Patricia Egger (Obervellach)
Bei Cosplay verschwimmen Grenzen zwischen Fiktion und Realität
Patricia Egger (29) ist der „Cosplay“-Szene sehr zugetan. Der Begriff „Cosplay“ setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern costume und play und bedeutet „Kostümspiel“. Der Trend kommt ursprünglich aus Japan. Patricia erschafft tolle Cosplay-Kostüme und präsentiert diese der Community über ihren Instagram-Kanal „overocean“. Im August hatten sie und ihre Cosplayer einen Auftritt bei der Marktzeit in Obervellach. Dort lebt Patricia Egger auch mit ihrer Familie. Ihre künstlerischen Gene wurden ihr wohl auch von Mama „Aktrice“ Edith-Maria Lesnik in die Wiege gelegt.
OVT: Frau Egger, wie würden Sie unseren Lesern „Cosplay“ vorstellen?
Patricia Egger: Im Kern dreht sich Cosplay darum, Charaktere aus Animes, Mangas – das sind japanische Zeichentrickfilme und Comics –, Computerspielen oder auch Filmen so originalgetreu wie möglich darzustellen und diese in gewisser Weise zum Leben zu erwecken. Dabei geht es nicht nur darum, das Aussehen des Charakters so exakt wie möglich zu reproduzieren, sondern auch darum, in die Rolle des Charakters zu schlüpfen. Darüber hinaus präsentiert man sich nicht nur äußerlich wie der gewählte Charakter, sondern passt sich auch in Bewegung, Posen und Sprache an die Persönlichkeit des Charakters an. Das erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit der Figur, um ihre Eigenarten und das Wesen möglichst authentisch verkörpern zu können. Cosplay kann daher als eine besondere Form des Schauspiels betrachtet werden.
Wie kamen Sie nun selbst zu „Cosplay“?
Schon als Kind war ich fasziniert von Animes, auch wenn mir dies damals noch nicht so bewusst war. Meine erste Begegnung mit der Anime-Welt hatte ich mit „Sailor Moon“ im ORF-Nachmittagsprogramm. Mit dem Heranwachsen kam dann auch die Begeisterung für Verkleidungen. Der Wendepunkt kam jedoch, als ich zum ersten Mal ein richtiges Cosplay sah – ein Kostüm, das perfekt einen Anime-Charakter darstellte. Ich war sofort begeistert und wusste, dass ich das auch machen wollte.
Doch wie heißt‘s so schön: „Aller Anfang ist schwer!“
Meine ersten Versuche waren nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, und ich war enttäuscht vom Ergebnis. Ich hatte keine Ahnung, wie man Accessoires bastelt, Perücken stylt, in die richtigen Posen geht, Anime-Make-up aufträgt oder gute Fotos macht und bearbeitet. Aber all das motivierte mich umso mehr. Schritt für Schritt lernte ich dazu und entwickelte mich weiter. Heute bin ich stolz darauf, wie weit ich gekommen bin, und freue mich darauf, weiterhin neue Charaktere zum Leben zu erwecken.
Worauf achten Sie letztlich bei Ihren Kostümen?
Sie so originalgetreu wie möglich nachzubilden. Fantasie, Kreativität und Kombinationsgabe spielen dabei eine entscheidende Rolle. Es erfordert eine gewisse Vorstellungskraft, um zu überlegen, wie man bestimmte Elemente umsetzen kann, vor allem wenn Materialien nicht exakt so erhältlich sind, wie sie im Original vorkommen. Manchmal muss man improvisieren oder alternative Lösungen finden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Besonders wichtig ist es meiner Meinung nach, eine Verbindung zu dem Charakter zu haben, den man darstellt. Da man viele Stunden, oft Tage bis hin zu Monaten, in die Arbeit an einem Kostüm investiert, hilft diese emotionale Bindung, motiviert zu bleiben und das Beste aus dem Projekt herauszuholen.
Zu den Highlights zählen letztlich Auftritte, Wettbewerbe und Conventions!
Mein Freund Kai Slupikowski und ich besuchen seit drei Jahren regelmäßig die „Dokomi“ in Düsseldorf. Diese Convention ist für uns zu einem festen Bestandteil geworden, und mittlerweile fühlen wir uns dort schon fast wie zu Hause. Es ist, als würde man in eine andere Welt eintauchen – eine Welt, in der 200.000 Menschen zusammenkommen, die dasselbe Hobby teilen und ihre Leidenschaft für Anime, Manga und Cosplay ausleben. Es ist auch eine spannende Möglichkeit, das eigene Können zu zeigen und sich mit anderen Cosplayern zu messen.
Welche Pläne haben Sie betreffs „Cosplay“ künftig noch? Vielleicht eine Teilnahme beim „World Cos-play Summit“, der inoffiziellen WM in Nagoya?
Es wäre ein Traum von mir, einmal daran teilzunehmen. Die Vorstellung, auf einer so großen Bühne mit den besten Cosplayern der Welt zu stehen, wäre faszinierend und inspirierend. Vielleicht kann ich mir diesen Traum eines Tages erfüllen. Im Moment konzentriere ich mich jedoch darauf, noch mehr zu lernen und meine Fähigkeiten weiter zu verbessern. Ich sehe das als Ansporn, weiterhin hart zu arbeiten, damit ich vielleicht eines Tages bereit bin, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Inwieweit „unterstützt“ Sie ebenfalls ihre Mama, „Aktrice“ Edith-Maria Lesnik, bei Ihrer Leidenschaft?
Ich mache Cosplay mittlerweile seit vier bis fünf Jahren aktiv, und anfangs konnte meine Mama damit nicht wirklich viel anfangen. Ich denke, dass es vielen Menschen ähnlich geht, da sie Cosplay oft mit einfachem Verkleiden oder Fasching gleichsetzen. Aber als sie merkte, wie sehr mein Herz dafür brennt und wie viel Arbeit hinter jedem einzelnen Kostüm und Bild steckt, begann sie, die Kunst dahinter zu erkennen. Sie fragte mich sogar, ob ich nicht Mitglied im Kunstraum Obervellach werden möchte. Als ersten vorsichtigen Einstieg haben wir dann in Obervellach die Kostüme öffentlich vorgestellt. Für nächstes Jahr planen wir gerade ein gemeinsames Event mit dem Kunstraum.
Die Frage nach dem Wunsch liegt heut‘ bei Ihnen wiederum auf der Hand!
Wie sollte es anders sein – ich will irgendwann nach Japan, der Heimat von Anime, Manga, Cosplay und Co.
Wie passt denn da der OVT vielleicht noch hinein, gerne final gefragt?
Ich lese den Volltreffer sehr gerne und freue mich besonders, weil aus der Region berichtet wird UND dass auch ich mit meiner Kunst vorgestellt werde.
Kurz gefragt:
Patricia Egger
(Obervellach)
Cosplayerin
Sternzeichen: Steinbock
Ich lese gerne: Verschiedenes, aber am liebsten Fantasy-Romane
Leibgericht: Gebackener Camembert
Lieblingsfarbe: Türkisblau
Glücksbringer: Mein Sohn Kano
Glückwunsch hinterlassen
Kommentar verfassen