanzenwelt. Sehr viel weniger Auf-
merksamkeit finden die Bäume und Blüten
der Edelkastanie, viel bekannter durch
die eßbaren Samen als „geröstete Kesten“
oder den „Törggelepartien“ mit dem
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
68. Jahrgang –– Nummer 6-7
Matrei-Umgebung,
östlich von Zed-
lach am Tuffbach, Juli 1982: Phyllo-
norycter strigulatella an Grau-Erle (Alnus
incana). (Birkengewächse). Neu für Ost-
tirol (!).
Schmetterlinge:
Sackminier-Motten
(Coleophoridae): für Österreich (1993)
über 200 Arten angegeben. – Meist nach
der Form des Sackes und der Pflanzenart
zuzuordnen. Kleine Schmetterlinge mit
10 bis 20 mm, oft schädlich an Forst- und
Kulturpflanzen und auch an bestimmte
Pflanzenarten gebunden.
Lienz-Umgebung,
Lavant – Lauen, Juni
1982 und 1983: Coleophora serratella, sehr
zahlreich an Grauerle (Alnus incana). (Bir-
kengewächse).
Käfer:
Blattkäfer, Laubkäfer (Chryso-
melidae): in Mitteleuropa über 600
Arten. Leben an verschiedensten, krauti-
gen Pflanzen, einige als Larven sogar bei
Ameisen.
Gemeinde
Thal-Assling,
östlich
Bannberg, Juli 1981 Epithrix atropae, sehr
kleinräumige Spuren von Lochfraß an
Tollkirsche (Atropa belladonna). (Nacht-
schattengewächse). Eines von vielen Bei-
spielen, wie viele Tiere recht giftige Blü-
ten-Pflanzen und Pilze (z. B. Schnecken an
Knollenblätterpilzen) fressen und ver-
dauen können, allerdings scheint die je-
weils aufgenommene Menge relativ (?) ge-
ring zu sein.
Käfer:
Rüsselkäfer (Curculionidae):
große Familie, in Mitteleuropa etwa
1.100 Arten. Leben als Larven oder Ima-
gines an diversen Holz- und Krautarten,
mehrfach als Schädlinge in Samen
(Kornkäfer), andere an Wurzeln oder Zap-
fen usw.
Lienz-Umgebung,
Hochstein 1.900 m,
16. 8. 1979 Phyllobius arborator an Blät-
tern von Hundsrose, Heckenrose (Rosa ca-
nina/corymbifera). (Rosengewächse).
Zahlreiche weitere Formen wurden ge-
funden, einige davon nicht sicher zuge-
ordnet. Vielfach ist die Erkennung ohne
die zugehörigen Tiere (meist nur durch
Zucht zu erhalten) nur Spezialisten mög-
lich.
In unseren Gebieten wurde diesen For-
men bisher nur wenig Augenmerk ge-
schenkt, es wäre eine lohnende Beschäfti-
gung mit einem Thema, das viele Tiere
und Pflanzen einbezieht, aber auch
Schädlinge und Nützlinge betrifft!
Schließlich wären – ein Anreiz – zahlrei-
che neue Erkenntnisse mit Sicherheit zu
erwarten!
Für die Bestimmung von Fraßspuren,
die systematische Zuordnung bei den
Schmetterlingen und Zweiflüglern gebührt
Dank an Dr. h.c. Karl Burmann, Innsbruck
(†) und für die Absprache zur neueren Sys-
tematik und zum Vorkommen Helmut
Deutsch, Lavant.
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Bekanntes und Neues über die
drei Kastanienbäume
Abb. 1: Edelkastanie: Lienz-Stadtgebiet, Haus Lugger (Adlerst-
überl) – 1a: Blühender Baum, Ende Juni 1999, 1b: einzelner Blü-
tenstand dazu, 1c: Junge Fruchtstände, Ende August 1999.