Seite 6 - H_2001_04-05

Basic HTML-Version

Der erste Teil des Doppelnamens
stimmt gut, weil diese recht unbekannte
Krebsart vorwiegend an Karpfenfischen,
auch auf Hecht und Barsch, vorkommt.
Die beiden anderen Arten Mitteleuropas
leben auch an Karpfen (A. japonicus) oder
an Lachsfischen (A. coregoni), sind aber
alle drei an den Hinterlappen des Hinter-
leibs gut unterscheidbar.
Die Bezeichnung Läuse ist unrichtig und
nur vergleichbar wegen der außenparasiti-
schen Lebensweise an Fischen, hat direkt
mit den echten Läusen der Insekten nichts
zu tun. Die zitierte Art ist bei 8 mm lang,
der Körper auffallend abgeflacht, der
Vorderkörper schildfömig, mit einem
Paar Komplexaugen und einem unpaaren
Naupliusauge. Auffällig sind große Saug-
näpfe an der Unterseite, vier Paar Spalt-
beine mit Schwimmborsten und die auf-
fallende „Schwanzflosse“, die namens-
gebend (Kiemenschwänze) für die Krebs-
Ordnung dient, weil sie stark durchblutet
als Art von Kiemen verwendet wird.
Alle drei Arten sind Süßwassertiere,
Zeit-Parasiten auf Fischen (Haut, Kie-
men), seltener an Lurchen, alle sind blut-
saugend und können den Wirt beliebig
wechseln, weil sie auch sehr gute
Schwimmer sind, das ist bei Lebendmate-
rial sehr schön zu beobachten.
Die Art ist getrenntgeschlechtlich und
kann bei Massenbefall den Wirt schwer
schädigen oder auch töten.
Der allgemeine Hinweis zu diesen
interessanten Tieren wurde initiiert durch
ein Stück von der Zoo-Handlung Heimo
Jäger in Lienz, Messinggasse, gefunden an
einer Aquarienart aus der Gruppe stark va-
riabler Klein-Goldfische. Die Determina-
tion war recht einfach. Interessant dazu
wären Freilandfunde an anderen Fisch-
arten, aber das ist wieder ein eigenes
Kapitel und müsste mit Fischern aus der
Praxis und Beobachtung bei einheimi-
schen Arten erfasst werden, wäre aber sehr
interessant und faunistisch wichtig!
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 4-5
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Die Karpfenlaus (Argulus foliaceus)
Bei Insekten ist die Entdeckung von
Vertretern einer höheren systematischen
Einheit, in diesem Falle einer eigenen Ord-
nung schon sehr selten. Allerdings wurden
diese Tiere erst vor kurzem aus dem Käfer-
system herausgenommen und einem
eigenen Taxon zugeordnet. Der deutsche
Name bezieht sich nur auf die Männchen,
deren Hinterflügel ausgebreitet sind, die
Vorderflügel sind rückgebildet zu ähn-
lichen Organen wie bei den Fliegen die
Hinterflügel (daher auch Kolbenflügler).
Die hoch spezialisierten Tiere umfassen
weltweit etwa 550 Arten, in Mitteleuropa
nur mehr 20, aus Osttirol bisher nicht be-
kannt, war aber zu erwarten.
Die kleinen etwa 5 mm großen Männ-
chen sind sehr selten, in meiner Sammlung
nur ein Exemplar aus der Umgebung von
Innsbruck. Eher findet man die Weibchen
in den parasitierten Wespen, Bienen,
Zikaden und anderen Insekten, wenn der
Körper zwischen den Hinterleibssegmen-
ten herausragt (siehe Abbildungen und
Fotos). Dort findet das Männchen durch
Duftstoffe hin und die weitere Entwick-
lung der Larven erfolgt wieder im Inneren
des Weibchens. Die beweglichen Larven
verlassen das Tier und heften sich auf Blü-
ten an neue Wirtstiere. Die Details zur Ent-
wicklung können hier nicht näher erörtert
werden.
Im Stadtgebiet von Lienz (Friedensied-
lung) wurde am 1. September 1999 ein
Weibchen der Gallischen Wegwespe (Po-
listes dominulus = P. gallicus) gefunden
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Ein Fächerflügler: erstmalig und
neu (Xenos vesparum)
Die Kapfen-
laus
(Argulus
foliaceus),
Unterseite
(nach
DOGIEL):
1: Antennen,
2: Augen,
3: Saug-
näpfe.
1
2
3