Liebe: Moderne Beziehungsmodelle und ihre Besonderheiten


Liebe: Moderne Beziehungsmodelle und ihre Besonderheiten

Unter einer klassischen Erwachsenenbeziehung verstehen die meisten Menschen das Zusammenleben zweier Partner, die Gründung einer Familie und in häufigen Fällen auch eine spätere Heirat. In den vergangenen Jahren wandelte sich das Beziehungsleben zahlreicher Paare jedoch deutlich, weswegen heute ein weitaus bunteres und vielgestaltigeres Bild zu sehen ist. Moderne Beziehungsmodelle, deren Grundsätze auf die klassischen Rahmenbedingungen verzichten, sorgen dabei immer wieder für Diskussionen und neugierige Blicke.

Elternschaft ganz ohne Liebe mit Co-Parenting

Laut einer Statistik wünschen sich viele Österreicher in einer Beziehung vor allem Vertrauen. Zusammenhalt und gemeinsam verbrachte Zeit sind ebenfalls wichtige Faktoren. Dass Liebe jedoch nicht unbedingt ein Punkt sein muss, der für die Gründung einer Familie erforderlich ist, zeigen Menschen, die sich für das sogenannte Co-Parenting entscheiden. Diese spezielle Form der Zusammenkunft zweier Menschen basiert nicht etwa auf romantischen Gefühlen füreinander oder auf erotischer Anziehung. Viel wichtiger ist es den Partnern, gemeinsam eine Familie zu gründen und in einem freundschaftlichen Verhältnis als Familie zusammenzuleben. 

Die Suche nach einem Partner für das Co-Parenting gestaltet sich nicht zuletzt aufgrund der Andersartigkeit dieses Modells etwas kompliziert. Schließlich lernen sich Freunde mit gemeinsamem Kinderwunsch nicht einfach so kennen. Aus diesem Grund gibt es inzwischen auch eine Online-Plattform namens „Familyship.org“, bei der sich Menschen zum Zweck der freundschaftlichen Familiengründung suchen und finden können. Laut derStandard.at waren im Januar unter den knapp 2.500 registrierten Usern auch knapp 100 Österreicher und Österreicherinnen zu finden.

Gründe für das Co-Parenting können sehr vielfältig sein. Den meisten Menschen geht es bei der Suche nach einem Gleichgesinnten darum, eine gute Basis für die Gründung einer Familie zu bilden. Der Zeitdruck, unter dem heute viele Frauen stehen, lässt das Co-Parenting an Beliebtheit gewinnen. So ist die Suche nach einem Partner mit Kinderwunsch heute nicht mehr so einfach wie noch vor einigen Jahren. Viele Menschen entscheiden sich immer später für die Gründung einer Familie und für manche beginnt die biologische Uhr spätestens mit Mitte Dreißig zu ticken. Eine Samenspende für das eigenständige Kinderkriegen ist dabei nicht für alle Frauen der richtige Weg, da in diesem Fall ein liebender Vater fehlt, der sich am Leben des eigenen Kindes beteiligt. Beim Co-Parenting soll all das möglich sein. Familienleben, gemeinsame Kindererziehung und vertrauter Zusammenhalt verzichten lediglich auf den romantischen Faktor der Liebe.

Eltern, die nur Freunde sind. Das ist die Grundlage des Co-Parenting.

Eltern, die nur Freunde sind. Das ist die Grundlage des Co-Parenting. 

 

Offene Beziehungen ohne Verbindlichkeiten

Was beim Co-Parenting fehlt, ist bei der offenen Beziehung ein wichtiger Grundbaustein. Die romantische Liebe und das uneingeschränkte Vertrauen dem Partner gegenüber gelten in der offenen Beziehung als unabhängig von sexueller Treue. Paare, die sich im Herzen verbunden fühlen und sich ein Leben mit einem anderen Partner nicht vorstellen können, suchen das erotische Abenteuer daher auch außerhalb des eigenen Ehebettes. Für beide Parteien ist das vollkommen in Ordnung, da sie sich auf das offene Konzept der Partnerschaft geeinigt haben. 

Die offene Beziehung kann jedoch nur funktionieren, wenn Mann und Frau sich ganz ohne Zweifel auf eine solche Partnerschaftsform einlassen können. Ist nur einer der Partner überzeugt hiervon, so kann dies tiefe Wunden bei der anderen Person hinterlassen und dauerhaft zur Zerstörung der Liebe führen. Entscheidend ist es also, konkrete Absprachen zu treffen und den Partner nicht im Dunkeln stehen zu lassen.

So einigen sich Partner in einer offenen Beziehung zumeist darauf, sich gegenseitig von den außerehelichen Treffen zu erzählen. Für viele Paare ist es wichtig zu wissen, wo sich der andere gerade befindet. Dies hat auch sicherheitsrelevante Gründe, insbesondere wenn die erotischen Treffen auf Internetbekanntschaften basieren. Für Paare sind die erotischen Freiheiten durchaus ein wichtiges Detail, das der eigenen Beziehung Stabilität verleiht. Teilt einer der Partner die speziellen erotischen Bedürfnisse des anderen nicht, so kann sich dieser seine Erfüllung und Befriedigung außerhalb der Beziehung suchen, ohne einen Vertrauensbruch zu begehen. Auch laut Treffpunkt18.at liegt die Besonderheit erotischer Treffen darin, dass keine Bindung eingegangen werden muss. Die liebevolle Verbundenheit der Partner steht also nicht im Konflikt mit dem Ausleben der eigenen Sexualität abseits der gewohnten Pfade.

Erotische Ausflüge sind normalerweise eine Belastungsprobe, können jedoch auch Geheimrezept für dauerhafte Beziehungen sein.

Erotische Ausflüge sind normalerweise eine Belastungsprobe, können jedoch auch Geheimrezept für dauerhafte Beziehungen sein. 

Partnerschaft ohne gemeinsamen Wohnraum

Eine liebevolle Beziehung mit sexueller und emotionaler Treue muss für manche Paare nicht mit dem Zusammenleben in einer gemeinsamen Wohnung verbunden sein. So genießen beide Partner bei diesem Beziehungsmodell die Annehmlichkeiten einer eigenen Wohnung, in der der Partner nicht dauerhaft lebt. Dies kann zahlreiche Vorteile haben, da viele Streitigkeiten in einer Beziehung sich vor allem um den Haushalt, die Ordnung und die kleinen Marotten des Partners drehen. Paare, bei denen jede Partei die Möglichkeit hat, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, umgehen dies und schaffen sich mehr Freiraum für ihre private Entwicklung. 

Auch die zunehmende finanzielle Unabhängigkeit der Frau ist ein Grund dafür, dass sich Paare heute nicht mehr zwangsweise zu einer gemeinsamen Wohnung entscheiden müssen. Sind beide Partner räumlich voneinander getrennt, führt jede Partei ihren ganz eigenen Haushalt inklusive aller Verpflichtungen und Freiheiten. Auch das berühmte Kribbeln kann sich in einer solchen Partnerschaft länger erhalten, da die Selbstverständlichkeit des anderen nicht in den Vordergrund rückt. Paare, die sich miteinander treffen und am Abend die Möglichkeit haben, voneinander Abschied zu nehmen, freuen sich mehr auf das nächste Treffen als solche, die nach einem langen Tag gemeinsam schlafen gehen.

Welches Beziehungsmodell für die eigene Partnerschaft am geeignetsten ist, entscheiden Paare in jedem Fall für sich. Die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen sollten hierbei stets im Vordergrund stehen. Und sind sich die Partner einig, so können auch außergewöhnliche Beziehungen dauerhaft Bestand haben.

Fest verbunden, aber räumlich getrennt sind manche Paare glücklicher.

Fest verbunden, aber räumlich getrennt sind manche Paare glücklicher.

 

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15.04.2016

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