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OSTTIROLER
NUMMER 9/2006
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HEIMATBLÄTTER
Die politisch Verantwortlichen des Be-
zirks und auch die Patienten des Lienzer
Stadtspitals waren sich schon lange darüber
im Klaren, dass die Zustände in diesem
Krankenhaus auf die Dauer nicht tragbar
seien und dass es eine Lösung für den gan-
zen Bezirk Lienz brauche. Mit Bezirks-
hauptmann Dr. Erich Kneußl an der Spitze
richteten vier Landtagsabgeordnete aus dem
Bezirk, Jakob Annewanter, Gottfried Haß-
ler, Franz Henggi und Natalis Obwexer am
11. Feber 1926 eine Eingabe an die Tiroler
Landesregierung, in der auf die angespannte
Situation aufmerksam gemacht und der
Antrag auf Errichtung eines Bezirks-
krankenhauses für Osttirol gestellt wurde.
Eine Kommission besichtigte rund einen
Monat später das städtische Spital; sie war
zusammengesetzt aus Mitgliedern der
Landesregierung, der Bezirkshauptmann-
schaft, der Stadt Lienz und der Ärzteschaft.
Die aufgezeigten Missstände wurden als
völlig zutreffend erkannt. Eine Vergröße-
rung des Spitalskomplexes war auf Grund
örtlicher Gegebenheiten nicht möglich,
weshalb man einen Neubau ins Auge fasste.
Bau und Eröffnung des
Bezirkskrankenhauses
Bei der Bürgermeisterkonferenz des Be-
zirks Lienz vom 26. März 1926 wurde der
Antrag einstimmig angenommen, die Tiro-
ler Landesregierung zu ersuchen, geeig-
nete Schritte zur Errichtung eines eigenen
Beitragsbezirks zu unternehmen. Weiters
beabsichtigte man einen Ausschuss einzu-
setzen, welcher die Errichtung des Kran-
kenhauses weiter verfolgen sollte. Der zu-
nächst provisorisch gewählte Verwal-
tungsausschuss nahm bald schon seine
Tätigkeit auf, während das Land Tirol die
gesetzlichen Voraussetzungen für den
Neubau schuf. Nach dem entsprechenden
Bundesgesetz sollten
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der Baukosten von
Bund und Land getragen werden, während
das letzte Viertel die Gemeinden des Be-
zirks Lienz übernehmen mussten. Diese
stimmten dem Bau des neuen Kranken-
hauses prinzipiell zu, machten hinsichtlich
der finanziellen Beitragsleistung jedoch
teils starke Einschränkungen. Bezirks-
hauptmann Dr. Kneußl verhandelte positiv
mit den Gemeinden, während die Abge-
ordneten Henggi (Lienz) und Obwexer
(Matrei i. O.) den Tiroler Landtag zu tat-
kräftiger Unterstützung motivierten.
Die Wahl des Baugrundes fiel nach län-
geren Diskussionen auf die Felder östlich
des Moarhofes in der – damals noch beste-
henden – Gemeinde Patriasdorf. Die Ab-
wicklung des Grundankaufs, der Baureif-
machung des Areals und die Erstellung der
Pläne umfassten die Zeit von Herbst 1927
bis Jahresbeginn 1929.
Das Gesamtprojekt, Krankenhaus mit
Nebengebäuden, Gartenhaus, Schweine-
stall sowie die Primarvilla plante Landes-
baurat Architekt Dipl.-Ing. Hans Menardi
(Innsbruck), der die oberste Bauleitung
innehatte; die örtliche Bauleitung wurde
Landesbauinspektor Baumeister Heinrich
Liner übertragen. Primarius Dr. Ernest Paul
zog man als fachmännischen Berater bei.
Die für den Bau Verantwortlichen besuchten
einige neu errichtete Krankenhäuser in Süd-
deutschland, wobei nun die gemachten Er-
fahrungen in die Planung des Lienzer Kran-
kenhauses einflossen, sodass der Zweckbau
wirklich optimal ausfallen konnte.
Der offizielle Spatenstich zum Lienzer
Bezirkskrankenhaus erfolgte am 27. Mai
1929. Vom Wetter begünstigt, erforderte
die Errichtung des Rohbaus nur 131 Ar-
beitstage. Die überlieferte Statistik der ver-
wendeten Baumaterialien weist imposante
Zahlen auf: Es wurden benötigt 750.000
kg Portlandzement, 1,000.000 Mauerzie-
gel, 80.000 Deckenhohlsteine, 150.000 kg
Meinrad Pizzinini
Das neue Allgemeine öffentliche
BKH Lienz im Verlauf von 75 Jahren
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Einladungskarte zur Einweihung und Eröffnung des
Osttiroler Bezirkskrankenhauses am 6. September
1931.
(Archiv Kneußl, Hall i.T.)
Das fertig gestellte Lienzer Bezirkskrankenhaus,
Postkarte im Frank-Verlag Graz.
Neubau des Bezirkskrankenhauses: Betonmauerwerk im Heiz- und Kohlenkeller in einer
Aufnahme vom 13. August 1929. (Archiv Kneußl, Hall i.T.) Foto: Dina Mariner, Lienz
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