Plus Size: Was bedeutet das eigentlich?


Plus Size: Was bedeutet das eigentlich?

Plus-Size-Model Ashley Graham hat es auf das Cover der amerikanischen Vogue geschafft – und ist damit das erste "Curvy Model", dem diese Ehre zuteilwird. Auf der diesjährigen März-Ausgabe der Zeitschrift ist sie zusammen mit den It-Models Kendall Jenner und Gigi Hadid und weiteren bekannten Models wie Adwoa Aboa und Vittoria Cerrite zu sehen. Seit ihrem Aufstieg zum weltbekannten Model wird Ashley Graham immer wieder mit teils widersprüchlichen Vorwürfen konfrontiert: Die einen kritisieren, sie vermittle ein ungesund übergewichtiges Körperbild, während wieder andere anprangern, dass sie sich dünner darstelle, als sie es ist, und somit nicht zu ihrem Körper stünde.

Diese häufige Kritik an den sogenannten Curvy- oder Plus-Size-Models hängt auch mit den kaum zu erfüllenden Ansprüchen zusammen, die Konsumenten und Modeindustrie an sie stellen. Sie müssen den allgemeinen Schönheitsansprüchen so weit genügen, dass sie von der Masse als attraktiv empfunden werden, aber gleichzeitig sollen ihre Fotos nicht retuschiert sein und nichts an ihrem Äußeren verändert werden – schließlich wären sie das Leitbild der modernen, selbstbewussten Frau, die zu ihrem Körper steht.

Allerdings lassen es sich viele der Models nicht nehmen, auf ungerechtfertigte Kritik zu reagieren: Gegen Fatshaming-Attacken mit Bildern von genüsslichem Essen, gegen Vorwürfe der Unsportlichkeit mit Fotos aus dem Fitnessstudio und gegen den Vorwurf, sie würden auf Druck von außen bei Shootings mit schlankeren Models schamhaft ihre Kurven verstecken, mit der Erwiderung, dass sie während der Shootings ihre Posen selbst auswählen.

Die Diskussion um den Plus-Size-Trend wird auch dadurch erschwert, dass unter dieser Bezeichnung diverse Körpergrößen zusammengefasst werden – und mitunter die einzelnen Designer, Shops und Konsumenten ganz unterschiedliche Vorstellungen von diesem Begriff haben. Denn verglichen mit Models in "Size Zero" sind einige Plus-Size-Models zwar wesentlich größer, doch immer noch sehr viel schlanker als viele Nicht-Models. In Modegeschäften wie Emilia Lay bedeutet die Bezeichnung wiederum, dass hier für die Kundinnen Mode erhältlich ist, die tatsächlich über Konfektionsgröße L oder XL hinausgeht. Doch was unter dem Etikett "Plus Size" angeboten wird, unterscheidet sich oft von Kollektion zu Kollektion und von Marke zu Marke. Und all das hat oft nicht das Geringste mit den medizinisch festgelegten Maßen, Gewichtszahlen oder BMI-Definitionen für Unter-, Normal- und Übergewicht zu tun.

So schlägt das Thema "Plus Size" derzeit große Wellen und ist aus Gesprächen über Models, Fashion Shows und Mode nicht mehr wegzudenken. Bei männlichen Models scheint der Plus-Size-Trend nicht ganz so stark in den Fokus gerückt zu sein. Zwar werden auch männliche Plus-Size-Models unter Vertrag genommen, doch sie erfahren längst nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie Graham & Co. Doch das verwundert kaum, sind weibliche Supermodels doch spätestens seit Naomi Campbell oder Cindy Crawford allgemein im Gespräch, während männliche Models vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erfahren. Durch Sendungen wie "Austria's Next Topmodel" hat sich das weiter verstärkt – auch viele sehr junge Mädchen werden durch diese Shows zum Traum vom Supermodel inspiriert.

So ist es klar, dass das Model-Ideal, möglichst dünn zu sein, auch auf Kinder und insbesondere Mädchen abfärbt. Die größere Verbreitung von Plus-Size-Models und Mode in großen Größen könnte im Idealfall somit für eine größere Akzeptanz weniger schlanker Menschen führen. In Sendungen wie "Curvy Supermodel" wird das Schönheitsideal beispielsweise auf "kurvige" Frauen ausgeweitet. Doch damit sich wirklich jeder Mensch im eigenen Körper wohlfühlt, reichen solche gelegentlichen Sendungen nicht aus. Vielmehr muss die Modebranche allgemein reagieren und ein Angebot schaffen, dass sich nicht nur an einem seltenen, medial geschaffenen Idealbild orientiert, sondern an den tatsächlichen Bedürfnissen von Männern und Frauen, die auch jenseits von Size Zero hübsch und begehrenswert sein können.

 

Bildrechte: Flickr saskia Jeffrey manzini CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten


23.03.2017

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