Seite 25 - VP_2012_07

Basic HTML-Version

ZUM GEDENKEN
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JULI/AUGUST 2012
25
Auch nach 45 Jahren darf
Sepp Forer nicht mehr in seine
Heimat Südtirol einreisen –
ohne eine sofortige Verhaftung
zu riskieren. Er war einer der
sogenannten „Puschtra Buibm“,
die in den 60er-Jahren am akti-
ven Widerstand gegen die Un-
terdrückungspolitik des italieni-
schen Staates beteiligt waren.
Im zweiten Mailänder Prozess
wurden Forer und seine „Mit-
streiter“ Siegfried Steger, Hein-
rich Oberlechner und Heinrich
Oberleiter bekanntlich in Ab-
wesenheit zu mehreren lebens-
langen Haftstrafen verurteilt.
Schweren Herzens
Auch an das Sterbebett seiner
geliebten „Mamme“ durfte Forer
nicht. Ebenso nicht zum Begräb-
nis. „Das schmerzt sehr“, meint
Forer, der durch seine Enkelbu-
ben, die bereits aktive Mitglieder
der Schützenkompanie Prutz
sind, einen Strauß Alpenrosen
auf ihren Sarg legen ließ. „Mein
Lebtag werde ich die traurigen
und ängstlichen Augen meiner
‚Mamme’ nicht vergessen, als sie
mir am 12. Juni 1961 das Kreuz
auf die Stirne zeichnete und mit
tränenerstickter Stimme sagte:
‚Deine zwei Brüder sind schon
im Krieg um ihr Leben gekom-
men. Nun muss ich mich auch
noch um dich sorgen, dass dir
Gleiches geschieht‘.“
Noch vor der Feuernacht half
sie ihrem Sohn verbotene Tiro-
lerfahnen zu färben und zusam-
men zu nähen. An diesem 12.
Juni verließ Forer sein Eltern-
haus, „um dem Unrecht gewalt-
sam Widerstand zu leisten.“
Viele Tränen
Die folgenden Jahre waren
für die „Oberluckner Mamme“
und ihre Familie eine große Be-
lastung. Jedes Mal, wenn der
Donnerhall der Widerstandsak-
tionen durch die Täler rollte
oder lange Schießereien zu
hören waren, zuckte sie ängst-
lich zusammen und betete.
Viele Tränen vergoss sie mit
dem „Tate“ und den Geschwis-
tern, wenn zu Weihnachten der
Platz von „Seppl“ in der Stube
leer blieb. „Möge Enk der Herr-
gott die Opfer für die Heimat
vielfach vergelten“, so Forer in
seinem Schreiben an die Mut-
ter, das er beim Begräbnis vor-
lesen ließ.
Kaiserzeit
Die Mutter wurde in die öster-
reichische Kaiserzeit hineinge-
boren und musste somit den Ers-
ten Weltkrieg erleben, bei dem
ihr Vater am Col di Lana die Hei-
mat gegen den Landesfeind ver-
teidigte. „Nach der Zerreißung
unseres Landes musste sie dann
den italienischen Faschismus er-
dulden und seine entwürdigende
und verachtende Behandlung er-
tragen.“ Bald nach der Heirat
zum Luckner-Hof begann das
Unheil des Zweiten Weltkrieges.
Ihre vier Brüder wurden in die
Wehrmacht einberufen. Hansl
Zwischen Maria Forer und ihrem Sohn Sepp
kam es auch nach Jahrzehnten nicht mehr zu
einem Treffen in der Heimat Südtirol.
Fast 100 Jahre alt wäre Maria Forer, auch „Oberluckner Mamme“ genannt,
geworden. Im Juni verstarb sie. Umsonst hatte sie lange auf die Rückkehr
ihres Sohnes Sepp Forer, den ehemaligen Südtirol Aktivisten, gewartet.
und Robert kamen in Russland
und in Jugoslawien ums Leben.
Ihr erstes Kind, das „Moidele“,
starb bald nach der Geburt.
Dann wurde „Seppl“ geboren.
„Ich war ein kränkliches
Büebl. Wie viele durchwachte
und von Sorgen geplagte Nächte
hat meine Mutter wegen mir ver-
bracht. Aber ich durfte eine un-
beschwerte Kindheit erleben und
in einer heilen Familie aufwach-
sen“, ist Forer dankbar.
Tradition und
Genuss aus Südtirol
www.pircher.eu/altapusteria
Eröffnungsfeier
08. August 2012
um 21.00 Uhr
09. - 19. August 2012
bei Pircher Shop - Niederdorf
täglich geöffnet von 10.00 - 12.30 / 15.30 - 19.00; 15. August Vormittag geschlossen
80403
Sie wartete lange auf ihren Sohn