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Im Landtagssaal im Alten Tiroler Land-
haus in Innsbruck stellen Wandgemälde
Cosmas Damian Asams (1734) Begeben-
heiten des Alten Testamentes dar, die mit
der für bestimmte Tiroler Täler jeweils
charakteristischen Bauernarbeit in Bezie-
hung gesetzt werden. Das Bild „Die Gaben
des Pustertales“ thematisiert Viehzucht und
Jagd
(Abb. 1)
: Jakob sitzt auf einem Brun-
nentrog, aus dem Schafe trinken. Rahel
weist auf weidende Rinder hin. Im Hinter-
grund lässt ein Jäger sein „Büchserl knal-
len“ – erschreckt fiehen Hirsch und Reh.
1
Schwierige wirtschaftliche Verhält-
nisse.
Gerade die hier im Jahre 1734 dar-
gestellte Viehwirtschaft war ein Zeichen
für die äußerst schwierigen wirtschaft-
lichen Verhältnisse im Pustertal und heuti-
gen Osttirol im 17. und 18. Jahrhundert.
2
In vielen Hochtälern wurde fast aus-
schließlich Viehwirtschaft betrieben, der
Ackerbau beschränkte sich auf die sonni-
gen Lagen in den Haupttälern. Zwar hatte
Tirol seit dem Mittelalter und noch bis in
die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts
hinein viele Künstler von auswärts ange-
zogen
3
, doch mit der Entdeckung Ameri-
kas und der Verlagerung der Handels-
routen war der Reichtum, den der Nord-
Süd-Verkehr und der Bergbau dem Land
beschert hatten, langsam versiegt. Im 17.
und 18. Jahrhundert war Tirol politisch
und wirtschaftlich zu einem untergeord-
neten habsburgischen Erbland herabge-
sunken. Bezeichnend für diesen Zustand
war, dass selbst die großen Tiroler Kunst-
gönner und Mäzene jener Zeit, die Vertre-
ter aufstrebender Adelsfamilien, das Land
verließen und Karrieren amWiener Hof, in
Salzburg und anderen Wirtschaftszentren
einschlugen. Die mit der Wirtschaft zu-
sammen hängende prekäre Auftragslage
zwang die Talentierten unter den Kunst-
schaffenden dieser Region, dem Ruf ihrer
Mäzene zu folgen und Tirol den Rücken
zuzukehren. Der „Weg hinaus“ führte sie
zur künstlerischen Ausbildung nach Rom,
Venedig oder Wien, wo sie in Werkstätten
bekannter Künstler oder an Kunstakade-
mien geschult wurden. Hier fanden sie das
ökonomische Umfeld, das ihnen eine Exis-
tenz als Künstler ermöglichte, hier hatten
sie Zugang zu den Kreisen adeliger und
kirchlicher Auftraggeber oder arbeiteten
im Auftrag der Herrscher.
Die Protagonisten der Ausstellung.
„Der Weg hinaus“ ist auch der Titel der
diesjährigen Ausstellung im Museum
Schloss Bruck. Sie stellt Künstler vor, die
im 17. und 18. Jahrhundert ihre Heimat-
orte im Pustertal und heutigen Osttirol ver-
ließen, um zunächst ihre künstlerische
Ausbildung in Rom, Mailand, Neapel,
Wien oder München zu absolvieren und
anschließend in Wien, München, Dresden,
Prag, St. Petersburg und Breslau ihre Auf-
traggeber fanden. Wohin „der Weg hinaus“
die sieben Künstler führte, zeigt eine Karte
Europas aus dem 18. Jahrhundert im ersten
Ausstellungsraum. Folgende Künstler wer-
den in der Ausstellung präsentiert:
Der Bildhauer
JohannWorath
, geboren
im Jahre 1609 in
Sand in Taufers
, absol-
vierte eine Lehre beim Bildschnitzer
Adam Baldauf in Brixen. Worath begab
sich in den 1640er-Jahren ins oberöster-
reichische Mühlviertel, arbeitete dort ab
1642 als Stiftsbildhauer für das Prae-
monstratenser Chorherrenstift Schlägl. Er
starb 1680 in Aigen, Oberösterreich
4
. In
NUMMER 5/2011
79. JAHRGANG
OSTTIROLER
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Helmuth Oehler
Schloss Bruck: „DERWEG HINAUS“
GOTIK:BAROCK II
.
Künstler aus Osttirol und dem Pustertal
Zahlreiche Künstler verließen im 17. und 18. Jahrhundert ihre Heimatorte im Pustertal
und heutigen Osttirol. Der Weg führte sie hinaus zur Ausbildung in die damaligen Kunst-
zentren. Anschließend fanden sie in der Fremde ihre Auftraggeber. Die diesjährige Som-
merausstellung DERWEG HINAUS
.
GOTIK:BAROCK II
.
KÜNSTLER AUS OSTTIROL
UND DEM PUSTERTAL im Museum Schloss Bruck zeichnet die Lebenswege von sieben
Künstlern nach und präsentiert von ihnen geschaffene Kunstwerke.
Foto: Museum Schloss Bruck