Seite 1 - H_2010_05-06

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Besonders der Start in jedes neue Früh-
jahr lässt die Herzen höher schlagen: Wenn
am sonnigen Straßenrand die ersten Huf-
lattichblüten ans Licht drängen; wenn der
Krokus den Garten mit seinen Farben be-
lebt und die Tulpen kräftig in den Farbtopf
greifen; wenn die ersten Stare vom
Kirschbaum pfeifen: Dann ist wieder
Frühling. Eine Reihe guter Vogelkenner
hat mit mir zusammen seit etwa fünf Jahr-
zehnten Notizen über die Vogelwelt Ost-
tirols im Jahreslauf gesammelt. Daraus ist
eine Art Vogelkalender geworden. Die vor-
liegende Arbeit führt nicht nur durch das
Jahr sondern auch, den Vogelzuglinien fol-
gend, in die Großlandschaften Osttirols:
am Beginn des Vogeljahres in den Lienzer
Raum, für den Weiterflug ins Iselgebiet
von Matrei, Virgen, Defereggen und Tau-
erntal. Im Drautaler Oberland ist vor allem
der Bereich Tassenbacher Speicher Station
und Brutgebiet der Vogelwelt.
Die Dynamik der Avifauna
Mehr als die Hälfte aller in Osttirol beob-
achteten Vogelarten gehört im weitesten
Sinn zu den regelmäßigen Zugvögeln, von
denen die meisten bei uns nachweislich brü-
ten (zusammen mit den Standvögeln etwa
110 Brutvogel-Arten). Eine große Zahl ge-
hört zu mehr oder weniger regelmäßigen
Durchzüglern. Einen ebenso großen Anteil
stellen die Irrgäste. Zusammen sind es etwa
275 bis 280 Vogelarten, die bisher in Ost-
tirol beobachtet werden konnten.
DER VOGELZUG DURCH OSTTIROL
Frühlingseinzug im Lienzer Talbecken
Im Windschatten der Hohen Tauern, ei-
nigermaßen abgeschirmt gegen die winter-
lichen Kaltluftfronten Nordeuropas, geöff-
net den milderen Luftmassen aus dem
Süden, bricht im Lienzer Becken die ärgste
Winterkälte meist Mitte Feber.
Das bringt die ersten Zugvögel nach Ost-
tirol. Zuerst zaghaft, in kleinen Trupps, tau-
chen an sonnigen Plätzen die ersten Stare
auf (frühestens um den 7. Feber). Mit den
ersten Wellen warmer Luft kommen aus
Oberitalien einzelne Felsenschwalben, die
vor allem an sonnigen Hauswänden nach
Futter suchen. Wenn die Schneedecke im
Talboden große Löcher bekommt, erschei-
nen Mitte Feber im Talboden die ersten
Kiebitze. Oder gar einmal ein Ohrentau-
cher! Seit 2001 sind die Graureiher in der
Brutkolonie in Mittewald ab Feber schon
da, um ihre Nistplätze zu richten.
Eine erste Raststation auf dem
Frühjahrszug ist …
… die sonnige Landschaft am Schwemm-
kegel von Thurn und Oberlienz
In den von Steinriegeln duchzogenen
Acker-und Feldfluren beginnt es hier so
früh wie nirgends in Stadtnähe zu blühen.
Milchstern, Gelbstern und Fingerkraut
sind die Ersten. Zu ihnen gesellen sich
die
frühen Zugvögel:
Felsenschwalben (ab
12. Feber) und bald hernach Ringdrosseln,
Stare, Misteldrosseln und Wacholder-
drosseln.
In der zweiten Feber-Hälfte
folgen die
Feldlerchen und Singdrosseln (frühester
Termin: 13. Feber) – wenn sie nicht ver-
einzelt überwintern (so einmal Ende Jän-
ner vier Ex. in Innervillgraten!). In den
letzten Feber-Tagen kann mit der Ankunft
der ersten Ringeltauben (früheste Daten:
18. 2. und 20. 2.) gerechnet werden. Dazu
gesellen sich kleine Trupps von Gebirgs-
stelzen und Bachstelzen, die nun zusam-
men mit den überwinternden Wasser-
amseln die Flusslandschaft an Drau und
NUMMER 5-6/2010
78. JAHRGANG
OSTTIROLER
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Alois Heinricher
Das Vogeljahr in Osttirol
Lienzer Talboden – die erste Station des Vogelzuges durch Osttirol. Foto: Walter Mair