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Virgen
Aktiv
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I
Virgen im Ersten Weltkrieg
Nein, es folgt keine Kriegsberichterstat-
tung, sondern diesmal und in den nächs-
ten Jahren ein interessantes Dokument
über die Zustände in unserem Dorf
während der Jahre 1914 bis 1918, ver-
fasst und in der Volksschul-Chronik fest-
gehalten von der damaligen (provisori-
schen) Schulleiterin, Schwester Kassiana
Letzner. 1914/1915 hat sie zusammen-
gefasst; ich erlaube mir, diese Aufzeich-
nung zu trennen und die Ereignisse dem
jeweiligen Jahr zuzuordnen. Ansonsten
ist hier der Originaltext mit allen – oh-
nehin seltenen – Rechtschreibfehlern
und eigenartigen Formulierungen wie-
dergegeben. Von mir eingefügte Ergän-
zungen stehen immer zwischen [ ..... ]
Vorbemerkung: Das tödliche Attentat
auf den österreichischen Thronfolger
und seine Frau war der unmittelbare An-
lass für den Ausbruch des Ersten Welt-
krieges. Die Ursachen hingegen began-
nen schon Jahre und Jahrzehnte davor –
sie schaukelten sich immer weiter auf,
bis es fast zwangsläufig zur „Explosion“
kommen musste.
Deutschland: Frankreich wollte den Erz-
feind Nummer 1 bei jeder sich bieten-
den Gelegenheit schwächen und neben-
bei Elsass-Lothringen zurückgewinnen.
Die Briten, ebenfalls mächtige Gegner,
sahen in der Kolonialpolitik Deutsch-
lands bzw. im rasanten Ausbau der deut-
schen Kriegsflotte eine von vornherein
zu unterbindende Bedrohung ihrer Inter-
essen.
Österreich-Ungarn: Nach dem russisch-
türkischen Krieg wurde die Monarchie
im Jahr 1878 mit der Verwaltung von
Bosnien-Herzegowina betraut; dadurch
fühlte sich das Königreich Serbien
übergangen und betrieb im Laufe der
Zeit eine zunehmend aggressive Politik
gegenüber Österreich. Wegen der dau-
ernden Belgrader Provokationen verbot
die Regierung in Wien 1906 den Import
von Schweinen aus Serbien. Das traf die
überwiegend bäuerliche Bevölkerung des
Landes im Mark und verstärkte noch
ihren Hass auf Österreich (Schweine-
haltung war eines der wichtigsten
„Standbeine“ serbischer Landwirtschaft).
Aus diesem Grund nennen manche His-
toriker den Ersten Weltkrieg auch
„Schweinekrieg“.
Als dann die kaiserlich-königliche
Außenpolitik 1908 den Fehler beging,
Bosnien-Herzegowina heimlich, still
und leise zu annektieren (dem Reich als
VIRGEN IM ERSTEN WELTKRIEG
Das Attentat in Sarajevo wurde natürlich nicht fotografiert, sondern danach zeichnerisch rekonstruiert. Hier eine eher selten zu sehende
Darstellung: Gavrilo Princip, der Attentäter, mit Hut und Pistole in der Mitte des Bildes, seine Opfer oben links im Auto mit offenem
Verdeck, entsetzte Gesichter der Umstehenden.
Nebenbei: Serbien lieferte den Mörder an Österreich aus, da er zum Zeitpunkt der Tat noch nicht volljährig war, konnte kein Todesurteil
gefällt werden – er starb 1918 imGefängnis an Knochentuberkulose.