Seite 8 - H_2001_04-05

Basic HTML-Version

O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 4-5
mit einem Weibchen des Fächerflüglers
Xenos vesparum im Hinterleib. Fast
gleichzeitig (7. Juli 2000) ein Tier dersel-
ben Art aus Kärnten mit nicht weniger als
fünf parasitären Fächerflügler-Weibchen.
Die Auffindung weiterer Formen ist
durchaus möglich, allerdings muss man
alle Tiere unter dem Binokular erst einmal
genau untersuchen, im freien Gelände
reicht das Auge meist nicht aus.
Alle Fotos wurden von
Herrn Helmut Deutsch, Lavant,
angefertigt, dafür auch
an dieser Stelle meinen allerbesten
Dank!
Über die Blattläuse Osttirols wissen wir
wenig Bescheid, vor allem was die ver-
schiedenen Arten und deren Verbreitung
betrifft. Zwar kennt sie jeder Schreber-
gärtner, Florist, Landwirt als Lästlinge und
Schädlinge, aber die oftmals nur auf be-
stimmten Pflanzen vorkommenden For-
men lassen sich schwer unterscheiden.
Auch die Entwicklung mit geschlecht-
lichen und ungeschlechtlichen Generatio-
nen. in Wechselformen (Generations-
wechsel) erschwert die Zuordnung,
zudem sind Männchen, Weibchen und
Larven verschieden gebaut und erscheinen
jahreszeitlich getrennt.
Unter dem Sammelnamen Gallen (Ceci-
dien) vereinigt man alle Produkte abnor-
men Wachstums an Pflanzen. Je nach Ver-
ursacher trennt man wieder in Pflanzen-
gallen, die durch pflanzliche Erreger
verursacht werden wie Bakterien, Algen,
Pilze und Tiergallen, verursacht durch Ein-
zeller, Fadenwürmer, Milben und eine
Vielzahl verschiedenster Insekten, unter
denen die Gallwespen und Gallmücken ei-
gene Familien haben. Form und Ursache
der Bildungen haben ihre eigenen
Namen, die Literatur darüber ist umfang-
reich. – Grundsätzlich entstehen aber
Pflanzengallen nur am noch wachstums-
fähigen Gewebe, der Gallenerreger gibt
bei der Eiablage oder beim Fraß der
Larven durch bestimmte Substanzen den
Anstoß zu erhöhtem Wachstum mit pflan-
zen-untypischen Bildungen. Die Pflanze
bildet aber häufig Trennschichten, an
denen die Galle abfällt, wenn die Ent-
wicklung des Schädlings vorüber ist. Blatt-
läuse haben innerhalb der Insekten auch
wieder Nützlinge, deren Larven und aus-
gewachsenen Formen viele Stücke auf-
fressen können.
Die zu erwähnenden Arten sind kurz
aufgezählt:
Ulmen-Blattlaus/
Birnen-Blut-Laus (
Schizo-
neura
lanuginosa): an einem recht kleinen Strauch
der Feld-Ulme am linken Drauufer bei der Evange-
lischen Kirche in Lienz, Vor vielen Jahren schon be-
obachtet und als Beleg dem Landesmuseum Ferdi-
nandeum übergeben.
Ulmenblattrollenlaus
(Schizoneura/Eriosoma/
ulmi)
Haarige Ulmenblattgallenlaus
(Kaltenba-
chiella pallida)
Rüsternblasenlaus
(Byrsocrypta/Tetraneura/ulmi).
Alle drei Arten an einem gepflanzten Strauch von
Holländischer Ulme (Ulmus hollandica – Hybride)
im Friedhof von Grafendorf im Mai 2000.
Weitere Beobachtungen und genauere Unter-
suchungen dieser Pflanzen-Missbildungen wären
sehr lohnend, bedürfen aber einer eingehenden
Kenntnis und intensiven Studie.
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Vier Blattlausgallen an Ulmen-Blättern
Rüsternblasenlaus.
Haarige Ulmenblattgallenlaus.
Ulmenblattrollenlaus.
Fotos: A. Kofler
Wegwespe (Polistes): Gesamtansicht mit Fächerflügler-
Weibchen.
Wegwespe: vergrößerter Hinterleib in Seitenansicht, mit
Xenos-Weibchen.