Erste Hilfe für die Seele


Unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis sind die Fachkräfte der Krisenintervention vom Roten Kreuz zur Stelle und stehen den Betroffenen bei.

Johann Gatterer ist seit 2014 Teamleiter der Krisenintervention vom Roten Kreuz Osttirol. In enger Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst sind die geschulten Fachkräfte behutsame Zuhörer, die nach Schicksalsschlägen oder Unfällen erträgliche Rahmenbedingungen schaffen. „Häufig sind die Betroffenen vom Ereignis überwältigt, erleben große Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Angst. Das sind alles Gefühle, die - wenn sie langfristig auftreten - eine Rückkehr in den Alltag erschweren. Darum versuchen wir diese Emotionen noch in der belastenden Situation mithilfe geeigneter Interventionen möglichst rasch zu minimieren“, so Gatterer. Um in diesem Bereich als Helfer tätig zu sein, muss man eine psychosoziale Vorbildung und eine umfangreiche theoretische und praktische Ausbildung absolvieren. „Wer anderen in Extremsituationen helfen will, sollte selbst gefestigt im Leben stehen und über Einfühlungsvermögen und Stressresistenz verfügen“, betont der Leiter. Die Krisenintervention vom Roten Kreuz wird ausschließlich von freiwilligen MitarbeiterInnen durchgeführt. „Unser Team besteht aus 14 multiprofessionellen HelferInnen (220 in ganz Tirol). Pro Jahr führen wir in Osttirol an die 40 Einsätze durch und betreuen dabei ca. 250 Menschen in Not bei knapp 6.000 Bereitschaftsstunden“, so Gatterer.

 

Kontakt:

Telefon: 144 und/oder 04852/62321

Mail: info@roteskreuz-osttirol.at

 

Der Kriseninterventions-Einsatz ist mehr eine Begleitung in der momentanen Lebenssituation, als ein klassisches Betreuungsgespräch. Meist müssen die Teams erst einmal Struktur schaffen. Durch praktische Hilfeleistungen, Informationsweitergabe und Aktivierung sozialer Ressourcen sollen nach einer traumatisierenden Situation die nächsten Schritte für den Betroffenen klar werden. Dabei kommt es besonders darauf an, die Bewältigungsmöglichkeiten der Betroffenen wieder herzustellen.

Sollte sich ein Bedarf nach einer professionellen therapeutischen oder psychiatrischen Intervention abzeichnen, vermitteln die MitarbeiterInnen der Krisenintervention an entsprechende psychologische Fachkräfte, Fachinstitutionen oder Krankenhäuser weiter.

Die Grundprinzipien des Vorgehens kurz zusammengefasst: die Wiederherstellung von Sicherheit, Verbundenheit, Ruhe, Selbst- und kollektive Wirksamkeit und Hoffnung.

Aufgabenbereiche der Krisenintervention:

  • Betreuung von Angehörigen nach Tod durch Erkrankung, Verletzung, Suizid; nach Abtransport lebensgefährlich Erkrankter/Verletzter sowie vermisster Personen
  • Betreuung von Personen nach Verlust der Lebensgrundlage
  • Überbringen von Todesnachrichten (gemeinsam mit der Exekutive!)
  • Kindernotfälle
  • Betreuung von sonstigen Betroffenen eines außergewöhnlichen Ereignisses (z.B. Lenker eines Unfallfahrzeuges, unverletzter Beteiligter bei Lawinenabgängen, Augenzeugen, etc.)
  • Einsatzkräftenachsorge (SvE/Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen)

Gerade auch für Rettungskräfte ist es wichtig, das Erlebte auszuhalten. Unterschiedlichste Einsatzgeschehen wie u.a. der Tod von Kindern und Jugendlichen, der Tod oder die schwere Verletzung von Kollegen, persönliche Bekanntschaft mit dem Opfer, Großschadensereignisse, usw. sollen und dürfen sie in ihrer Handlungsfähigkeit nicht nachhaltig beeinträchtigen. Dies erreichen wir in erster Linie in sofort durchzuführenden Notfall-Nachbesprechungen und im Anlassfall auch in professioneller Betreuung der Fachkräfte. Dabei ist uns bewusst, dass die Gefahr, freiwilliges Personal wegen großer (psychischer) Belastungen im Rettungsdienst zu verlieren, durchaus nicht unterschätzt werden darf. Hier bieten wir auch befreundeten Hilfsorganisationen die Hilfe durch SvE  an.

Wenn Sie gerne im Freiwilligendienst arbeiten möchten und an einer fundierten Ausbildung interessiert sind, nehmen Sie bitte Kontakt über unsere Servicestelle (04852-62321) zu uns auf. (PR)


07.10.2017

Bitte geben Sie in das Textfeld den gewünschten Suchbegriff ein!