100 Jahre „Photo Dina Mariner“ Lienz, 1917 bis 2017


Vor einigen Wochen konnte das Photohaus Dina Mariner in Lienz seinen 100. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass wurde eine Festschrift im A5-Format herausgegeben, verfasst von Carolin Pospesch, MA.

Firmengründerin Dina Mariner, Konradina Mariner (1890 bis 1972).Auf 64 Seiten wird die Geschichte des Hauses bis zur heute wirkenden vierten Generation fundiert und zugleich unterhaltsam geschildert. Über 100 Abbildungen veranschaulichen den Werdegang des Hauses, seiner Inhaber und MitarbeiterInnen.

Das nachstehende Vorwort von Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini, als Gratulation zum 100-jährigen Bestehen des Photohauses gedacht, bringt bereits eine kurze Geschichte des Betriebes im Wandel der Zeiten:

Wie in manchen Bereichen besteht auch hier ein Zusammenhang mit der zweiten Stadt im Pustertal, mit Bruneck. – In Lienz wurde allgemein bedauert, dass der sehr beliebte junge und fähige Fotograf Florian Unterrainer im Juli 1916 an der Dolomitenfront gefallen ist. Ein Glücksfall, dass Konradina (Konradine) Mariner, eine Tochter von Albuin Johann Mariner, Begründer einer weit verzweigten Fotografen-Dynastie, in Unterrainers Nachfolge am 14. August 1917 das Fotografengewerbe angemeldet und damit das Lienzer Photohaus „Dina Mariner“ ins Leben gerufen hat.

Als sich Konradinas Vater mit dem doch noch ziemlich neuen Medium beruflich zu befassen begann, war in den USA gerade der Rollfilm auf den Markt gekommen, der eine wichtige Neuerung darstellte. Auch die Gelatine-Trockenplatte war kurz vorher erfunden worden. Beide Neuerungen ermöglichten der Amateurfotografie einen immensen Aufschwung.

Mit den komplizierten chemischen Praktiken des Entwickelns in der Dunkelkammer wollten sich die meisten „Hobby-Fotografen“ nicht befassen. Für das Fotografengewerbe bedeuteten die Aufträge zum Entwickeln und Ausarbeiten ihrer Aufnahmen eine wesentliche Einnahme. Auch die Fotoapparate wurden weiterentwickelt; sie wurden handlicher und auch preislich günstiger. Lauter Voraussetzungen, dass sich die Fotografie immer mehr in die Breite entwickelte!

Dina Mariner Firmengründerin 41 17Die Fotografie war also schon lange über ihre Anfänge hinaus, als Konradina Mariner nach ihrer Lehrzeit mit einer ausgezeichneten Ausbildung und vertraut mit den neuesten Entwicklungen im Fotografengewerbe nach Lienz kam, das damals rund 6.000 Einwohner zählte. Hier bestanden bereits die Fotoateliers von Georg Egger (1873), nun geführt von seiner Tochter Maria, und Hans Fracaro (1907). Für alle gab es genug Arbeit. Auch nach der Heirat mit Karl Pospesch blieb für Atelier und Fotogeschäft die Bezeichnung „Dina Mariner“ weiterhin bestehen und wurde gleichsam zu einem Begriff. Durch die Übersiedlung von der Lienzer Gartengasse auf den Kaiser Josef-Platz, den heutigen Hauptplatz, rückte der Betrieb ins Zentrum der Stadt und noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung.

Die technische, wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg haben das Fotografengewerbe im Allgemeinen und selbstverständlich auch Photo Dina Mariner zu spüren bekommen. Besonders seit den 1950er-Jahren haben sich viele Veränderungen durchgesetzt, wie z. B. die Dia-, überhaupt die Farbfotografie und der Schmalspurfilm.

Alle vier Kinder von Dina Mariner-Pospesch ergriffen den Beruf des Fotografen. Nachdem sie selbst in den Ruhestand getreten war, wurde unter ihrem Sohn Konrad der Betrieb erfolgreich weitergeführt und nach ihm von dessen Bruder Carl, einem viele Jahre in Salzburg tätigen „Bildreporter“ von übernationaler Anerkennung. Das traditionsreiche Fotohaus besteht nun in der vierten Generation.

Der alte Lienzer Betrieb hat die Höhen und Tiefen der städtischen Entwicklung miterlebt, die wirtschaftlich ungünstigen Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit, die NS-Zeit mit ihren Einschränkungen und den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit. – „Dina-Mariner-Aufnahmen“, seien es Porträtfotos von Lienzer Bürgern oder Aufnahmen von dokumentarischem Wert, sind aus den privaten und auch offiziellen Fotobeständen im Besitz der Stadtgemeinde, des Museums Schloss Bruck oder des erst
vor Jahren gegründeten Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP) nicht wegzudenken. In ihnen spiegelt sich gleichsam die Geschichte der Stadt Lienz und ihrer Einwohner wider. So gesehen ist der nun 100 Jahre alte Lienzer Photografenbetrieb „Dina Mariner“ gleichsam ein Stück Stadtgeschichte, dem man zum „Hunderter“ herzlich gratulieren und alles Gute für die Zukunft wünschen darf.

 

Bildunterschriften: 

Titelseite der Festschrift „100 Jahre Photo Dina Mariner“, im Geschäft auf dem Lienzer Hauptplatz kostenlos zu beziehen. Fotos: Dina Mariner Bezirkshauptmannschaft Lienz, Ge-werberegister, Handwerksmäßige Gewerbe, Nr. 476: Anmeldung des „Fotographengewerbes“ für Konradina Marina (sic!) am 14. August 1917.

Firmengründerin Dina Mariner, Konradina Mariner (1890 bis 1972). (PR)

 


13.10.2017

Bitte geben Sie in das Textfeld den gewünschten Suchbegriff ein!