Seite 8 - H_2005_04-05

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Am 9. Juni 2005 hätte Dr. Anton Egger
seinen 75. Geburtstag feiern können. Die-
sem Anlass soll der folgende Bericht die-
nen, als Erinnerung und Anerkennung an
einen vielfach interessierten, erfolgreichen,
weitgereisten und beliebten Mann.
Zur Welt kam er eigentlich in der Ge-
meinde Winklern (Mölltal), aber ganz
nahe an der Osttiroler Grenze im Defreg-
gerhof am Iselsberg. Er besuchte daher
auch die Volksschule in Winklern und
dann die „Oberschule für Jungen“ in
Lienz. Nach der Matura begann er unter
großen finanziellen Schwierigkeiten das
Studium der Geologie in Wien bei Univ.-
Prof. Dr. Kober und promovierte 1954. Als
Dissertation bearbeitete er „Die Geologie
der südöstlichen Venediger-Gruppe“.
Schon nach einigen Jahren als Assistent
am Geologischen Institut Wien übernahm
er 1955 bis 1960 einen Auftrag des Türki-
schen Lagerstätten-Instituts mit der Suche
nach Glassand, Feldspat, Bauxit u. a. in
Thrakien und Anatolien. Seine Frau Ilse
begleitete ihn dabei 1956 bis 1960 in fast
unerschlossene Gebiete. Mit dabei als Gast
war auch der noch lebende akademische
Maler Prof. Oswald Kollreider, jetzt in
Strassen. Der Sohn Nicolai kam 1961 in
Lienz, die Tochter Doris 1964 in Bolivien
zur Welt.
Im Jahre 1962 übersiedelte die Familie
nach Bolivien wegen Untersuchungen in
den Minen. Es ging vor allem um Zinn,
aber auch Erzvorratsberechnungen von
Blei-, Zink- und Silberlagerstätten und
dauerte bis 1966. Dann folgte eine Auf-
tragsarbeit der Vereinten Nationen
(UNOTC) als Chefgeologe und Projekt-
leiter für Explorationsprojekte über Roh-
stoffe in Guatemala, Türkei, Montenegro
samt Lagerstättenkunde und Aufschluss-
arbeiten. 1972 bis 1973 schloss sich ein
kürzerer Aufenthalt in den Philippinen an
zur Beurteilung der UNONG-Lagerstätten
von Braunkohle und Graphit.
Die Österreichische Gesellschaft für
Lagerstätten-Erschließung (AUSTRO-MI-
NERAL) engagierte ihn 1975 bis 1985 als
Chef-Geologe und Projektleiter für Stu-
dien zum Abbau von Kohle, Eisenerz,
Chromit, Antimon, Phosphat u. a. in den
Ländern Kolumbien, Pakistan, Türkei,
Ägypten, Kenia, Mozambique, Sierra
Leone, Nigeria, Thailand, Brasilien, Phi-
lippinen, Birma, Malaysia, USA, Verei-
nigte Emirate und auch Österreich. Ein
umfangreiches Programm! Danach folgten
1985 bis 1990 im Auftrag der AUSTRO-
PLAN Bewertungen von Rohstoffprojek-
ten, Begutachtungen von Projektions-
gebieten, geologische Bearbeitungen von
Lagerstätten u. a. in Österreich, Kolum-
bien und Bhutan.
Erst im Jahre 1989 erbaute er als Pen-
sions-Domizil ein Eigenheim für sich und
die Familie in der Gemeinde Iselsberg-
Stronach, nahe seinem Geburtshaus De-
freggerhof und bezog es 1990, damit
wurde er endlich zum Tiroler. Dorthin
brachte er auch viele ausgewählte Erinne-
rungsstücke aus verschiedensten Ländern,
auch einige präparierte Käfer aus der Tür-
kei und viele Schmetterlinge aus Guate-
mala.
Aus Platzgründen wurden die Tiere dem
Verfasser anvertraut, eine Schachtel voll
Schmetterlinge ging an das Gymnasium
und bei Publikationen sollte sein Name ge-
nannt werden, zwei bescheidene Wünsche,
die wir gerne erfüllten.
Er war als höchst versierter Geologe und
Explorer in allen Kontinenten, außer Aus-
tralien, tätig, ein vielseitig interessierter
Wissenschaftler, bei allen wirtschaftlichen
und technischen Notwendigkeiten jederzeit
bemüht, die Umwelt möglichst zu schonen.
Daher konnte er auch in der Pension als
Naturschutzbeauftragter für den Bezirk
Lienz im nördlichen Bereich gewonnen
werden, arbeitete an der Kartierung geolo-
gischer Karten, verfasste die Geologie Ost-
tirols für die Bezirkskunde (2001) und
organisierte für bekannte und befreundete
Kollegen einen „Umwelt-Stammtisch“ mit
gezielten Diskussionsthemen, wo wir eine
Menge interessanter und neuer Themen
kennen lernten. – Für vielfache Mitteilun-
gen über das Leben und die Arbeiten von
Dr. Anton Egger gebührt mein herzlicher
Dank seiner Frau Ilse Egger, Iselsberg, und
OSR Alois Heinricher, Lienz.
Am 19. April 1994 ereilte ihn völlig un-
erwartet der Tod nach einem Skitag auf
dem Goldried in Matrei. Die Beisetzung
erfolgte in Iselsberg unter großer Anteil-
nahme.
Die Bearbeitung und Publikation der
Schmetterlinge dauerte länger, weil kein
Institut, kein Bearbeiter und Publizist ge-
funden wurde. Erst imAugust 2002 erhielt
ich Besuch von meinem alten Bekannten
und Freund Dr. Ulf Eitschberger, dem ich
als bestem Spezialisten das Problem dar-
legte. Viele Jahre vorher war er schon in
Osttirol mit seinen Eltern bei der Familie
Kröll in Oberlienz auf Urlaub. Er nahm
alle Tiere mit, bestimmte sie nach Mög-
lichkeit und veröffentliche sie in seiner
Zeitschrift bereits 2003. Insgesamt konn-
ten bei Tagschmetterlingen (Rhopalo-
cera) 148 Stück aus 57 Gattungen und bei
den „Nachtschmetterlingen“ (Heterocera)
209 aus 65 Gattungen ausgewertet werden.
Einzelne Individuen sind noch genauer bis
zur Art zu untersuchen.
Gleichzeitig hat Dr. U. Eitschberger in
einer umfangreichen Arbeit über die
Schmetterlingsgattung Macroglossum
(Taubenschwanz-Schwärmer) eine für die
Wissenschaft neue Art benannt:
Macro-
glossum eggeri
n.sp. aus Indonesien, Sula-
wesi:
„Herrn Dr. Anton Egger posthum im Ge-
denken gewidmet.“
Literatur:
EGGER, A. (2001): Geologie – in: Bezirkskunde Ost-
tirol (pp.101-106). – KTLV (Kath. Tir. Lehrer-Ver., Hrsg.)
pp.415, Ed. Löwenzahn im Studien-Verlag, Innsbruck.
EITSCHBERGER, U. (2003): Die von Dr. Anton Egger
in Guatemala von Ende 1967 bis Ende 1969 gesammelten
Tag- und Nachtfalter (Insecta, Lepidoptera). – Neue Ento-
mol. Nachr. 54: 15-45, Marktleuthen.
EITSCHBERGER, U. (2003): Vorarbeit zur Revision
der
Macroglossum corythus
-
sylvia
-Gruppe (s.l.) (Lepidop-
tera, Sphingidae) – Neue Entomol. Nachr. 54: 149-439,
Marktleuthen.
KOFLER, A. (2003): Die Biografie von Dr. Anton
Egger. – Neue Entomol. Nachr. 54: 15-16, Marktleuthen.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer: OSR
Volksschuldirektor i. R. Hans Kurzthaler, Dorf
62, Thurn, A-9900 Lienz, und HR Mag. Dr.
Alois Kofler, Meraner Straße 3, A-9900 Lienz.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
OSTTIROLER
NUMMER 4-5/2005
8
HEIMATBLÄTTER
Alois Kofler
Zum Andenken an Dr. Anton Egger
(1930 bis 1994)
Dr. Anton Egger †.
Macroglossum eggeri n.sp. aus Indonesien.