Vieles von der Seele geschrieben
Vom Leben einer Biologie-Studentin kurz vor dem Abschluss bis zum völligen Absturz – ein Jahr in Obdachlosigkeit in Wien und mehrmaligen Psychiatrieaufenthalten – hat Eva Renner-Martin aus Metnitz (Gemeinde Lurnfeld) alles hinter sich. In ihren Büchern versucht sie diesen Lebensabschnitt und ihre Erkrankung aufzuarbeiten. Sie möchte auch sensibilisieren und psychisch Erkrankten damit eine Stimme geben.
Vor rund 15 Jahren änderte sich für die heute 40-jährige Eva Renner-Martin in sehr kurzer Zeit das Leben grundlegend. Im Biologie-Studium an der Universität Wien war sie schon sehr weit, stand vor der Diplomarbeit. Nur noch drei Prüfungen hätten gefehlt. Doch es kam dann alles anders als geplant. Mit 26 Jahren manifestierte sich bei ihr eine psychische Erkrankung, ausgelöst durch Stress und Existenzdruck. In Folge verbrachte sie ein Jahr obdachlos in Wien. Ein Jahr des „Zu Fuß-Gehens“ oder „Durch-Straßen-Rennens“, wie sie es in ihrem Buch beschreibt. Ihre nächsten fünf Jahre waren geprägt von sieben Psychiatrieaufenthalten in Klagenfurt, die sich mit langen Reisen und Aufenthalten in Bosnien, Marokko, Nordeuropa und sogar Toronto abwechselten - meist ohne Geld und „mit einem Fuß auf der Straße lebend“. Mittlerweile lebt Eva Renner-Martin wieder im Haus ihrer Mutter in Metnitz und schreibt. Sie verfasste auch Beiträge für Straßenmagazine, wie das Grazer „Megaphon“, im Wiener „Augustin“ erschien erst kürzlich ein längerer Artikel über ihr Leben wieder zurück im „Dorf“.
Keine Geheimnisse
Das Schreiben liegt ihr. Während ihrer Gymnasium-Zeit erhielt sie den Würdigungspreis des Kärntner Jugendlyrikpreises. Schreibend versucht sie jetzt auch das Schweigen zu überwinden, das psychisch Erkrankte und psychische Erkrankungen oft umgibt. „Wichtig ist mir beim Bücherschreiben in meiner Situation, dass auch psychisch erkrankte Menschen eine Stimme haben, und man als erkrankter Mensch kein Mensch zweiter Klasse ist. Noch immer scheuen sich viele damit öffentlich aufzutreten“, so Renner-Martin. Psychische Erkrankungen sind oft mit Ausgrenzung und Scham behaftet. „Ich zum Beispiel schämte mich nicht besonders meine Lebensgeschichte und den Krankheitsausbruch öffentlich zu machen, und hab auch keine Geheimnisse, da meine Lebensgeschichte sehr abenteuerlich war. Auch während Erkrankungsschüben reiste ich viel in der Welt herum“, sagt sie heute selbstbewusst. Mit ihren Büchern will sie Betroffenen Mut machen und etwas aus ihrer Erfahrung weitergeben, „Empathie erzeugen, vielleicht“.
Vier Bücher
Ihr eines ihrer Bücher heißt „Gedankensammlung mit schwarzer Katze. Die Geschichte einer psychischen Erkrankung.“ Ihre Geschichte verwebt sie darin dicht mit der von Kater „Fritzi“, den sie als Katzenbaby verwahrlost auf einem Bauernhof gefunden und aufgepäppelt hat und gibt Einblick in die schizophrene Erkrankung, die sie seit dem Studentinnenalter meistert. Erschienen ist die „Gedankensammlung“ im united p.c. Verlag (www.united-pc.eu ). Weiters herausgebracht hat sich auch einen „Leidensbericht einer psychisch Kranken“ und ein „Kleines Gedicht-Potpourri“, beides ebenfalls im united p.c. Verlag erschienen. Ihr jüngstes und viertes Buch trägt den Titel „OBDACH-LOS“, es kam erst 2021 heraus und schaffte es gleich auf die Shortlist des Villacher Literaturstipendiums „Literatur im Süden“.