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NUMMER 2-3/2008
76. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Die Österreichische Entomologi-
sche Gesellschaft (Naturschutzbund
Österreich, Graz) und das deutsche
Kuratorium (Müncheberg): Insekt
des Jahres mit acht verschiedenen
Institutionen haben heuer die 10. Art
zum „Insekt des Jahres“ ausgewählt,
die zu den schönsten zählt, in Ost-
tirol trotz allem Bemühen noch nicht
gefunden wurde. Damit soll wieder
auf ein Tier und auch seine Ver-
wandten aufmerksam gemacht wer-
den, bei denen Unterstützung zum
Schutze gebraucht wird. Die Ver-
einten Nationen haben ja am 19. De-
zember 1994 beschlossen, jeweils
den 29. Dezember zum Internationa-
len Tag der Artenvielfalt und deren
Erhaltung zu erklären. Die Arten-
fülle wird gerade derzeit durch viele
Ursachen stark gemindert, durch
Verteilung unterschiedlich erhöht.
Dieser kleine Artikel soll zu
diesem Thema beitragen.
Die „Widderchen“ erinnern etwas
an die Hörner von Huftieren, weil
die Fühler an der Spitze „kolben-
artig ausgeformt“ sind, der Name
„Blutströpfchen“ wegen der oftmals
blutroten Flecken auf den dunklen
Vorderflügeln ist besser und ge-
läufiger, allerdings gibt es in dieser
Familie der Zygaeniden auch grün
(Abb.: Grünwidderchen) und anders
gefärbte Arten, weltweit über 100
Arten. In Österreich kennt man von dieser
Gattung 17, in Osttirol nur acht Arten
(dazu mehrere Unterarten/Rassen).
Das Krainer Widderchen hat seinen
Namen nach der slowenischen Landschaft
Krain (lat. carniola). Nach ihrem dortigen
Vorkommen benannte J. A. Scopoli schon
1763 dieses Tier, nach der bevorzugten
Fraßpflanze der Raupe, heißt es auch
„Esparsetten-Widderchen“.
Das Bild zeigt die Färbung sehr schön, be-
sonders charakteristisch sind die sechs roten,
Alois Kofler – Helmut Deutsch
Das Insekt des Jahres 2008:
Krainer Widderchen
(Schmetterling
: Zygaena carniolica
)
weiß eingesäumten Flecken, der äußerste
nierenförmig, die ganz roten Hinterflügel
haben einen schwarzen Saum. Die Tiere
sind tagaktiv und bilden in der Nacht kleine
Schlafgruppen. Die Verpuppung der grünen
Raupe erfolgt nach sechs Häutungen am
Pflanzenstängel in einem gelblichen Kokon.
Die Lebensräume dieser Art sind seltener
geworden. Bevorzugt werden Kalk- und
Lößböden mit Trocken- oder Magerrasen,
auch Böschungen, Bahndämme, Stein-
brüche, überhaupt warme Hanglagen. Das
nächste Vorkommen befindet sich im
benachbarten Kärnten auf den sonn-
seitigen trocken-warmen Talhängen
bei Obervellach und Mühldorf/
Möllbrücke (Slg. H. Deutsch). Unter
Einbeziehung der Rassen fehlt das
Tier scheinbar nur in Nordtirol.
Die schwarz-rote Färbung ist
eine Warnfarbe, in den zahlreichen
variablen Formen auch schwarz-
gelb. Die Tiere schützen sich zu-
sätzlich vor dem Gefressenwerden
durch die Freisetzung von Cyan-
wasserstoff (Blausäure). Daher ist
besonders für Kinder Vorsicht ge-
boten. – Aus der Mitteilung der Le-
bensräume ergibt sich automatisch
der Artenschutz durch Erhaltung
solcher Landschaftsgebiete!
In Osttirol kennen wir mehrere
Leute (H. Deutsch, E. Lexer, H.
Mair), die sich mit der Erforschung
der Schmetterlinge seit vielen Jahren
befassen. Einer davon war auch der
Zahnarzt Dr. Hans Rauch mit seiner
Frau Mara, der sich besonders inten-
siv mit der Familie Zygaenidae be-
fasste und mehrere Rassen und Arten
aus Italien und dem Balkan neu
beschrieben hat. Seine umfangreiche
Sammlung befindet sich am Landes-
museum Ferdinandeum Innsbruck.
Ausgewählte biographische
Daten über Dr. Hans Rauch:
Geboren 9. Oktober 1921 in
Linz/OÖ., nach Abschluss der Mittelschule
1940 Einrücken zur Deutschen Wehrmacht
im Verband der Hoch- und Deutschmeister-
Division vor allem in Monte Cassino,
schwer verwundet und als mehrfach deko-
rierter Offizier Rückkehr in die Heimat,
Medizinstudium in Graz, Mitglied der Stu-
dentenverbindung Gothia, Promotion 1949,
von 1952 bis 1983 als Zahnarzt in Lienz
tätig, krankheitshalber frühzeitig im Ruhe-
stand, verstorben am 1. Jänner 1989 in
Lienz, die Familien-Grabstätte Glaser/
Krainer Widderchen.
Foto: H. Deutsch