Seite 8 - H_2009_1-2

Basic HTML-Version

rückzuführen ist, bei der 2 % der Bau-
summe aller vom Land geförderten Bau-
ten der künstlerischenAusgestaltung zu
widmen sind.Anfügend bemerkt, war es
auch Gottfried Hohenauer, der dem
Virger Künstler zu Beginn der 1950er-
Jahre die vakant gewordene Stelle der
leitenden Position der Bildhauerschule
in Elbigenalp im Außerfern anbot, sich
dieser aber mit der dort schwerpunkt-
mäßigen Grödner Schnitztradition nicht
identifizieren konnte und ablehnte.
Speziell in der im Süden von Lienz
wohnbautechnisch zügig erschlosse-
nen Friedensiedlung findet man drei
Arbeiten von Fuetsch, die mit den be-
reits erwähnten und den weiteren
Arbeiten für den öffentlichen Raum in
Lienz hier chronologisch angeführt
werden:
23
1962 das Sandsteinensemble
„Froschkönig“, 1968 aus Krastaler Mar-
mor „Rübezahl“ und der „Flötenspie-
ler“. 1969 für die Volksschule Nord die
„Bergpredigt“ aus gebrannter Lärche,
1971 für die Ostfassade des Bezirks-
krankenhauses der „Barmherzige
Samariter“ aus Muschelkalk und 1981
der Brunnen „Jungfrau mit Delphin“
für dessen Foyer, schließlich ein heraus-
ragendes Monumentalwerk „Christo-
phorus“ an der Hofgartenbrücke, ent-
standen zwischen 1973 und der Aufstel-
lung 1975 aus jugoslawischem
Muschelkalk (Blauperle). In weiterer
Schaffensphase nahm er 1977 an einem
Wettbewerb für die Gestaltung des
Eingangsbereiches für das neu errich-
tete Ämtergebäude in der Dolomiten-
straße teil und erhielt den Zuschlag für
den Fries aus Konglomerat im Gang-
foyer der Bezirkshauptmannschaft
(Die Bronzearbeit an der Front des
Gebäudekomplexes stammt von Jos
Pirkner) und schuf 1982 für die Wohn-
anlage Terlagofeld die ca. 350 cm hohe
Großskulptur „Mutter mit Kindern“
aus Krastaler Marmor.
Zu Gottfried Fuetschs letztenArbei-
ten reiht sich das 1985 an der Außen-
fassade eines Wohnhauses in der Lien-
zer Schweizergasse montierte Relief
„Spitzkofler“, das aus heutiger Sicht im
Grunde genommen einen finalen Ent-
wicklungsprozess impliziert. Dem
künstlerischen Duktus im überraschen-
den Sinn schließt sich der negative per-
sönliche Umstand an, dass dieseArbeit
einen Tag vor seiner langfristigen
Erkrankung „veröffentlicht“ wurde.
Durch den Zustand seiner Krankheit
bis zu seinemTod am 18.April 1989 war
es ihm nur verhalten möglich zu arbei-
ten bzw. Fingerübungen gleich zu skiz-
zieren, zu modellieren und plastische
Ausführungen noch zu realisieren. Die
Bronzeskulptur „Der Rosenkavalier“
in der Lienzer Kreuzgasse beruht auf
einem Modell aus den 1980er-Jahren
und wurde vergrößert posthum aufge-
stellt.
Das Herausragende in der formalen
Entwicklung seiner Arbeiten, reichend
von den Kabinettstücken bis zur monu-
mentalisierten Plastik, ist die erkenn-
bare stete Tendenz, einen von Persön-
lichkeitsstrukturen abhängigen Impuls
nicht nur andeutungsweise mit einzu-
beziehen – religiös verwurzelte Thema-
tiken entziehen sich in seinen späteren
Arbeiten jeder Offensichtlichkeit und
stehen im Gleichklang mit seiner altrui-
stischen Menschensicht – die Entschei-
dung des Interpretationsrahmens liegt
tatsächlich bei uns Betrachtern und
wird eigentlich nur mehr motivisch von
Fuetsch vorgegeben. Die Plastiken in
Stein oder Holz des Bildhauers in ihrer
kubistischenAnlehnung kann als solche
nicht bestätigt werden – seine Körper
werden kubisch, nicht kubistisch – die
Intention von Gottfried Fuetsch war
schlussendlich die expressive Reduk-
tion, der Rückzug und nicht die dyna-
misch induzierte Zerlegung!
OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2009
8
HEIMATBLÄTTER
Das Fassadenrelief mit demMotiv der gediegenen Tanzgruppe der „Spitzkofler“, auf
einer Hauswand in der Schweizergasse in Lienz (1985, Krastaler Marmor, 130 x 160
x 24 cm), zählt zu den letzten öffentlichen Auftragsarbeiten. Es ist außerdemMerk-
mal für die Absicht des Künstlers, eine noch gesteigerte kubische Auflösung in
seinen Arbeiten umzusetzen.
1 Henry Moore, Der Bildhauer in der modernen Ge-
sellschaft, in: Henry Moore über Plastik, Philip
James (Hg.), München 1972, Seite 81.
2 ubt, Zum Abschluss der Fuetsch-Ausstellung, in:
Osttiroler Bote, 20. Jg., Nr. 30, 29. Juli 1965, Seite 2.
3 Die Autorin dankt an dieser Stelle Frau Theresia
Fuetsch, die in einem sehr ausführlichen Gespräch
im Februar 2009 eloquent und informationsreich
über ihren verstorbenen Mann berichtete. Die bei-
den lernten sich 1949 während ihres Virgenurlaubes
kennen und heirateten schließlich 1956.
4 Vgl. dazu: Meinrad Pizzinini, Die neugotische Reno-
vierung von St. Andrä, in: OHBL, 35. Jg., 9-10/1967
und Hans Waschgler, Prof. Gottfried Fuetsch, in:
OHBL, 57. Jg., 8/1989.
5 Zwei kursiv gehaltene Zitate beziehen sich auf das
Gespräch mit Theresia Fuetsch.
6 Mein Dank gilt hier seinem Sohn Dr. Othmar Costa
in Innsbruck, der in einem Gespräch im März 2009
mir wertvolle Informationen bezüglich der Schnitz-
schule beisteuerte.
7 Vgl. dazu: Josef Trojer, Adrian Egger, Mensch und
Werk, OHBL, 46. Jg., 9/1978.
8 Vgl. dazu: Elfriede Bernhauer, Professor Josef
Troyer, OHBL, 62. Jg., 7/1994.
9 Vgl. dazu: Elisabeth Maireth, Gottfried Fuetsch
1909-1989, Innsbruck 1998.
10 Hans Steininger, Prof. Gottfried Fuetsch, Katalog
zur Ausstellung zum 75. Geburtstag in der Städti-
schen Galerie Lienz, 24. 11. – 5. 1. 1985, Folio 5.
11 Rudolf Arnheim, Kunst und Sehen, Eine Psycholo-
gie des schöpferischen Auges, Berlin 1965, Seite 41.
12 ubt, vgl. Anm. 2.
13 Ebenda.
13 Laut den Aussagen von Theresia Fuetsch führte
Prof. Mag. Hans Steininger im Rahmen der Ausstel-
lungsvorbereitungen 1985 mit Gottfried Fuetsch
sehr detaillierte Gespräche bezüglich dessen Vita.
14 Vgl. dazu: Prof. Franz Santifaller und seine Tiroler
Schüler, Katalog zur Ausstellung im Kunstpavillon
Innsbruck, 12. 7. bis 12. 8. 1984.
15 Vgl. Anm. 1, Seite 83.
16 Hans Waschgler, Die Kreuzigungsgruppe von St.
Veit, in: Osttiroler Bote, 5. Jg., Nr. 14, 6. 4. 1950,
Seite 7.
17 Dr. J. Ringler, Osttiroler Jahres-Kunstausstellung
1949, in: Tiroler Tageszeitung, Nr. 205, 7. 9. 1949,
Seite 4.
18 Walter Kneschaurek, Göttliches Mysterium dringt
aus starrer Materie, in: Osttiroler Bote, 19. Jg., Nr.
52, 31. 12. 1964, Seite 13.
19 Franz Kollreider, Neue Osttiroler Weihnachtskrip-
pen, in: Osttiroler Bote, 19. Jg., Nr. 51, 24. 12. 1964,
Seite 2.
20 Vgl. dazu: Eleonora Bliem-Scolari, 40 Jahre Städti-
sche Galerie Lienz, in: OHBL, 72. Jg., 6-7/2004.
21 Vgl. dazu die Beschreibung:Tiroler Nachrichten, 9.
Jg., Nr. 1, 2. 1. 1953, Seite 3. Der Korpus soll heute
durch Verwitterung kaum mehr erkennbar sein.
22 Kunstbilder schmücken das alte Rathaus, in: Ost-
tiroler Bote, 10. Jg., Nr. 28, 14. 7. 1955, Seite 5.
23 Vgl. Eleonora Bliem-Scolari, Lienz: Beispiele zeit-
genössischer Kunst im öffentlichen Raum, in:
OHBL, 75. Jg., 5-6/2007.
Alle Fotos und Reproduktionen (mit
Fotos aus dem Besitz der Familie
Fuetsch): Eleonora Bliem-Scolari.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzi-
nini. Für den Inhalt der Beiträge sind die Au-
toren verantwortlich.
Anschrift der Autorin dieser Nummer:
Mag. phil. Eleonora Bliem-Scolari, A-6020
Innsbruck, Dr.-Stumpf-Straße 45a; E-Mail:
el.bliem-scolari@gmx.at.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Anmerkungen: