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OSTTIROLER
NUMMER 2-3/2008
7
HEIMATBLÄTTER
Die Insektengruppe der Hautflügler mit
meist zwei Paar häutigen Flügeln umfasst
viele Tausende verschiedenster Arten mit
dem kleinsten Insekt von 1 mm Länge, da-
runter eine große Zahl von „Parasiten“.
Hierher gehören z. B. Blattwespen, Echte
und viele andere Wespen, Ameisen, Bie-
nen mit Hummeln, Schlupfwespen usw.
Vor allem Familien mit kleinen Formen
und zahlreichen Arten kennen nur noch die
Spezialisten, die allerdings eher seltener
werden und stark beansprucht sind.
Das vorgestellte Insekt hat nur den
Nachteil, dass es selten gefunden wird, zu
kennen ist es leicht. Es gehört einer klei-
nen, v. a. tropischen Familie an, die in Mit-
teleuropa nur zwei, weltweit ca. 100 Arten
hat. Die Bezeichnung der Familie: Stepha-
nidae und der Gattung
Stephanus
kommt
davon, dass die Tiere am Kopf einen Kranz
oder Krone von fünf spitzen Höckerchen
tragen (stéphanos.: gr. Kranz, Krone), der
Artname
serrator
ergibt sich durch drei
große Zähne an der Unterseite der Hinter-
schenkel mit kleinen Zähnchen dazwi-
schen, etwa wie eine Säge (serra: lat. die
Säge, serrator: der Säger, serrati: gezackte
Denare: Geldmünzen). Für die Familie
könnte man als deutsche Bezeichnung
„Dornwespen“ wählen, in Anlehnung an
andere Tiergruppen, die Art hat auch den
Namen „Der Säger“. Die Tiere erreichen
sehr unterschiedliche Längen von 8 bis 17
mm, ohne den langen Legestachel bei den
Weibchen (s. Abb.). – Ein ganz besonders
gutes Merkmal ist ähnlich wie bei den ver-
wandten Familien (Gichtwespen: Gaster-
uptiidae, Hungerwespen: Evaniidae) der
lange, gestreckte, gestielte Hinterleib, der
oberhalb der Hinterhüften eingelenkt ist.
Das einzige Männchen wurde am 2. Juli
2007 an einem regnerischen, kühlen
Nachmittag bei der Besichtigung der
neuen Bach-Verbauung amAuernig- oder
Dorfbach unterhalb der Lavanter Kirchen
im Langsam-Flug mit der Hand gefangen.
In nächster Nähe lagerte verschiedenes
Holz, zum Teil schon ofenfertig geschnit-
ten. Bei einer Nachschau wenige Tage
später war es schon abtransportiert. Zuerst
wurde noch daheim im Mikrospkop die
Art festgestellt. Die Tiere entwickeln sich
als „Parasitoide“ bei holzbewohnenden
Insekten, vor allem Bockkäfer, Pracht-
käfer, vielleicht auch bei großen Holz-
wespen (Siricidae).
Dieser Fund für Osttirol ist sehr über-
raschend und konnte auch in den letzten
50 Jahren nie fixiert werden, er war daher
auch recht unerwartet. In Österreich liegen
Angaben vor aus Tirol (Nordtirol), Nieder-
österreich, Wien, Kärnten, Steiermark
(drei ältere, neu 1996) und Burgenland,
meist Einzelfunde.
In Deutschland sind zwischen 1900 und
1979 Funde aus Sachsen-Anhalt, Branden-
burg, Berlin, seit 1980 „aktuell“ von den
Ländern Thüringen, Rheinland-Pfalz,
Saarland und Baden-Württemberg ver-
zeichnet (2001).
Dank:
Ganz besonderen Dank an Herrn Dr. M.
Madl, Naturhistor. Museum Wien für die
Mitteilung vieler Einzelheiten zu dieser
Wespe und für zusätzliche neuere Literatur.
Literatur
(mit jeweils zusätzlichen Zitaten):
DATHE, H., A. TAEGER, St. M. BLANK (2001):
Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands. – Entomofauna
Germanica 4:30.
HAUSL-HOFSTÄTTER, U. (2003):
Stephanus serrator
(F.) – ein seltener Hautflügler aus der Steiermark (Hyme-
noptera, Staphanidae).
MADL, M. (1991): Zur Kenntnis der paläarktischen
Stephanidae (Hymenoptera, Stephanoidea). – Entomofauna
12(9)117-128.
SCHMIEDEKNECHT, O. (1930): Die Hymenopteren
Nord- und Mitteleuropas. – Verl. Fischer, Jena,1062 pp.
(p. 338-339).
WALL, I. (1994): Seltene Hymenopteren aus Mittel-,
West- und Südeuropa (Hymenoptera: Apocrita: Stephanoi-
dea, Evanioidea, Trigonaloidea). – Entomofauna 15(14):
137-184.
Alois Kofler
Die Kronenwespe – ein sehr
seltenes Insekt
(Hautflügler:
Stephanus serrator
)
Kopf lateral mit „Krone“.
Hinterschenkel mit „Säge“.
Insekt von oben.
Alle Fotos: H. Deutsch, Lavant