Seite 50 - Gemeindezeitungen

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2014
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hristina Nothdurfter war
schon immer eine Sports-
kanone. Vor rund zehn Jahren
stand die heute 20-Jähri-
ge wahrscheinlich vor der
wichtigsten
Entscheidung
ihres Lebens: Ballett oder
doch Schwimmtraining? Ihre
Freundin Denise Bachlechner
gab den Ausschlag. Chris-
tina entschied sich für das
Schwimmbecken und reihte
das Tanzparkett hinten an.
„Es war die richtige Entschei-
dung“, ist sich Christina heu-
te sicher. Nach nur wenigen
Wochen Training mit dem
Lienzer Kindertrainer Robert
Mair gelang der sympathi-
schen Gaimbergerin bereits
ihr erster Sieg bei einem Hob-
bywettkampf über die Brust-
strecke. Unter dem Osttiroler
Trainer-Aushängeschild Jo-
sef Mair reifte die Sportlerin
dann zu einer jungen Nach-
wuchsathletin von interna-
tionalem Format. Im Lien-
zer Dolomitenbad trainierte
Nothdurfter eine Stunde pro
Tag und schwamm sich so
zu den Jugend-Europameis-
terschaften 2009 in Prag und
2010 in Helsinki. „Teilweise
waren 15 andere Schwimmer
in einer Schwimmbahn, nicht
gerade die einfachsten Ver-
hältnisse. Allerdings hat Pepi
(Anm.: Josef Mair) damals
richtig gute Arbeit geleistet
und mich super aufgebaut“,
erinnert sich die Studentin an
die Anfänge ihrer Sportler-
karriere zurück.
Heute trainiert Nothdurf-
ter nicht nur im Leistungs-
zentrum Steiermark in ihrer
Wahlheimat Graz, sondern
auch in Südafrika. Unter dem
Projektnamen „DLP Project
2016“ bereitet der ehemalige
deutsche Bundestrainer und
Ex-Coach der südafrikani-
schen Schwimmelite eine in-
ternationale Auswahl auf die
Olympischen Spiele 2016 in
Rio de Janeiro vor.
Nothdurfter trainiert in regel-
mäßigen Abständen mit Top-
stars wie Olympia-Sieger und
Weltrekordhalter Cameron
van der Burgh aus Südafri-
ka. „Am Anfang war es noch
sehr ungewohnt und ich hatte
ziemlichen Respekt vor den
Weltstars. Mittlerweile sind
sie zu wichti-
gen Freunden
geworden“, so
die Gaimberge-
rin. Dirk Lange
ist auf jeden
Fall überzeugt
von der jungen
Osttirolerin und
sieht eine mög-
liche EM-Teil-
nahme in Berlin
vom 13. bis 24.
August 2014 als
richtungswei-
senden Punkt
ihrer Karriere:
„Christina hat
sich im letz-
ten Jahr sicher
unter die zwei,
drei stärksten
Brustschwim-
merinnen der Nation vorgear-
beitet. Eine Teilnahme an der
EM wäre ihre erste echte in-
ternationale Meisterschaft als
Profi - für Christina wäre das
eine richtig große Geschich-
te.“
Die vom OSV geforderte
Mindestzeit schwamm Noth-
durfter bereits Ende Mai bei
einem Wettkampf in Bratis-
lava, allerdings einige Tage
zu früh, denn der Österrei-
chische
Schwimmverband
hat genaue Zeitfenster vorge-
geben, in denen die Athleten
ihre Leistungen zeigen müs-
sen. Im Frühsommer spielte
die Gesundheit nicht ganz mit
und es gelang der jungen Ost-
tirolerin nicht, ihre Topmarke
erneut abzurufen. Viel Zeit
bleibt ihr dazu nicht mehr -
bei den steirischen Meister-
schaften Anfang Juli in Graz
und eine Woche später in Bel-
grad muss Nothdurfter ihre
Kräfte bestmöglich bündeln.
„Es wäre von Vorteil, wenn
sie es schaffen würde, denn es
ist die letzte Europameister-
schaft vor den Olympischen
Spielen 2016 in Brasilien“,
hofft ihr Trainer auf eine Zeit
von mindestens 00:32,59 Se-
kunden über ihre Paradediszi-
plin, die 50 Meter Brust.
Dass es bis nach Rio noch ein
weiter Weg ist, ist der jungen
Athletin bewusst. Sie vertraut
auf ihre große Stärke. „In
kurzer Zeit viel Kraft aufzu-
bauen.“ Um topfit zu bleiben,
überlässt die Wahlsteirerin
nichts dem Zufall. Bereits
um 06:00 Uhr ist Christina
auf den Beinen, eine Stunde
später zieht sie im Becken
bereits beim morgendlichen
Schwimmtraining ihre ers-
ten Runden. Um 09:00 Uhr
geht der Vormittag in der
Kraftkammer weiter, ehe am
Nachmittag wieder Training
im Wasser auf dem Pro-
gramm steht. Vor allem an ih-
rer Ausdauer will Nothdurfter
noch arbeiten, es ist eine ihrer
Schwächen, erklärt sie.
„Zwischendurch“ beschäftigt
sich Christina mit ihrem Stu-
dium. „Später möchte ich als
Sport- und Psychologielehre-
rin arbeiten, mein Traumbe-
ruf seit meiner Kindheit. Da-
ran hat sich bis heute nichts
geändert“, erklärt die Lehr-
amtstudentin. Ist der Tag dann
noch nicht zu Ende, verbringt
Nothdurfter die restlichen
Stunden mit ihrem Freund,
der ebenfalls Schwimmer
ist. Er soll sich um die zwei-
te Schwäche von Christina
kümmern, das Nervenkos-
tüm. Mentale Stärke ist im
Spitzensport ein unverzicht-
bares Kriterium: „Manchmal
kann ich Trainingsleistungen
im Wettkampf leider noch
Erfolgswelle - Christina Nothdurfter
Fotos: Marion Luttenberger