Seite 3 - H_2008_04-05

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Si quis vero predictorum heredum inter
terminos annotatos supra ordinata solvere
negligetur seu supersederet necnon in ali-
qua sui parte contumax reperietur, ipso
facto omnibus suis iuribus est deprivatus.
Exhereditatis quoque decimis et agro pre-
notatis tunc et exnunc superveniens pleba-
nus una cum consilio plebanizorum ad
maiorem usum legata sepedicta locet cui-
cumque ydoneo viro vel pluribus ad certam
sumam, ipsa etiam adaucta distribuere[t]
expedicius ad loca superius deputata.
Cuius rei testes sunt domini Perchtoldus,
Thoma, Martinus sacerdotes, dominus
Hugo purchgravius et tunc ca[pi]taneus in
Luentz, Ulricus purchgravius, Chunradus
tunc vicedominus et judex, Johannes de
Porta, Johannes et [Ulricus]
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fratres, filii
Pertuni et Symon, Alberus claviger, Fride-
ricus Pentschauer, Heinricus inst[itor],
Perchtoldus [mo]lendinator, Fridericus
cerotecarius, Liebardus et Jacobus Mues-
larii, Albertus Reuter, Ulricus Pachtcelt,
Henricus pellifex, Fridericus Emlacher,
Fridericus de Patriarchsdorf, Reichmanus
villicus.
Et ut autem hec inviolata conserventur
presens conscripta est et sigillorum domini
Perchtoldi tunc vicarii necnon judicis civi-
tatis Luencz providius roborata. Actum
anno domini m
o
ccc
mo
viij anno in dominica
post Pasca qua cantatur Misericordias
domini, ante imminens festum beatorum
apostolorum Philippi et Jacobi, in civitate
Luencz prenotata.
2 an Pergamentstreifen hängende Siegel
1. Siegel des Richters mit dem Görzer
Wappen (schrägrechts geteilt, oben ein
nach rechts schreitender Löwe, unten
sechsmal geteilt), Umschrift: SI-
GILLVM IVDICIS D(E) LVUENTZ.
OSTTIROLER
NUMMER 4-5/2008
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HEIMATBLÄTTER
Die Pfarrkirche
„St. Andre“, links
davor der Glöckl-
turm und noch
weiter links die
bloß stilisiert ge-
zeichnete Kirche
zu Mariae Heim-
suchung des Do-
minikanerinnen-
klosters; Aus-
schnitt aus einer
Ansicht der Ge-
gend zwischen
Lienz und Leng-
berg, Aquarell
mit Feder, 1652.
(Salzburg, Salz-
burger Landesar-
chiv, Karten und
Risse C2.68)
Foto: Meinrad
Pizzinini
Die Kirche St. Nikolaus in „Thurn“ und weiter links „St. Helena“ am Berg, Gotteshäu-
ser, die in der Urkunde vom 28. April 1308 erstmals erwähnt sind. Bei den leider nicht
sehr konkreten Darstellungen handelt es sich um die ältesten erhaltenen Abbildungen der
beiden Kirchen. – Von den Kirchen St. Mariae Himmelfahrt in Oberlienz und St. Georg
in Oberdrum, ebenfalls in der Urkunde von 1308 erstmals glaubwürdig genannt,
bestehen vor dem 19. Jahrhundert keine Ansichten.
(Salzburger Landesarchiv, Karten und Risse C2.68)
Foto: Meinrad Pizzinini
2. Siegel des Vikars, Bild: zwei nebeneinan-
der stehende Männer, rechts Jesus, links
vermutlich ein Heiliger, die Rechte er-
hoben, in der Linken einen Stab haltend
(= hl. Abt Berthold?), Umschrift: (S.)
PERCHTOL(DI) … (Lesung unsicher)
Vermerke auf der Rückseite:
1308. Maria Gremstecher verisimilius
Riemstecher
(19. Jh.)
Ain Stifftprieff umb di Zehnt ab den
Clausen
(17. Jh.)
Ain prieff umb di zehentt ab dene klaus-
sen
(16. Jh.)
Übersetzung
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Weil die Menschen dieser Tage wie die
Zeit, in der sie leben, wankelmütig und un-
berechenbar sind und aus Flatterhaftigkeit
und Unbeständigkeit sich der Wahrheit
entgegenzustellen pflegen, vertraut man
die Taten der Gläubigen dem Zeugnis der
Schrift an, damit nicht das gesicherte, blei-
bende Wissen darüber durch schändliches
Vergessen entschwindet.
Deshalb sollen alle gegenwärtigen und
künftigen Gläubigen erfahren, dass Maria
Riemstecher(in), Witwe des verstorbenen
Heinrich Riemstecher, zur Entsühnung und
zum Heil ihrer und aller ihrer Vorfahren
Seele, mit Zustimmung und Willen aller
ihrer Kinder, für das Licht vor den Heili-
gen an die unten angeführten Kirchen drei
Zehnten in den Dörfern Schrottendorf,
Dörfl und Kolbenhaus, die rechtens zur
Pfarrkirche Assling gehören, übertragen
und vermacht hat, und zwar wie folgt.
Nach dem Tod Marias sollen ihr Sohn
Nikolaus und seine Nachfolger, nach Erbrecht
der Ältere, den größeren Zehnt in Schrotten-
dorf bis zum Erbverlust innehaben, der für
zwei Teile von den Gütern des Herrn Witigo,
Ritters auf Neuenburg
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, eingehoben wird.
Nikolaus soll verpflichtet sein, davon jedes
Jahr zwischen dem Fest des hl. Michael und
folgendem Ostern bereitwillig folgende Ab-
gaben zu leisten. Erstens und vor allem an
die Pfarrkirche St. Andreas in Patriasdorf
fünf Trinkl
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Öl, an die Kirche St. Maria in
Oberlienz 2 Trinkl Öl, an die benachbarte
Kirche St. Georg ein Trinkl Öl, an die Kirche
der seligen Helena auf dem Berg
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ein Trinkl
Öl, an die Kirche St. Nikolaus zu Thurn ein
Trinkl Öl. Der zweite Zehnt aber in Dörfl ist
kleiner und wird ebenfalls nur für zwei Teile
eingehoben, und zwar von einem grundherr-
schaftlichen Hof des Grafen von Görz und
von drei anderen daneben liegenden Huben
(Zinsgütern). Diesen Zehnt soll in der glei-
chen Weise Elisabeth, ihre Tochter, inneha-
ben und dazu den Zehnt in Kolbenhaus, den
Ottilie von einer Hube des Grafen, die zur
Klause Hintental gehört, einnimmt. Dafür
soll sich auch Elisabeth verpflichten, jedes
Jahr zwischen den oben genannten Termi-
nen gern an die Pfarrkirche St. Andreas in
Patriasdorf vier Trinkl Öl zu liefern, an die
Kirche St. Michael am Rindermarkt ein
Trinkl Öl, an die Kirche der Nonnen beim
oberen Tor der Stadt Lienz ein Trinkl Öl, an
die Hl. Geistkirche in der Burg Bruck ein
Trinkl Öl, an die Kirche der seligen Johan-
nes und Jakobus am äußeren Markt drei
Trinkl Öl, an die Kirche des seligen Michael
in Leisach ein Trinkl Öl
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.
Außerdem hat die vorgenannte Maria
als größeres Vermächtnis für ihre Seele
einen Acker im Ausmaß von zwei Arl
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