Seite 28 - VP_2012_01

Basic HTML-Version

„Anton Gostner starb in mei-
nen Armen“, wiederholte Sepp
Mitterhofer, Ehrenobmann des
Südtiroler Heimatbundes - im
Rahmen der Gedenkfeier zum
50. Todestag von Freiheits-
kämpfer Anton Gostner (1923)
in St. Andrä. Schützen, die
Familie Gostner, LA Eva Klotz,
Mitglieder des Südtiroler
Heimatbundes und viele andere
waren zur Veranstaltung ge-
kommen.
„Damals am 7. Jänner 1962
waren wir beide Häftlinge im
Gerichtsgefängnis von Bozen“,
erzählt Mitterhofer weiter, „in
einer gemeinsamen Zelle. Gost-
ner starb mit 42 Jahren an
einem Herzanfall.“
Brutale Folterung
Zuvor war der fünffache,
herzkranke Familienvater von
den Carabinieri in den Kaser-
nen Brixen und Eppan brutal
gefoltert worden. „Er wurde
nackt mit dem Rücken auf die
berühmte ‚Casetta‘ gelegt und
an den Geschlechtsteilen ge-
quält. Viel schlimmer war aber
noch, dass ihm die Folterer eine
Art Säure in den Mund schütte-
ten und ihm die Nase zuhielten,
was zu Erstickungsanfällen
führte. Schrecklich“, resümiert
Sepp Mitterhofer. Die sieben
bis acht Folterer waren voller
Hass auf Gostner, dem Mitglied
des Befreiungsausschusses
Südtirol, das an den Spreng-
stoffanschlägen auf Strommas-
ten in Südtiroler beteiligt war
und in Folge von italienischen
Carabinieri festgenommen
wurde.
„Bis heute keine
Entschuldigung“
Gedenkredner Mitterhofer
kritisierte den italienischen
Staat im Zuge der Gedenkfeier
erneut scharf. „Noch immer
gibt es vom Staat keine Ent-
schuldigung für diese Gräuelta-
ten der damaligen Zeit. Auch
keine Begnadigung der fünf im
Exil lebenden Freiheitskämpfer
Sepp Forer, Siegfried Steger,
Heinrich Oberleiter, Prof. Er-
hart Hartung und Peter Kienes-
berger.“
Über 10.000 Menschen aus
ganz Tirol machten Gostners
Beerdigung jedoch zu einer po-
litischen Kundgebung. Gostner
war das zweite Opfer, nach
Franz Höfler aus Lana, der an
den Folgen der italienischen
Misshandlungen starb – am 22.
November 1961. „Die Carabi-
nieri wiesen allerdings alle Be-
schuldigungen von sich. Die
Mörder wurden nie bestraft“, so
Mitterhofer. Martina Holzer
Mit eindrucksvollen Worten
gedachten unter anderem
Sepp Mitterhofer und Pfarrer
Jakob Ploner dem Freiheits-
kämpfer Anton Gostner.
Anton Gostner. †.
Viele Menschen kamen zur Gedenkfeier anlässlich des 50. Todestages von Gostner.
Anton Gostner ist ein
Mensch, der vielen
Südtirolern stark in
Erinnerung geblieben
ist. Immerhin war er
ein Mitglied des Befrei-
ungsausschusses
Südtirol. Die Folter, der
Gostner während der
Inhaftierung ausgesetzt
war, sorgte in Südtirol
und international für
Aufruhr. 50 Jahre nach
seinem qualvollen Tod
wurde erneut seiner
gedacht – in seinem
Geburtsort in St. Andrä
(Meran).
„Bis heute gab es
keine Entschuldigung“
HOCHZEIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2012
28